Etwa 80 Vertreterinnen und Vertreter der katholischen Pfarreien und Einrichtungen im Dekanat Rüsselsheim haben sich am Samstag, dem 6. März, in einer Videokonferenz zum künftigen Pfarreienzuschnitt beraten. Nach den Vorgaben der Bistumsleistung sollen im bisherigen Dekanat Rüsselsheim, welches nahezu identisch mit dem Kreis Groß-Gerau ist, aus den bestehenden 19 Pfarreien drei neue größere Pfarreien entstehen. Die neuen größeren Pfarreien seien nicht nur als neue größere Verwaltungseinheiten zu sehen, sondern „sie sollen ein Netzwerk von Gemeinden sein“, wie Weihbischof und Generalvikar Dr. Udo Bentz betonte, der aus Mainz zugeschaltet war.
Schon im Vorfeld hatten die bisherigen Pfarreien des Dekanats dazu Vorschläge gemacht; viele der Pfarreien haben dafür die Gläubigen befragt. Aus den Vorschlägen hatten sich fünf Varianten ergeben, die jetzt als Diskussionsgrundlage dienten. In einem ersten Schritt bewerteten die Gemeinden die verschiedenen Vorschläge mit sogenannten „Widerstandspunkten“, um deutlich zu machen, welche Vorschläge für sie möglich waren und welche deutlich ausgeschlossen wurden. In einem kurzen Statement hatte je ein Vertreter der einzelnen Gemeinde zu Beginn des Ratschlags die Möglichkeit, zum Ergebnis der eigenen Gemeinde Stellung zu nehmen. Im Anschluss wurde das Ergebnis in mehreren Kleingruppen noch einmal intensiv diskutiert und danach im Plenum vorgestellt. Die Vorgehensweise sei „fast idealtypisch“, so Bentz. Für die konstruktive Gesprächsatmosphäre sprach er allen Anwesenden ein „dickes Danke“ aus.
Die Gemeinden der Mainspitze (Bischofsheim, Ginsheim, Gustavsburg) hatten bereits im Vorfeld dafür plädiert, mit den außerhalb des Dekanats gelegenen Pfarreienverbund Amöneburg, Kastel und Kostheim zu fusionieren. Darüber hinaus sind noch keine weiteren Entscheidungen gefallen. Dies war auch im Vorfeld klar, denn es handelte sich um einen „Ratschlag“, der nur eine Etappe auf dem Weg bis zur Entscheidung ist.
Am 23. März wird der Dekanatsrat das Dekanats-Votum zur Zusammensetzung der künftigen Einheiten verabschieden, bevor Bischof Kohlgraf zu Beginn des kommenden Jahres die „pastoralen Räume“ als Übergangsformen in Kraft setzt. Die tatsächliche Bildung der neuen Pfarreien soll sich dann nach und nach im Zeitraum bis 2030 vollziehen.
Weihbischof Bentz, seine Referentin Stephanie Rieth und Dr. Wolfgang Fritzen (Koordinierungsstelle Pastoraler Weg), die als Vertreter der Bistumsleitung an dem digitalen Ratschlag teilnahmen, fanden lobenden Worte für die Organisation des Ratschlages aber auch für den Ablauf des Gesamtprozesses im Dekanat. Der Ratschlag an sich sowie die Rückbindung in die Gemeinden und die damit verbundene Transparenz seien „einzigartig“ gegenüber den anderen Dekanaten, so Weihbischof Bentz. Er danke allen Beteiligten auf den verschiedenen Ebenen, sagte er in seinem Grußwort zu Beginn der Veranstaltung. Der Leiter der Koordinierungsstelle des Pastoralen Weges im Bistum Mainz, Dr. Wolfgang Fritzen, zeigte sich ebenfalls beeindruckt und ergänzte: „Ich bin überzeugt, dass Sie eine gute Entscheidung treffen werden“.
Souverän moderiert wurde der Ratschlag wieder von Katharina Unkelbach (Bildungswerk Südhessen) und Martin Buhl (Dekanatsprojektteam). Zwischen den Beratungen gab es auch wieder Momente des Innehaltens durch die Impulse der AG Geistlicher Weg. Auch die Teilnehmerzahl von rund 80 Haupt- und Ehrenamtlichen werteten die Mitglieder des Dekanatsprojektteams als starkes Zeichen.
Stichwort Pastoraler Weg
Schon seit dem Jahr 2019 ist das Dekanat Rüsselsheim unterwegs auf dem Pastoralen Weg im Bistum Mainz. Zunächst standen inhaltliche Fragen im Vordergrund: Zur Frage „Was brauchen die Menschen?“ wurden viele Interviews geführt, bevor sich die Gemeinden mit der Frage nach künftigen Schwerpunkten beschäftigten. Seit dem Herbst des vergangenen Jahres steht die Frage nach dem Zuschnitt der künftigen Pfarreien im Mittelpunkt. Dabei sollen im Dekanat Rüsselsheim (das etwa dem Landkreis Groß-Gerau entspricht) drei Pfarreien gebildet werden; die künftige Pfarrei aus dem Pfarreienverbund AKK und der Pfarrgruppe Mainspitze würde eine weitere Pfarrei bilden.
Der Pastorale Weg im Bistum Mainz ist ein Weg der Entwicklung und Erneuerung der Kirche im Bistum Mainz. Neben inhaltlichen Fragen geht es dabei um veränderte Strukturen: Weil die Zahl der Gläubigen, der Hauptamtlichen und dabei insbesondere der Priester in den nächsten Jahren weiter sinken wird, wird die Zahl der Pfarreien deutlich reduziert. Dieser Schritt soll gleichzeitig Erleichterungen beispielsweise in der Verwaltung bringen. Unterhalb der neu entstehenden größeren Pfarreien sollen aber die Gemeinden, in denen das pastorale Leben stattfindet, in ihrer bisherigen Form vor Ort erhalten bleiben.
Grundlegende Veränderungen etwa in der Frage des Frauenpriestertums oder die Aufhebung des verpflichtenden Zölibats für Priester werden zeitgleich im deutschlandweit stattfindenden Synodalen Weg diskutiert. Änderungen in diesen Fragen müssten aber auf weltkirchlicher Ebene, also in Rom, entschieden werden.
Weitere Informationen zum Pastoralen Weg im Dekanat Rüsselsheim finden sich unter:
www.bistummainz.de/dekanat-ruesselsheim