Hessenpark: Jahresrückblick auf die Museumssaison 2023

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Gute Resonanz: 2023 fanden 223.923 Gäste ihren Weg ins Freilichtmuseum Hessenpark. (Foto: Harald Kalbhenn)

Wegweisende Ausstellungs- und Hauseröffnungen, gut besuchte Großveranstaltungen, neue Veranstaltungsformate wie das Apfelweinfest oder die Saatgutbörse und weit über 200.000 Besucher – das Freilichtmuseum Hessenpark kann auf eine erfolgreiche Museumssaison 2023 zurückblicken. Einzig das Wetter spielte in den Oster- und Herbstferien nicht mit und verhagelte noch bessere Gästezahlen. Mit der Resonanz ist Museumsleiter Jens Scheller dennoch zufrieden: 2023 fanden 223.923 Gäste ihren Weg ins Freilichtmuseum Hessenpark. Im Vergleich zu 2022 mit 230.028 Besucher*innen ist ein leichter Rückgang von 2,7 Prozent zu verzeichnen. „Natürlich ist uns ein Plus lieber“, erklärt Scheller. „Doch mit diesem minimalen Rückgang können wir ebenfalls gut leben.“ Rechnet man die 29.619 reinen Marktplatzgäste hinzu, haben im vergangenen Jahr 253.542 Personen den Weg ins Freilichtmuseum gefunden. Damit gehört der Hessenpark zu den besucherstärksten Museen in Hessen.

Den Einstieg ins Musemsjahr 2023 hatte Scheller mit seiner großen Führung zum Saisonstart selbst übernommen. Kurz darauf folgte die Eröffnung der Sonderausstellung „Trüb und klar. Unser täglich Wasser?“. Thematisiert wurden hier die vielfältige Bedeutung des Wassers im Alltag und die weitreichenden Folgen des hohen Wasserverbrauchs. Im Haus aus Gemünden griff der Hessenpark Ende April die Sammlungsübernahme aus dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt ins Freilichtmuseum auf: „Besonders alltäglich“ zeigte die außerordentliche Vielfalt der übernommenen Objekte. Einer Spiegelreflex-Ikone der 1960er-Jahre widmete sich die Ausstellung »Nikon F« im Fotohaus. Diese Kamera hat die Reportage-Fotografie in den 1960er-Jahren – und damit unser Bild von dieser Zeit – entscheidend geprägt. Noch bis zum 1. April 2024 zu sehen ist die Ausstellung „Ein neues Gebäude für unsere Museumsverwaltung in der Scheune aus Emstal Sand. Der Blick auf die 16 eingereichten Wettbewerbsbeiträge für das neue Hessenpark-Verwaltungsgebäude in Strohballenbauweise ist nicht nur für Architekt*innen spannend.

Seit Juni 2023 zu besichtigen: die neue Ausstellung „Horex – Motorräder aus Bad Homburg“. (Foto: Jennifer Furchheim)

Eine Reihe neuer Attraktionen setzte spannende Besuchsimpulse, die weit über das Jahr 2023 hinausreichen: Seit Juni ist die neue Ausstellung »Horex – Motorräder aus Bad Homburg seit 1923« zu sehen. Ort der Präsentation ist das Haus aus Holzhausen in der Baugruppe Nordhessen, das damit erstmals für Gäste zugänglich wurde. Neben Motorrädern wie der legendären Horex Regina aus den 1950er-Jahren wird auch der Firmengeschichte nachgespürt – so sind unter anderem auch Einmachgläser der Marke »Rex« zu sehen. Im Juli fand in der Baugruppe Rhein-Main die Wiedereröffnung des Geologischen Lehrpfads statt. Neue, ansprechend gestaltete Tafeln liefern nun Informationen über die Gesteine Hessens. Alle, die sich gerne interaktiv und spielerisch mit dem Thema auseinandersetzen möchten, kommen mit einer digitalen Rallye für das Smartphone auf ihre Kosten.

