Wenig Holz nach Großbrand: Münsters Wald macht Minus

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Auf dem im Herbst neu eröffneten Naturerlebnispfad „Wisentwald“ kann man durch einen absichtlich tafellosen Holzrahmen (hier bei der Einweihung des Pfads mit Vertretern des Bundesforsts) in jenes Münsterer Waldgebiet schauen, das im Sommer 2022 von einem Großbrand betroffen war. Der hat schon 2024 negative Folgen für die Holzernte. Immerhin: Die Naturverjüngung auf dem Brandareal ist gut angelaufen. (Foto: jedö)

Der Waldwirtschaftsplan für 2024 macht der Gemeinde Münster wenig Freude: Ist der Forstbetrieb in manchen Jahren ein gutes Geschäft, so legt die Kommune diesmal voraussichtlich 30.000 Euro drauf. Geplanten Erträgen von rund 52.000 Euro stehen Aufwendungen von 82.000 Euro gegenüber. Nach dem Großbrand des Gemeindewalds nahe der Muna im Sommer 2022 gibt es von dort aber auch positive Nachrichten.

„Wir hatten auf dieser Fläche im ersten Jahr eine sehr gute Naturverjüngung“, sagt Sebastian Vocilka, Leiter des Forstamts Dieburg, in dessen Gebiet auch der Münsterer Gemeindewald fällt. Vor allem junge Birken und Pappeln kämen auf dem Areal neben dem im Herbst von Bundesforst, Deutscher Bahn und Gemeinde eingeweihten Naturerlebnispfad „Wisentwald“ neu aus dem Boden. „Das erste Jahr nach dem Brand ist von der Witterung her sehr günstig für die Waldverjüngung verlaufen“, fügt Vocilka an.

Insgesamt handele sich der Wald bei Münster auch deshalb um ein „hochspannendes Gebiet“, weil dort in jüngerer Vergangenheit nicht nur Feuer wütete, sondern auch Stürme größere Schäden hinterlassen haben. „Hier können wir vergleichen, wie sich eine Waldbrandfläche und eine Sturmfläche parallel entwickeln.“ Wobei Vocilka sogleich betont, dass derlei Ereignisse zunächst natürlich einen Rückschlag für das Ökosystem bedeuten und nicht wünschenswert seien. Nun, da beide Katastrophen binnen weniger Jahre dasselbe Gebiet heimgesucht haben, bietet sich dort aber zumindest die Chance, die Regeneration beider geschädigter Flächen intensiv zu beobachten und daraus Erkenntnisse zu ziehen.

Kurzfristig und auf den ersten Blick sorgte der Waldbrand vor anderthalb Jahren, der zu einem der größten Feuerwehreinsätze in der Geschichte des Landkreises führte, sogar für mehr Geld im Münsterer Gemeindesäckel: Der Waldwirtschaftsplan 2023 schloss mit einem Plus ab, weil 2022 viele Kiefern gebrannt hatten, deren Holz oberhalb des verkohlten Stumpfes aber noch verwertbar war und vermarktet werden konnte. Diesen Einmaleffekt gibt es im neuen Jahr nicht mehr. „Es wird im neuen Jahr ganz wenig Hiebsatz und Holzernte geben – und daraus kommt normalerweise das Geld“, erläutert Vocilka.

Rund 44.000 Euro aus dem Holzverkauf wird die Gemeinde 2024 noch einnehmen; hinzu kommen 8.000 Euro aus der Verpachtung des zugehörigen Jagdreviers. Nicht eingerechnet in den finanziell nur vermeintlichen Vorteil aus 2023 sind zudem die immensen Kosten für den Einsatz der Hilfs- und Rettungskräfte, der sich nicht im kommunalen Haushalt abbildete. „Kurzfristig spülen Ereignisse wie Brände und Stürme mehr Holz auf den Markt und damit Geld in die Kasse der Gemeinde“, fasst der Forstamts-Leiter zusammen. „Die Bestände werden dadurch aber auf null gesetzt, was sich deutlich länger negativ auswirkt.“

Insgesamt steche der Münsterer Gemeindewald ob der jüngsten Ereignisse im Vergleich mit den Wälder der benachbarten Kommunen, die von Bränden und Stürmen weniger heftig betroffen waren, hervor, sagt Sebastian Vocilka. „Die ganz großen Kahlflächen wie an der Muna haben wir in den anderen Revieren nicht.“ Allerdings seien die natürlichen Bedingungen auch recht unterschiedlich. Ein Vergleich etwa mit dem Kiefernwald bei Babenhausen oder Wald in höheren Lagen wie bei Groß-Umstadt sei schwierig. Das Forstamt Dieburg ist verantwortlich für 15.000 Hektar Wald. Ein Drittel davon gehört dem Land Hessen, rund 10.000 Hektar sind Kommunal- und Privatwald.

(Text: jedö)