Offenbach bereitet Wärmewende vor

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Symbolbild Fernwärme (Foto: wilhei auf Pixabay)

Magistrat stimmt Erstellung der kommunalen Wärmeplanung zu

Wo in Offenbach wird künftig die Fernwärme ausgebaut? Für welche Gebiete ist eine Wärmepumpe sinnvoller? Diese und weitere entscheidende Fragen sollen mit der kommunalen Wärmeplanung beantwortet werden. Der Magistrat hat in seiner jüngsten Sitzung – vorbehaltlich der Zustimmung der Stadtverordneten in ihrer Sitzung am 21. März – die Erstellung der Planung beschlossen. Bürgermeisterin und Klimadezernentin Sabine Groß erläutert: „Wir wollen mit der kommunalen Wärmeplanung wichtige Weichen zur Transformation unserer Wärmeversorgung stellen. Die Erstellung und insbesondere auch die spätere Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung wird in enger Zusammenarbeit mit der EVO erfolgen. Gemeinsam mit allen Bürgerinnen und Bürgern in Offenbach möchte ich das Thema Wärmewende angehen – auch und gerade weil ich weiß, dass das eine große Aufgabe ist und viele Menschen sich mit der Frage beschäftigen, wie ihr Haus zukünftig geheizt werden soll“.

Ergebnisse ab Mitte 2026

Die Wärmewende ist ein erklärtes Ziel der Stadt Offenbach auf dem Weg zur Klimaneutralität auf kommunaler Ebene. Mit der Erstellung der kommunalen Wärmeplanung bis zum 30. Juni 2026 will die Stadt Offenbach auch der zukünftigen Verpflichtung durch das Wärmeplanungsgesetz der Bundesregierung nachkommen. Viele fragen sich schon heute, ob ihr Haus künftig an die Fernwärme angeschlossen werden kann oder ob sie auf Alternativen, wie etwa Wärmepumpen, setzen müssen. Mit der Kommunalen Wärmeplanung soll Klarheit darüber entstehen, wo konkret das Fernwärme-Netz im Stadtgebiet ausgebaut werden kann und wo sich Eigentümer und Mieter auf eine andere Wärmeversorgung ausrichten müssen. Schritt für Schritt soll dann für das Heizen die Umstellung auf Erneuerbare Energien, beispielsweise durch Nutzung von Abwärme (zentrale Versorgung durch Fernwärme) oder Wärmepumpen (dezentrale Wärmeversorgung) vollzogen werden.

Wichtig zu wissen ist: Die Wärmeplanung durch das Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz ist laut Gesetz eine rechtlich nicht bindende, strategische Planung. Sie stellt einen Fahrplan dar, der neben der Versorgungssicherheit auch den kosteneffizientesten Weg zu einer klimafreundlichen Wärmeversorgung aufzeigen soll.

Die Stadt wird jedoch nicht bis zum Juni 2026 mit Maßnahmen im Bereich der Wärmewende warten, sondern die Zeit nutzen, um zum einen das kostenlose Energieberatungsangebot für Gebäudebesitzer auszuweiten und zum anderen Vorbereitungen für den Ausbau der Fernwärme effizient und effektiv umzusetzen. Insbesondere beim Ausbau der Fernwärmenetze ist zu berücksichtigen, dass die Ressourcen von Dienstleistern, Fachkräften, Materialen und Fahrzeugen auf dem Markt beschränkt sind.

Erhebliche Anstrengungen in der Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung

Von erheblichen Anstrengungen in der Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung geht auch EVO-Vorstandsvorsitzender Dr. Christoph Meier aus: „Wir müssen für den Netzausbau an vielen Stellen in der Stadt tiefe Löcher graben und breite Gräben ziehen. Daran führt kein Weg vorbei. Aber Investitionen in die Infrastruktur der Stadt sind immer auch Investitionen in Versorgungssicherheit und Klimaschutz – im Interesse der heutigen und der künftigen Generationen.“ Bereits jetzt werden laut Dr. Meier in Offenbach nahezu vierzig Prozent der leitungsgebundenen Heizwärme durch Fernwärme abgedeckt, weil in einem großen Teil der Innenstadt bereits ein entsprechendes Netz liegt. Gleichwohl werden noch immer zahlreiche Haushalte mit Erdgas oder Heizöl als Energieträger versorgt. Ziel ist es, sich von diesen fossilen Brennstoffen zu verabschieden.

Die EVO will bis zum Jahr 2030 ihren Kunden grüne Fernwärme liefern. Dabei setzt das Unternehmen vor allem auf die innovative Nutzung von Abwärme – etwa aus Rauchgasen, aus Turbinendampf oder aus der Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren. Wer sich an die Fernwärme anschließen lasse, habe – so die EVO – damit automatisch die Vorgaben des Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG) von 65 Prozent erneuerbare Energien beim Einbau einer neuen Heizung erfüllt: „Wir erledigen das, der Kunde muss auf nichts achten. Wo keine Fernwärme in Frage komme, würden andere zukunftsweisende Technologien eine wichtige Rolle spielen – etwa die Wärmepumpen.

