Stephan Brockmann wird halbes Jahr lang Übergangs-Bürgermeister in Eppertshausen

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Dürfte etwa ein halbes Jahr lang als Eppertshäuser Übergangs-Bürgermeister fungieren: Stephan Brockmann (CDU). (Foto: jedö)

Kurz vor Weihnachten und nach Redaktionsschluss der jüngsten Ausgabe unserer Zeitung teilte der Landkreis Darmstadt-Dieburg mit, dass der Zweckverband Abfall- und Wertstoffeinsammlung (ZAW) zum 1. März einen neuen Geschäftsführer bekommt. Was normalerweise keinen großen öffentlichen Nachhall erzeugt hätte, war vor allem in Eppertshausen die große Nachricht schlechthin: Denn niemand anders als Carsten Helfmann, seit 22 Jahren Bürgermeister der Gemeinde, übernimmt schon in wenigen Wochen die Spitzenfunktion beim Verband. Damit geht das Ende seiner Ära als Rathaus-Chef einher. Doch wer übernimmt dort die Geschäfte? Wann dürfen die Eppertshäuser einen Nachfolger wählen? Und was sagen die ebenfalls der Eppertshäuser Gemeindevertretung angehörenden Fraktionen von SPD und FDP zur Zäsur des 51-jährigen Christdemokraten?
Interessant ist zunächst der weitere Ablauf bis zur Amtseinführung eines Nachfolgers.

Zunächst wird auf die Tagesordnung der ersten Gemeindevertreter-Sitzung im neuen Jahr (sie findet am 29. Januar statt) ein Punkt gesetzt, in dem Carsten Helfmann um die Versetzung in den Ruhestand bittet. Dieser Bitte muss das Lokalparlament mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit der Stimmen entsprechen. In Eppertshausen wären das derzeit 16 Stimmen. Helfmanns CDU allein wirft schon 15 in die Waagschale, und nach ersten Statements der Fraktionsvorsitzenden Günter Schmitt (SPD) und Thorsten Weber (FDP) dürften auch Genossen und Liberale dem Wunsch des Verwaltungschefs nachkommen. Weber verspricht bereits, man werde Helfmann „keine Steine in den Weg rollen“.
Die Versetzung in den Ruhestand, der ob der neuen beruflichen Aufgabe für Helfmann faktisch natürlich kein solcher sein wird, würde dann einen Monat nach dem Votum der Gemeindevertreter erfolgen. „Der Rathaus-Sturm der Grundschule am Freitag vor Fastnacht wäre am 28. Februar mein letzter Termin im Amt“, blickt Helfmann voraus. Am Fastnachtsonntag, 2. März, wird man ihn privat auf dem Eppertshäuser Settchesball treffen, ehe just der Rosenmontag (3. März) sein erster Arbeitstag beim ZAW (wo er sein Geschäftsführer-Büro im nahen Messel beziehen wird) ansteht.

Zugleich übernimmt am 1. März Stephan Brockmann übergangsweise die Leitung der Eppertshäuser Gemeindeverwaltung. Dies geschieht kraft seines bisherigen Ehrenamtes als Erster Beigeordneter der Gemeinde, als der der CDU-Kommunalpolitiker Stellvertreter des Bürgermeisters ist. Brockmann hat Helfmann bereits zugesagt, die anspruchsvolle Aufgabe interimsweise zu übernehmen. Dafür muss Brockmann von seinem Arbeitgeber – er ist bei der Stadt Rödermark beschäftigt – unter Zahlung eines Lohnausgleichs an die Nachbarkommune freigestellt werden. Von März bis zur Übernahme der Amtsgeschäfte durch einen neuen, gewählten Eppertshäuser Bürgermeister hätte Brockmann dann die Spitzenposition inne.

Dies dürfte rund ein halbes Jahr lang der Fall sein. Neuwahl sowie eine mögliche, zwei Wochen später zu terminierende Stichwahl des Eppertshäuser Bürgermeisters müssen gemäß Hessischer Gemeindeordnung binnen vier Monaten nach dem Ausscheiden Helfmanns durchgeführt werden. Denkbar sind Wahltermine beispielsweise Ende Mai (25.) oder Anfang Juni (1. oder 8.). Den Termin müsste die Gemeindevertretung festlegen, womöglich in einer Sondersitzung im Februar. Nach einer Wahl dauert es üblicherweise noch mehrere Wochen, bis der Sieger tatsächlich einsteigt. Voraussichtlich im August oder September dürfte eine neue Führungskraft im Eppertshäuser Rathaus loslegen.
Welcher politischer Couleur sie sein wird, wird sich zeigen. Die CDU will auf jeden Fall einen Kandidaten ins Rennen schicken, die SPD sondiert dies in Abstimmung mit dem Unterbezirk, die FDP verzichtet auf einen Kandidaten. Ein unabhängiger Bewerber hat sich so kurzfristig öffentlich noch nicht vorgestellt.

Für die Eppertshäuser SPD, die vor Helfmann die Bürgermeister Peter Gruber und Herbert Weber gestellt hatte, sagte Fraktionsvorsitzender Günter Schmitt, Carsten Helfmann habe „Eppertshausen vorangebracht“. Nach mehr als zwei Jahrzehnten sei es „jetzt aber genug“. Die Zusammenarbeit sei „professionell“ gewesen. „Allerdings war er früher mehr auf Konsens aus.“

Ähnlich klang Thorsten Weber von der FDP: „Eppertshausen hat von seinem Engagement und seiner Arbeit profitiert. Er hat die richtigen Weichen gestellt, zum Beispiel mit den Gewerbegebieten. In den ersten Jahren war er bereiter gewesen, Kompromisse einzugehen. Es war aber immer möglich, mit ihm verschiedener Meinung zu sei.“ Klar sei für einen Nachfolger: „Die Fußstapfen sind irre groß!“

(Text:jedö)