Besser hätte es terminlich nicht passen können: Am Freitag des Fastnachts-Wochenendes haben die jungen Eppertshäuser Narren zum traditionellen Sturm aufs Rathaus geblasen – und Carsten Helfmann am letzten Tag seiner 22-jährigen Amtszeit als Bürgermeister buchstäblich vor die Tür gesetzt. Zum Abschluss der Ära bedankten sich bei ihm derweil nicht nur die Stephan-Gruber- und die Mira-Lobe-Schule sowie die Kitas Sonnenschein und St. Sebastian, die allesamt beteiligt waren. Auch die Mitarbeiter aus Verwaltung und Bauhof nutzten den Vormittag, um sich vom christdemokratischen Rathaus-Chef zu verabschieden.
Helfmann ist natürlich nicht aus der Welt, bleibt Eppertshäuser durch und durch, fährt seit Rosenmontag aber ins Büro nach Messel, wo er nun als neuer Geschäftsführer des Zweckverbands Abfall- und Wertstoffeinsammlung (ZAW) fungiert. Trotzdem bildete der Freitag eine Zäsur in der 6500-Einwohner-Kommune. Immerhin haben selbst manche volljährige Eppertshäuser in ihrem Leben bislang keinen anderen Bürgermeister kennengelernt als Helfmann, der nach Lehr- und ersten Berufsjahren im Bankenwesen als 29-Jähriger erstmals zum Verwaltungschef gewählt worden war. Drei Wiederwahlen folgten; seine jüngste Wahlperiode hätte eigentlich noch bis zum 31. Januar 2027 gedauert, doch auf eigenen Antrag hin versetzten ihn die Gemeindevertreter wegen des angestrebten Wechsels zum ZAW vorzeitig in den Bürgermeister-Ruhestand.
Sein Schaulaufen am Freitag absolvierte Helfmann gemäß dem närrischen Anlass im Clownskostüm. Die Bewertung seiner Arbeit durch Weggefährten aus den Schulen und Kitas attestierte ihm freilich kein albernes, sondern ein hochseriöses und höchst engagiertes Gebaren in all den Jahren. Marion Lehr, Leiterin der Stephan-Gruber-Grundschule, reimte: „Gemeinsam wollen wir schunkeln und singen – und Carsten Helfmann seine letzte Ehre erbringen.“
Dann folgte vor allem Lob: „Du warst bei uns immer ein gern gesehener Gast – weil du nicht nur geredet, sondern auch geliefert hast!“ Obwohl zumindest die mit dem Schulgebäude zusammenhängenden Belange in erster Linie Sache des Kreises sind, gab es in Eppertshausen auch zwischen Kommunalpolitik und Verwaltung enge Berührungspunkte mit der SGS – etwa hinsichtlich des Gemeindezuschusses für die lange durch einen Elternverein organisierte Nachmittagsbetreuung. Lehr freute sich darüber, dass Helfmann auch ganz persönlichen Einsatz für die Schule gezeigt habe, ob als Teilnehmer am Sponsorenlauf oder als Nikolaus-Darsteller. Einziger Kritikpunkt: „Nur eins nehmen wir dir immer noch krumm: Die Mehrzweckhalle steht immer noch rum!“ Hier liegt der auf sich warten lassende Neubau einer Multifunktionshalle für Sport und Mittagessen als Ersatz für eine der ältesten Ladadi-Hallen freilich in den Händen des Kreises.
Auch Meike Naggatz-Wessel, Leiterin der Mira-Lobe-Schule, und Vertreter der beiden Eppertshäuser Kitas bedankten sich vor dem Rathaus-Sturm auf dem Franz-Gruber-Platz beim scheidenden Bürgermeister. Einige Kinder übergaben kleine Geschenke. „Für euch habe ich das gemacht!“, antwortete Helfmann sichtlich bewegt. Nach einem letzten Bestechungsversuch mit Süßigkeiten und dem Absingen des „Eppertshäuser Settchen“ fiel das Rathaus dann aber in die Hände der Kids – und steht nun bis zur Direktwahl am 25. Mai interimsweise unter der Führung des Ersten Beigeordneten Stephan Brockmann (CDU).
(Text: jedö)