Eppertshäuser Gemeindevertreter versetzen Bürgermeister in den Ruhestand

211
Günter Schmitt (SPD, r.) überreichte dem scheidenden Bürgermeister Carsten Helfmann (CDU, l.) in dessen letzter Gemeindevertreter-Sitzung am Mittwochabend ein ZAW-Spielzeugauto. Stephan Brockmann (CDU, sitzend) übernimmt Helfmanns Amt ab März kommissarisch. (Foto: jedö)

Carsten Helfmann wird nur noch bis zum 28. Februar Bürgermeister der Gemeinde Eppertshausen sein. An diesem Tag wird er sein Büro im Rathaus verlassen und nach dann 22 Jahren als aktuell dienstältester Verwaltungschef im Landkreis Darmstadt-Dieburg auf eigenen Wunsch ins Amt des Geschäftsführers des Zweckverbands Abfall- und Wertstoffeinsammlung wechseln. Damit der 51-Jährige im März beim ZAW anfangen kann, musste ihn zuvor eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Eppertshäuser Gemeindevertreter in den Ruhestand versetzen. Genau das taten die Kommunalpolitiker von CDU, SPD und FDP am Mittwochabend im kleinen Saal der Bürgerhalle einstimmig. Auch den Termin für die Bürgermeister-Neuwahl legten sie fest.

Helfmann hatte für den Tagesordnungspunkt den Raum verlassen. „Das ist schon ein merkwürdiges Gefühl“, sagte er draußen – schließlich war es seine letzte von weit mehr als 100 Sitzungen des Ortsparlament, in der er als Erklärer vom Dienst fast immer den höchsten Redeanteil hatte, obwohl er qua Amt selbst kein Mitglied der Gemeindevertretung war. Die vielen Ausschusssitzungen sind in dieser Zahl nicht mal berücksichtigt. „Mir ist eben vieles durch den Kopf gegangen“, sagte Helfmann kurz darauf im Plenum, als die Gemeindevertreter ihren Beschluss gefasst.

Der fiel einstimmig aus und umfasste eben jene gewünschte Versetzung in den „Ruhestand“, die im Fall des Eppertshäusers als formale Voraussetzung für den Wechsel in die neue, kreisweit relevante Führungsposition nötig war. Für alle Fraktionen war es seit der Bekanntgabe von Helfmanns Entscheidung kurz vor Weihnachten klar gewesen, dass sie dem Christdemokraten den erbetenen Gefallen tun würden. „Er ist Partner der Bürger gewesen, wir wollen ihm diesen Weg nicht verbauen“, sagte Michael Crößmann (CDU), der die Dimension von Helfmanns Amtszeit damit illustrierte, dass im Jahr seines Amtsantritts Jamal Musiala und Greta Thunberg geboren seien.

Günter Schmitt (SPD) fand gerade für Oppositionsverhältnisse extrem anerkennende Worte: „Wir sehen es trotz einiger unterschiedlicher Meinungen als schade an, dass er seine Tätigkeit nicht bis zum Schluss ausführen kann.“ Für das vorzeitige Ende von Helfmanns Amtszeit habe man aber Verständnis, „er muss das Angebot jetzt annehmen“. Thorsten Weber (FDP) lobte: „Carsten Helfmann hat Eppertshausen vorangebracht. Er hat mit viel Energie ein Netzwerk aufgebaut, von dem die Gemeinde profitiert hat. Wir bedauern, dass er geht!“

Der scheidende Bürgermeister selbst verabschiedete sich aus dem wichtigsten politischen Gremien der Gemeinde mit relativ wenigen Worten: „Es war mir eine große Ehre, unser Gemeinwesen gemeinsam mit Ihnen gestalten zu dürfen. In dieser Zeit haben wir vieles erreicht, Herausforderungen gemeistert und die Zukunft unserer Gemeinde aktiv geprägt.“ Süß fand er die Beschreibung seines Karriereschritts durch ein kleines Mädchen. Das habe gesagt, er werde nun „vom Bürgermeister zum Chef-Müllmann“.

Ab März wird der bisherige Vize-Bürgermeister Stephan Brockmann (CDU) die Amtsgeschäfte kommissarisch übernehmen und dafür seinen eigentlichen Job bei der Stadt Rödermark einige Monate lang ruhen lassen. Die Neuwahl wurde für den 25. Mai terminiert; eine bei mindestens drei Kandidaten mögliche Stichwahl fände am 14. Juni statt. Während die SPD noch keinen Bewerber gefunden hat, zeichnet sich jener der CDU mittlerweile ab. Von der Eppertshäuser Union nominiert und dann auch kommuniziert werden soll er am 17. Februar.

(Text: jedö)