Offenbach: Anlage zur Phosphatbeseitigung am Schultheis-Weiher wird im Frühjahr errichtet

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Phosphatbeseitigungsanlage, die im Schultheis-Weiher zum Einsatz kommt. (Foto: Almawatech GmbH)

Nach umfangreichen Planungen und Vorarbeiten im vergangenen Jahr kann rechtzeitig vor der Sommersaison 2022 die Anlage zur externen Phosphatbeseitigung am Schultheis-Weiher installiert werden.

Bürgermeisterin und Umweltdezernentin Sabine Groß: „Mit verschiedenen Maßnahmen wollen wir die Wasserqualität des Schultheis-Weihers verbessern. Die Phosphatanlage ist der wichtigste Baustein in diesem Konzept.“ Wie Groß weiter mitteilt, kann die Anlage auch nach Start des Badebetriebs im Mai noch aufgestellt werden. Sie warnt aber vor zu hohen Erwartungen: „Angesichts des unter dem Klimawandel extrem leidenden Weihers sollte niemand erwarten, dass wir durch die neue Anlage alle Probleme lösen und eine völlig ungestörte Badesaison bekommen. Die Erfahrungen in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass ungünstige Witterungsverhältnisse, die sich auf Flora und Fauna des Sees auswirken, auch künftig dazu führen können, dass wir den Badebetrieb zeitweise einstellen müssen. Wir erhoffen uns von der Phosphatbeseitigung aber eine wesentliche Verbesserung des Gewässerzustands, da wir die Nährstoffeinträge deutlich verringern können“, so Groß.

Heike Hollerbach, Leiterin des Amtes für Umwelt, Energie und Klimaschutz, erläutert das Ziel der Phosphatbeseitigung: „Die in einem Containermodul untergebrachte Anlage soll Phosphate aus dem Wasser entfernen und gleichzeitig den Sauerstoffgehalt erhöhen. Dafür werden über eine Saugleitung rund 30.000 Liter Wasser pro Stunde entnommen und in die Anlage geleitet.“

Die Anlage selbst besteht im Kern aus einer Phosphatfällungsstufe. Dort wird das Phosphat aus dem Wasser gelöst. Eine anschließende Mikrofiltration entfernt die gebildeten, phosphathaltigen Kleinstpartikel unter Druck. Die Anlage enthält ferner eine Luftsättigungsstufe sowie eine Flotationsstufe. Die beiden zuletzt genannten Systeme bewirken, dass durch den Lufteintrag unter Druck sowohl der Sauerstoff angereichert wird als auch ein feiner Luftnebel im Wasser entsteht, der die phosphathaltigen Flockungspartikel an die Oberfläche treibt. Dort werden durch einen Oberflächenabsauger (Skimmer) die aufgeschäumten Stoffe abgezogen und in einem Entsorgungsbehälter gelagert.

Pro Jahr werden 250 Millionen Liter Wasser behandelt

Über eine Internetanbindung wird die Funktion der Anlage und die Qualität der Behandlung kontinuierlich von der beauftragten Firma überwacht. Bei durchgängigem Betrieb kann die Anlage pro Jahr 250 Millionen Liter Wasser behandeln. Parallel zu den Reinigungsmaßnahmen wird die Gewässergüte fortlaufend überwacht, auch um festzustellen, wie lange der Reinigungsprozess durchgeführt werden muss.

Dr. Patrick Slattery, zuständiger Projektleiter beim Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz, erläutert: „Wir dürfen keine schnellen Ergebnisse erwarten, schließlich ist die Anlage hier, an einem Weiher dieser Größe, ein Pilotprojekt, das auch eng wissenschaftlich begleitet wird. Die Auswirkungen der externen Phosphatbeseitigung werden sich voraussichtlich erst nach einer ausreichenden Laufzeit der Anlage einstellen. Aktuell ist eine Testphase von fünf Jahren vorgesehen. Das mobile Containermodul hat mit rund 27 Quadratmetern eine sehr geringe Aufstellfläche. Das Dach wird begrünt.“

Der Eintrag von Nährstoffen durch den Grundwasserzustrom wird parallel über ein Netz von Grundwassermessstellen untersucht. Abhängig von den Ergebnissen muss die Flächennutzung im Grundwassereinzugsgebiet betrachtet werden.

Herausforderungen für den Erhalt des Naturschutz- und Naherholungsgebiets sind seit Jahren groß

„Die Herausforderungen für den Erhalt des Naturschutz- und Naherholungsgebiets sind seit Jahren groß“, betont Alexander Jeschke zuständiger Bereichsleiter. „Die hohen Nährstoffeinträge aus dem Gewässerumfeld, die überdurchschnittlich heißen Sommer, die geringeren Jahresniederschläge und die große Zahl an Wasservögeln bringen das Ökosystem regelmäßig an seine Grenzen. Durch Fischarten, die im Schlamm wühlen und Wasserpflanzen fressen, etwa Graskarpfen und Karpfen, sowie das Auftreten des invasiven Roten Amerikanischen Sumpfkrebses wird die Situation weiter verschärft.“

Ohne geeignete Maßnahmen zur dauerhaften Verringerung der Nährstoffkonzentration ist damit zu rechnen, dass der Rückgang von Wasserpflanzen und Fischarten voranschreitet und die ökologischen Funktionen des Gewässers im Naturschutzgebiet weiter Schaden nehmen. Ein dauerhaftes Badeverbot würde mit dieser Entwicklung einhergehen.
Das Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz der Stadt Offenbach hat alle Maßnahmen und Messparameter mit den oberen Behörden für Naturschutz, Fischerei, Wasser und den Badebetrieb abgestimmt.

(Text: PM Stadt Offenbach)