Fragezeichen hinter Solarpark an der Thomashütte in Eppertshausen

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Auf der „Merck-Wiese“ nahe Eppertshausen soll ein riesiger Solarpark entstehen. Das Foto zeigt den westlichsten Zipfel der Fläche mit einem Teil des Gutshofs Thomashütte im Hintergrund. (Foto: jedö)

Vergangenen Sommer hielt ein neues Thema Einzug ins Eppertshäuser Ortsgespräch und in die Kommunalpolitik: Damals trat die Greenovative GmbH aus Nürnberg mit ihrem Plan an die Öffentlichkeit, die im Volksmund nach dem früheren Eigentümer benannte „Merck-Wiese“ zwischen dem Gutshof Thomashütte und dem Rallenteich mit einer riesigen Photovoltaik-Anlage zu bebauen. Neben einer Investition von 7,5 Millionen Euro und finanziellen Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürger hätte dies auch die zumindest rechnerische Versorgung sämtlicher 2 700 Haushalte in Eppertshausen mit Solarstrom zur Folge. Ein halbes Jahr später ist das Projekt ins Stocken geraten, was einen Hauptgrund hat.

Zunächst muss man verstehen, weshalb der fränkische Investor gerade die 91 454 Quadratmeter an der Thomashütte (die derzeit noch in Privatbesitz und von Greenovative noch nicht erworben sind) für die Energieerzeugung entwickeln will. Das Unternehmen hält sie unter anderem deshalb für eine Freiflächen-PV-Anlage geeignet, weil in der Nähe eine (von e-Netz Südhessen betriebene) Mittelspannungsleitung existiert. Zudem liegt die Fläche außerhalb von Schutzgebieten und besteht größtenteils aus einer Wiese, die landwirtschaftlich allenfalls extensiv genutzt wird. Heißt: Angebaut wird dort nichts, ab und an weiden dort aber mal Schafe. Einige Bäume müssten für die Anlage wohl allerdings gefällt werden. Nicht zuletzt machte die Offerte eines Maklers vor einiger Zeit darauf aufmerksam, dass sich der bisherige Besitzer von seinem Grund trennen möchte.
Unter diesen Vorzeichen und der Begutachtung von Referenzprojekten, die Greenovative schon in die Tat umgesetzt hat, unterstützten im Juli 2023 Eppertshäuser Gemeindevertreter aller Couleur das Vorhaben, das nicht nur rund zehn Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen, sondern der Gemeinde auch Gewerbesteuer in die Kasse spülen soll. Mit der ökologischen Auswirkung der Errichtung der PV-Anlage auf der Merck-Wiese konnte sogar die SPD leben, in deren Fraktion etwa der engagierte Naturschützer Manfred Hechler mitwirkt. Die gigantisch anmutende Zahl von 15 500 Solarpaneelen soll auf Stelzen gebaut werden, so dass die Versiegelung des Bodens minimal ausfallen und die Beweidung durch Schafe weiterhin möglich sein soll.

Der bisherige Zeitplan sah das weitere Planungs- und Genehmigungsverfahren bis Ende 2024 und den Bau der Anlage in der ersten Jahreshälfte 2025 vor. Gingen die Gemeindevertreter vor einem halben Jahr aber noch davon aus, dass der Solarpark das initiierte Bauleitplanverfahren auf jeden Fall durchstehen würde, klingt das nun zumindest bei Bürgermeister Carsten Helfmann, dessen CDU in der Eppertshäuser Gemeindevertretung die absolute Mehrheit hat, anders. „Der große Knackpunkt ist im Moment, ob auf der Fläche Landwirtschaft oder Photovoltaik Vorrang haben soll.“

Aktuell steht die Merck-Wiese als Grünfläche im Regionalplan, müsste dort im Zuge eines Zielabweichungs-Verfahrens zur Fläche für die Energieerzeugung umdeklariert werden. „Das durchzufechten, ist sehr kompliziert“, weiß Helfmann. Bliebe es im Regionalplan aber bei der dortigen Grünfläche, könnte Greenovative sein Projekt nur dann umsetzen, wenn es in der Eppertshäuser Gemarkung eine neun Hektar große Ausgleichsfläche, die noch nicht Teil des lokalen Grüngürtels ist, auswiese. Die zu finden, ist aus Sicht des Eppertshäuser Rathauses unmöglich.

Deshalb hofft Helfmann nun aufs Land Hessen. „Von dort muss es erleichtert werden, solche Anlagen zu bauen. Es braucht viel mehr als bisher davon, um die Klimaziele zu erreichen.“ Seine Kommune werde nach der Konstituierung des neuen Landtags mit der GroKo aus CDU und SPD am 18. Januar „ins Gespräch mit den Ministerien gehen, auch über den Städte- und Gemeindebund“. Parallel müssen Grundbesitzer und Investor noch eine mögliche Verunreinigung des Bodens begutachten lassen. Helfmann hofft, dass die Gemeinde und der Investor, der auch selbst Betreiber würde, noch im ersten Quartal Gewissheit erlangen, ob der riesige Solarpark an der Thomashütte genehmigungsfähig ist.

(Text: jedö)