Im Sommer 2023 veröffentlichte die Greenovative GmbH aus Nürnberg ihren Plan, die „Merck-Wiese“ zwischen dem Gutshof Thomashütte und dem Rallenteich bei Eppertshausen mit einer riesigen Photovoltaik-Anlage zu bebauen. Neben einer Investition von 7,5 Millionen Euro und finanziellen Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürger hätte dies auch die zumindest rechnerische Versorgung sämtlicher 2700 Eppertshäuser Haushalte mit Solarstrom zur Folge. Trotz der schnellen Unterstützung durch die Gemeindevertretung geriet das Projekt wenig später ins Stocken. Nach einem verlorenen Jahr 2024 kommt nun wieder Bewegung in die Sache.
Bisher plante der fränkische Investor, die 91 454 Quadratmeter selbst zu erwerben. Dazu liefen Gespräche mit dem privaten Eigentümer. Inzwischen hat der sich laut Stephan Brockmann (CDU), der als Erster Beigeordneter bis zur Bürgermeister-Wahl am 25. Mai übergangsweise Eppertshäuser Verwaltungschef ist, geändert: Nun sei wieder der Merck-Konzern, dem die Wiese schon früher gehörte und der dem Volksmund den Namen für sie lieferte, Besitzer. „Die Firma Merck hat die Wiese zurückgekauft“, so Brockmann.
Neu ist jetzt, dass nicht mehr Greenovative direkt versucht, die Wiese zu erwerben, sondern die Gemeinde Eppertshausen. „Wir sind in Gesprächen, und es sieht ganz gut aus“, sagt Brockmann. An der Einschätzung, dass sich die Fläche für Ackerbau kaum eigne und sie auch perspektivisch eine Wiese bliebe, habe sich nichts geändert. Inzwischen habe zudem ein Gutachten ergeben, dass „der Boden schadstofffrei“ sei.
Warum aber das neue Konstrukt, nach dem die Gemeinde Besitzer der Wiese werden soll und diese dann an Greenovative verpachten würde? Dies hat mit der gesetzlich geforderten Bereitstellung von Ausgleichsflächen im Falle der Überbauung des Grünlands mit – in diesem Fall bis zu 15 500 auf Stelzen stehenden – Solarpaneelen zu tun. Die Gemeinde Eppertshausen besitzt im Gegensatz zum Investor Ausgleichs-Grünland und hat mehrere hunderttausend Ökopunkte auf dem Konto. Eine andere – aber kompliziertere – Alternative wäre, dass die Merck-Wiese im Zuge eines Zielabweichungs-Verfahrens im Regionalplan von einer Grünfläche in einer Fläche zur Energieerzeugung umdeklariert wird. Im Falle des Flächenausgleichs könnte es im Regionalplan hingegen bei der Grünfläche bleiben.
Am Solarpark-Vorhaben selbst würde sich in den nun angestrebten Besitzverhältnissen wenig ändern. Das Areal an der Thomashütte bleibt deshalb für eine Freiflächen-PV-Anlage geeignet, weil in der Nähe eine (von e-Netz Südhessen betriebene) Mittelspannungsleitung existiert. Zudem liegt die Fläche außerhalb von Schutzgebieten. Durch eine Reduzierung der Dimension könnte womöglich sogar die Fällung einiger Bäume im Südosten des Areals vermieden werden. Im bisher geplanten Projektumfang würde die Anlage zehn Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen.
Darüber hinaus winkt Eppertshausen auch Gewerbesteuer. Im Falle des Flächenerwerbs durch die Kommune würde sich diese Ausgabe über die Jahre durch die Pachtzahlungen von Greenovative amortisieren. Vertraglich geregelt werden müssten natürlich Aspekte wie eine Rückbau-Verpflichtung für den Zeitpunkt, an dem die Anlage nicht mehr wirtschaftlich arbeitet und stillgelegt würde. Der alte Zeitplan fürs Planungs- und Genehmigungsverfahren ist zwar längst gerissen; durch den neuen Vorstoß beim Grundstücks-Erwerb ist in das Eppertshäuser Solarpark-Projekt aber frischen Wind gekommen.
(Text: jedö)