Jan Stemme von ALMA-Die Grünen hat sein Amt im Münsterer Gemeindevorstand niedergelegt

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Zumindest auf öffentlicher politischer Bühne verstummt seine „Berliner Schnauze“: Jan Stemme hat sein Amt im Münsterer Gemeindevorstand aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. Am Montagabend ernannte ihn die Gemeindevertretung zum Ehrenbeigeordneten. (Foto: jedö)

Ernennung zum Ehrenbeigeordneten / Von 2016 bis 2021 Vize-Bürgermeister gewesen / Nachfolger Wolfgang Hemmer-Girod

„Als Vize-Bürgermeister mit Berliner Schnauze“ porträtierte unsere Zeitung im Sommer 2020 den Münsterer Jan Stemme. Damals saß er für die ALMA nicht „nur“ in Münsterer Gemeindevorstand, sondern war auch noch Erster Beigeordneter und damit Stellvertreter des damaligen Bürgermeisters Gerald Frank. Anderthalb Jahre später heißt der Verwaltungschef Joachim Schledt, spricht man in Münster von „ALMA-Die Grünen“ – und endet eine kommunalpolitische Ära: Stemme, seit der Wahl 2021 zwar kein Vize-Bürgermeister mehr, aber doch „einfaches“ Mitglied im Gemeindevorstand, zieht sich aus dem wichtigen Gremium zurück. In der Gemeindevertreter-Sitzung am Montagabend folgte für ALMA-Die Grünen Wolfgang Hemmer-Girod in den Gemeindevorstand – und Stemme wurde zum Ehrenbeigeordneten ernannt.

Doch warum hört Jan Stemme, dem auch politische Gegner die Leidenschaft fürs Ehrenamt nie absprechen konnten, nur zehn Monate nach Beginn der neuen fünfjährigen Wahlperiode auf? „Es sind gesundheitliche Gründe“, sagt der 71-Jährige. „Ich hatte vergangenes Jahr einen Herzinfarkt. Die Ärzte haben mir gesagt, dass ich kürzertreten muss.“ Genau das hat sich der Münsterer mit seinem jetzigen Abschied aus dem zeitaufwändigen und bisweilen nervenaufreibenden Engagement im Gemeindevorstand vorgenommen: „Die Gesundheit steht vorne.“

“Ich habe jetzt so lange Politik gemacht, dass da auch mal andere, Jüngere ran müssen”

Wobei Stemme augenzwinkernd betont, „dass ich jetzt nicht nur noch daheim sitze und auf das Ende warte“. Sein Infarkt sei glücklicherweise früh entdeckt worden und er habe sich gut erholt. „Doch ich habe jetzt so lange Politik gemacht, dass da auch mal andere, Jüngere ran müssen. Ich bin weiterhin Grüner und bringe mich in der Partei ein. Aber nicht mehr öffentlich in der bisherigen Funktion.“ Darüber hinaus werde er „versuchen, mich weiter in ehrenamtlicher Weise zu betätigen“. Unter anderem den Vorsitz im örtlichen Asylkreis und sein Vorstandsamt beim Sozialverband VdK wolle er fortführen.

In der Gemeindevertretung setzte sich der seit acht Jahren verrentete Wahl-Münsterer, der aus West-Berlin stammt, gelernter Chemotechniker ist und über seinen Job bei Merck nach Südhessen fand, schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert ein. 1994 startete er in der Baukommission, wurde 2001 ALMA-Fraktionsvorsitzender und war mit Ausnahme einer Pause (2006 bis 2011) immer als Abgeordneter dabei. 2014 kam er in den Gemeindevorstand, gewann bei den Kommunalwahlen 2016 erneut ein Mandat und wurde zum Ersten Beigeordneten „befördert“.

“Mit seinem Know-how und seiner offenen Art hat er viel für unsere Gemeinde erreicht”

Im Frühjahr 2021 schickten ihn ALMA-Die Grünen erneut in den Gemeindevorstand, wo angesichts der neuen politischen Mehrheiten inzwischen aber der Christdemokrat Norbert Schewe als Erster Beigeordneter und damit Vize-Bürgermeister fungiert. Besagte gesundheitlichen Gründe brachen Jan Stemmes Amtszeit nun früh ab. ALMA-Die Grünen würdigten Stemme am Wochenende in einer Pressemitteilung wie folgt: „Seine Beiträge haben an vielen Stellen die Diskussionen intern sowieso extern extrem bereichert und wir können gar nicht abschließend beschreiben, wie dankbar wir sind. Mit seinem Know-how und seiner offenen Art hat er viel für unsere Gemeinde erreicht.“

Sein Nachfolger Wolfgang Hemmer-Girod wohnt in Altheim und nennt als Motivation für seine Mitwirkung im Gemeindevorstand „die Herausforderung, für unsere Gemeinde mit einem Haushaltsvolumen von fast 30 Millionen Euro wichtige Personal- und Investitionsentscheidungen für ein zukunftssicheres und sympathisches Münster zu treffen“. Als wichtigstes Thema nennt Hemmer-Girod „nachhaltigen Klimaschutz für eine lebens- und liebenswerte Wohnumgebung“.

(Text: jedö)

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