DARMSTADT (PM) – Nicht nur im Einsatz zeigen sich die Frauen der DRK-Bereitschaften von ihrer starken Seite: Im Ernstfall stehen die ehrenamtlich aktiven Helferinnen gemeinsam mit ihren männlichen Kameraden der Feuerwehr zur Seite, wenn es brennt.
Sie unterstützen den Regelrettungsdienst bei hohem Einsatzaufkommen. Bei einer Krise wie der Covid-19-Pandemie helfen sie, das Infektionsgeschehen einzudämmen. Beim Heinerfest oder einem Spiel des SV Darmstadt 98 leisten sie im Rahmen von Sanitätsdiensten einen Beitrag für die Sicherheit. Rund 300 Personen – darunter Rettungssanitäter, Rettungsassistenten sowie Notärzte – engagieren sich in den Bereitschaften des DRK Darmstadt, in den DRK-Ortsvereinen Arheilgen, Eberstadt, Darmstadt-Mitte und Wixhausen.
Etwa 120 davon sind Frauen. Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März wirft das DRK Darmstadt einen Blick auf das vermeintlich schwache Geschlecht und stellt vier Rotkreuzlerinnen aus den Bereitschaften vor.
Den Papst bekochen
Irmhild Horneff ist bereits seit den 1970er-Jahren beim DRK Darmstadt und insbesondere in der Bereitschaft des Ortsvereins Arheilgen ehrenamtlich aktiv. „Ich war damals bei der DLRG und bin über einen Sanitätskurs, der von einem Ausbilder des DRK gehalten wurde, auf die Rotzkreuzaktivitäten aufmerksam geworden“, erinnert sie sich. Wenig später hat die vierfache Mutter selbst Erste-Hilfe- sowie Sanitätskurse gegeben und im Laufe der Zeit viele Stationen im DRK-Katastrophenschutz hinter sich gebracht: So ist sie auch ausgebildete Sprechfunkerin, Feldköchin, war Bereitschaftsleiterin und ist Zugführerin. „Hessenweit war ich lange die einzige Frau in einer DRK-Führungsposition.“ Denkt sie an die Höhepunkte ihrer Bereitschaftsarbeit, sind es Einsätze wie der beim Besuch von Papst Benedikt XVI., der 2005 auf dem Marienfeld bei Köln zu rund 700.000 Menschen sprach. „Es war schon ein Erlebnis, den Papst zu bekochen.“ Aber auch Krisensituation wie die Flüchtlingskrise oder aktuell die Covid-19-Pandemie zählen zu den Herausforderungen, bei denen sie im Katastrophenschutz und speziell im Stab der Stadt Darmstadt mitgewirkt hat. An ihre Grenzen ist Irmhild Horneff beim DRK nie gekommen. Das mag womöglich auch daran gelegen haben, dass nahezu die ganze Familie – ihr Mann und drei ihrer Söhne – im DRK aktiv ist. Ihr Mann Albert Horneff wurde 2019 mit der Katastrophenschutz-Verdienstmedaille in Silber des Landes Hessen für sein umfangreiches Engagement geehrt. Irmhild Horneff hilft weiterhin regelmäßig in der Rotkreuzarbeit. Sie organisiert bis heute die Blutspendetermine in Arheilgen.
Eng verwoben: Berufliche und ehrenamtlich Laufbahn
Christin Krause ist seit 2006 aktives Mitglied und zurzeit kommissarische Bereitschaftsleiterin im DRK-Ortsverein Arheilgen. Bei ihr sind berufliche und ehrenamtliche Laufbahn relativ eng verwoben. Sie kam über ihr Freiwilliges Soziales Jahr zum Roten Kreuz, das sie im ambulanten Pflegedienst in Darmstadt absolvierte. Von dort wechselte sie in das Ehrenamt des DRK Darmstadt, machte zwei Jahre später eine Ausbildung als Tierarzthelferin und im Anschluss die zur Rettungssanitäterin. Für ihre Aufgaben im Katastrophenschutz hat sie außerdem Sanitätsausbildungen, Betreuungsausbildungen und den Grundlehrgang für Technik und Sicherheit abgeschlossen. Wie gut sie sich auf das Helfen im Bevölkerungsschutz versteht, hat sie nicht zuletzt gemeinsam mit Kameraden aus dem Ortsverein Arheilgen bewiesen, als sie 2018 den DRK-Bundeswettbewerb der Bereitschaften für sich entschieden haben. Seit 2013 ist Christin Krause Mutter einer Tochter. Auf die Frage, wie sie als Alleinerziehende das anspruchsvolle Ehrenamt meistert, antwortet sie: „Ich habe ein sehr gutes soziales Umfeld. Meine Familie und Freunde helfen mir.“ Gerade im Rettungsdienst gab es für sie als Frau schon Situationen, die sie körperlich durchaus gefordert haben. „Aber man arbeitet im Team und hilft sich in schwierigen Situationen.“ Bestimmte Aufgaben überlässt sie dennoch lieber Kameraden, die entsprechend ausgebildet sind oder über mehr Körperkraft verfügen: Dazu gehören der Umgang mit einer Kettensäge oder der Reifenwechsel bei einem Rettungswagen.