Seit September können Museumsgäste, ebenfalls in der Baugruppe Rhein-Main, die Container aus der ehemaligen Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete betreten. In der neuen Dauerausstellung »Auf der Suche nach Asyl. Containerunterkunft aus Oberursel« werden die Geschichte der Unterkunft sowie die Hintergründe von Flucht und Vertreibung in den 1990er-Jahren erklärt. Einzeln herausgegriffene Beispiele, Personen und Geschichten veranschaulichen die Situation der Geflüchteten für Besucher*innen. Nachdem das Fachwerk-Musterhaus in den vergangenen Jahren als Schaubaustelle diente, ist es seit Mitte Oktober öffentlich zugänglich. Das Äußere des Gebäudes zeigt eine sorgsam restaurierte Holzkonstruktion mit zeittypischen Zierformen und unterschiedlichen Ausfachungsmaterialien. Ein angebauter Wintergarten erweitert die Wohnfläche. Im Inneren können sich Fachwerkinteressierte darüber informieren, wie sich moderne Wohnansprüche in einem historischen Fachwerkhaus verwirklichen lassen. Ergänzend greifen Präsentationen und offene Bauteile Fragen rund um die Revitalisierung, Sanierung und energetische Ertüchtigung historischer Fachwerkhäuser auf. Derzeit befindet sich die Ausstellung in einer mehrmonatigen Erprobungsphase: Bietet das Musterhaus die bestmögliche Erfahrung für interessierte Besucher*innen? Finden Hausbesitzer*innen alle Informationen, die sie suchen? Ist das digitale Zusatzangebot intuitiv nutzbar? Bis zum 7. April haben Besucher*innen die Möglichkeit, ihre Wünsche, Erwartungen und Vorschläge rund um die Präsentation zu artikulieren.

Im Haus Jäger aus Anspach ist seit Herbst letzten Jahres die neue Dauerausstellung „Wandern? Taunus!“ zu sehen. Das Wandern ist eine der liebsten Freizeitbeschäftigungen in Deutschland. Nicht erst seit der Corona-Pandemie sind die deutschen Mittelgebirge beliebte Wanderziele für alle Altersgruppen. Wandervereine wie der Taunusklub spielen, z.B. für die Wegemarkierungen, bereits seit ihrer Gründung im 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Ein anderer Raum der Ausstellung zeigt die vielfältigen Aufgaben des Taunusklubs. Auch der Geschichte des Wohnhauses sind zwei Räume gewidmet.

Auch in Sachen Aufenthaltsqualität hat sich viel getan: Seit Juli ist das neue »WC-Paradies« in der Baugruppe Mittelhessen geöffnet. Der Entwurf geht auf den international renommierten Architekten Jochem Jourdan zurück. Er hat eine gestalterische Typologie für die Funktionsgebäude des Hessenparks entwickelt, die hier erstmals zur Anwendung kam. Das Gebäude entspricht modernsten Anforderungen, ist barrierefrei zugänglich, bietet eine große Familientoilette mit einem Wickeltisch und kleinen Toiletten und Waschbecken für Kinder.

Letztes Jahr gedreht, dieses Jahr zu sehen – der Ulrich Tukur-Tatort „Murot und das 1000-jährige Reich“. (Foto: Sonja Fouraté)

Zu den wichtigen Ereignissen des letzten Jahres gehörte auch der Tatort-Dreh im April und Mai mit Ulrich Tukur. 12 Drehtage und damit die Hälfte der gesamten Aufnahmezeit haben im Hessenpark stattgefunden. Das Museum spielt also eine wichtige Rolle in dem ARD-Krimi, der im Herbst/Winter 2024 ausgestrahlt wird.

Museumsleiter Jens Scheller blickt mit Stolz auf das vergangene Musemsjahr. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und eine Reihe von längerfristigen Projekten fertiggestellt. Unser Freilichtmuseum, das sich jetzt Museum des Landes Hessen für Alltagskultur nennen darf, ist damit noch attraktiver geworden.“ Entsprechend selbstbewusst geht das Museumsteam ins Jubiläumsjahr 2024. Ab dem 1. März wird der 50. Hessenpark-Geburtstag mit vielen Aktionen gefeiert. Bis dahin hat das Freilichtmuseum samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet und bietet ein kleines, aber feines Winterprogramm.

(Text: PM Freilichtmuseum Hessenpark)