Die EVO erwirtschafte bei der Verlegung der Anschlüsse keine Gewinne, machte der EVO-Manager weiter deutlich. Gleichwohl könne er den Unmut aus der Bürgerschaft wegen der Anschlusskosten nachvollziehen. „Wir haben verstanden – deshalb werden wir gemeinsam mit der Stadt kurzfristig handeln.“ Die EVO entwickele gegenwärtig ein Angebot mit entsprechenden vergünstigten Pauschalpreisen. Dr. Meier: „Wir wollen künftig Aufträge für die Hausanschlüsse nicht mehr einzeln, sondern gebündelt vergeben. Dadurch erhoffen wir uns – bei entsprechender Nachfrage der Bürger – Mengenvorteile und damit geringere Kosten für die Kunden.“ Ein solch begrenztes Angebot solle noch in diesem Frühjahr der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Zusammengefasst ist die kommunale Wärmeplanung ein wichtiger Schritt zur Erreichung der Klimaneutralität in Offenbach am Main. Durch die kommunale Wärmeplanung werden auch verschiedene Maßnahmen (z. B. Ausbau der „Nah- und Fernwärmenetze“ und Erneuerbare Energien zur „Wärmeversorgung“) aus dem Klimakonzept 2030 gebündelt bearbeitet. Bürgermeisterin Sabine Groß: „Es gibt noch viele Herausforderungen für die Umsetzung der Wärmewende zu bewältigen. Aber ich bin zuversichtlich, dass uns dies gemeinsam gelingen wird, weil wir auf das Engagement und die Innovationskraft der Beteiligten in unserer Stadt zählen können.“

Was beinhaltet die kommunale Wärmeplanung genau – eine Übersicht

Die Planung sieht eine Bestands- und Potenzialanalyse, die Einteilung des Stadtgebiets in Eignungsgebiete sowie ein Zielszenario vor. Auf diesen Grundlagen wird anschließend ein Umsetzungskonzept entwickelt. Die Öffentlichkeit wird an dem Vorhaben beteiligt.

Bestandsanalyse: Hier geht es um die Erhebung von Daten über den aktuellen Status der Energieversorgung und der Energieverbräuche in Offenbach.

Potenzialanalyse: In dieser Phase wird analysiert, welche Potenziale zur Erzeugung von Wärme aus erneuerbaren Energien, zur Nutzung von Abwärme und zur zentralen Wärmespeicherung bestehen. Ebenfalls werden die Potenziale zur Energieeinsparung durch die energetische Sanierung von Gebäuden berechnet.

Zielszenario: Basierend auf den vorherigen Analysen zeigt das Zielszenario auf, wie die Energieversorgung durch auf erneuerbare Energien und Abwärme in Offenbach für 2045 aussehen soll. Dies beinhaltet auch den zukünftig jährlichen Energieverbrauch der gesamten Wärmeversorgung.

Einteilung des Stadtgebietes in verschiedene Eignungsgebiete: In diesem Schritt wird das Stadtgebiet in voraussichtliche Wärmeversorgungsgebiete eingeteilt. Hierbei sollen sowohl Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen (Kosten und Energiepreise) wie auch das Thema Versorgungssicherheit neben den ökologischen Aspekten miteinfließen. Laut Gesetz sind Wärmeversorgungsarten besonders geeignet, die im Vergleich zu anderen in Betracht kommenden Wärmeversorgungsarten geringe Wärmegestehungskosten, geringe Realisierungsrisiken, ein hohes Maß an Versorgungssicherheit und geringe kumulierte Treibhausgasemissionen bis 2045 aufweisen, wobei die Wärmegestehungskosten sowohl Investitionskosten einschließlich Infrastrukturausbaukosten als auch Betriebskosten über die Lebensdauer umfassen.

Umsetzungskonzept: Für die kommunale Wärmeplanung wird auch ein Umsetzungskonzept erstellt, welches Strategien und Maßnahmen zur Implementierung aufzeigt. Hier liegt der Fokus auf Maßnahmen, die die Kommune selbst oder vor Ort durch Dritte umsetzen kann.

Information und Beteiligung: Die Erstellung der kommunalen Wärmeplanung soll intensiv durch Informations- und Beteiligungsformate begleitet werden. Hierzu wird auch ein eigenes Beteiligungskonzept erstellt werden. Die Vorgehensweise und die Ergebnisse sollen transparent dargestellt und besprochen werden. Zu den Ergebnissen der Bestands- und Potenzialanalyse wird es auch für die Öffentlichkeit die Gelegenheit zur Abgabe von Stellungnahmen geben.

Kontaktdaten für Bürgerinnen und Bürger:
Für Fragen und Informationen zur kommunalen Wärmeplanung steht der Öffentlichkeit das Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz als Ansprechpartner zur Verfügung:

Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz:
E-Mail: umweltamt@offenbach.de
Telefon: 069 8065-2557

Bei Fragen rund um die Fernwärme steht die EVO als Ansprechpartnerin zur Verfügung:

Energieversorgung Offenbach AG:
Telefon: 069 8088 0999
Internet: www.evo-ag.de

(Text: PM Stadt Offenbach)