Einsatz in der Covid-19-Pandemie
Auch Anna Sviridova kennt die körperlichen Belastungen, die die Bereitschaftsarbeit oder die Arbeit im Rettungsdienst mit sich bringen können. „Schwere Patienten zu tragen, ist nicht einfach. Aber das schaffen trotzdem auch zwei Frauen.“ Sie ist seit 2018 aktives Mitglied in der Bereitschaft des DRK-Ortsvereins Darmstadt-Mitte, bei dem der 1. Betreuungszug der Stadt Darmstadt als Einheit des Katastrophenschutzes angegliedert ist. „Ich trainiere Kinder in Karate. Dafür habe ich damals einen Erste-Hilfe-Kurs besucht und dort von den DRK-Bereitschaften erfahren.“ Schon die Teilnahme am ersten Bereitschaftsabend hat sie begeistert. „Ich habe viele Leute kennengelernt und daraus sind einige Freundschaften entstanden.“ Mittlerweile hat sie unter anderem die Ausbildung zur Rettungssanitäterin absolviert und arbeitet nebenberuflich im Rettungsdienst mit. Sie ist stellvertretende Gruppenführerin der Sanitätsgruppe im DRK-Ortsverein Mitte und organisiert selbst Ausbildungen. 2020 war Anna Sviridova unter anderem an den Einsätzen während der Bombenentschärfung auf dem Darmstädter Messplatz und bei der Evakuierung von Bewohnern eines Pflegeheims beteiligt. „Wir mussten mit dem Coronavirus infizierte Bewohner von den Gesunden separieren. Die Arbeit im Vollschutzanzug war eine echte Aufgabe und recht anspruchsvoll.“ Jetzt während des Lockdowns finden Bereitschaftsabende nur im digitalen Format statt. Diese sind jede Woche sehr interessant und informativ gestaltet, aber sie freut sich schon darauf, wenn man sich wieder in Präsenz treffen kann. Denn es gibt noch einige DRK-Fachdienstausbildungen wie die Technik- und Logistik-Ausbildungen, die sie so bald als möglich machen möchte.
Kinder lernen spielerisch Bevölkerungsschutzthemen kennen
Annika Belloff ist ebenfalls schon lange beim Roten Kreuz. 2019 wurde sie für 10 Jahre aktive Dienstzeit mit der Katastrophenschutz-Medaille in Bronze geehrt. Dabei ist die zweifache Mutter im Katastrophenschutz nur in zweiter Reihe aktiv. In erster Linie kümmert sie sich um den Nachwuchs: nicht etwa nur um den eigenen, sondern auch um die nächste Rotkreuzgeneration. Von Beginn an hat Annika Belloff den Schwerpunkt ihrer ehrenamtlichen Arbeit auf das Jugendrotkreuz gelegt. Seit 2008 leitete sie die Jugendgruppen im DRK-Ortsverein Arheilgen. Gemeinsam mit ihrem Kameraden Jason Hotz hat sie 2017 als Kreisleitung die Gesamtverantwortung für das Jugendrotkreuz Darmstadt-Stadt übernommen. „Hier lernen Kinder die Katastrophenschutzarbeit des Roten Kreuzes spielerisch kennen – zum Beispiel, wie vermisste Personen koordiniert gesucht oder Zelte für Betroffene aufgebaut werden. Natürlich wird das altersgerecht in eine spannende Geschichte verpackt.“ Kinder beim Jugendrotkreuz werden sicher im Umgang mit Erste Hilfe. Sie bauen im Laufe der Zeit Berührungsängste ab und kümmern sich souverän um Verletzte. Vor dem Lockdown haben beim Jugendrotkreuz mehr Mädchen als Jungs ihre Freizeit verbracht. Geschlechtsspezifische Vorlieben bei den Freizeitaktivitäten gibt es durchaus zu sehen: „Die Jungs sind natürlich immer ganz fasziniert von den Fahrzeugen aus dem Katastrophenschutz, die sie sich bei Gelegenheit auch von Innen anschauen dürfen. Die Mädchen interessieren sich dagegen eher für Erste-Hilfe-Themen.“