Einziger Lebensmittel-Markt in Altheim schließt zum Jahresende

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Geben Altheims einzigen Lebensmittel-Markt Ende des Jahres auf: Sandra Seibel und Matthias Braun. (Foto: jedö)

Der einzige Lebensmittel-Markt in Altheim schließt Ende des Jahres: Zum 31. Dezember geben Sandra Seibel und Matthias Braun „Sandras kleines Lädchen“ auf. Das Kapitel des Geschäfts für den Grundbedarf nahe dem Altheimer Bahnhof klingt dann nach nur 15 Monaten aus. Die integrierte Post-Filiale bleibt unter der Regie des Paars noch bis zum 6. Januar geöffnet und könnte unter einem neuen Betreiber womöglich eine längerfristige Perspektive erhalten.

Den Markt hatten Seibel und Braun im Oktober 2023 im eigenen Objekt in der Münsterer Straße 16 eröffnet. Dort hatten beide bis zum Mai 2023 fast fünf Jahre lang den Getränkemarkt „Saftladen“ betrieben. Im vergangenen Herbst wagten sie mit dem Mix aus Shop für den täglichen Bedarf, Lottostelle sowie Aufgabe- und Abholort für Briefe und Pakete etwas Neues. Dazu bezog Sandras kleines Lädchen auch Wurst und Fleisch von einer Metzgerei, backte gelieferte Teiglinge vor Ort auf und hatte auch sonst ein Ohr für Kundenwünsche. „Wir haben immer versucht, alles zu besorgen, wenn es entsprechende Nachfrage gab“, sagt Seibel.

Trotzdem stimmte die Kasse nicht. „Wir haben permanent draufgelegt“, berichtet die Unternehmerin. In manchen Monaten hätten die Einnahmen „nicht mal für die Nebenkosten gereicht“. Wie viele Kunden pro Tag originär wegen der Lebensmittel, die Seibel und Braun aus dem Rewe-Sortiment bezogen („Einige Produkte waren bei uns vielleicht 20 Cent teurer, in manchen Sachen waren wir aber sogar günstiger als Rewe“), ins Lädchen kamen, kann Seibel nur grob überschlagen. Vielleicht „20 bis 25“ seien es an schwächeren Tagen gewesen. „Dienstags und donnerstags lief es relativ gut, aber von nur zwei Tagen die Woche kann man nicht leben.“ Ein wesentlicher Teil der Kunden sei wegen Lotto und Post gekommen, habe in diesem Zuge aber oft nichts darüber hinaus gekauft. „Unterm Strich hat es sich einfach nicht gelohnt“, konstatiert Seibel.

Ob des regelmäßigen Verlusts („Wir haben keine Schulden gemacht, aber ziemlich viel reingesteckt“) und fehlender Aussicht auf deutliche Besserung („Wir haben wirklich viel probiert, vom selbst gebackenen Kuchen bis zum kleinen Herbstmarkt“) sei seit etwa September der Entschluss gereift, an Silvester zuzumachen. Das Comeback des früheren Getränkemarkts sei nicht geplant, sagt Seibel, „wir haben aber der Post angeboten, dass sie mit ihrer Filiale bleiben und die Räumlichkeit anmieten kann“. Selbst werde man die Postfiliale ab Januar „definitiv nicht mehr betreiben“.

Damit ist erneut ein kleiner Nahversorger im Münsterer Ortsteil Geschichte. Im Sommer 2023 hatte nach 14 Jahren das von Felicitas Lauszat geführte „Altheimer Lädchen“ in der Kirchstraße geschlossen. Auch dies hatte – nach deutlich längerem Kampf – in erster Linie betriebswirtschaftliche Gründe gehabt. Im Gegensatz zu Sandras kleinem Lädchen lag das Altheimer Lädchen innerorts und nicht jenseits der Bundesstraße 26. „Viele haben gesagt, der Weg war ihnen zu weit“, sagt Sandra Seibel. Öffnungszeiten und Sortiment seien ebenfalls kritisiert worden.

In wenigen Wochen entfällt auch diese zumindest ortsnahe Einkaufsmöglichkeit. „Die Altheimer hatten es in der Hand“, stellt Seibel nüchtern fest. Den Vorwurf, dass Sandras kleines Lädchen gerade für weniger mobile Kunden zu weit abseits der Altheimer Wohngebiete gelegen habe, hört man übrigens auch für den jüngst gegenüber angesiedelten und aus dem Ortskern wegverlegten SB-Standort von Sparkasse und Volksbank.

(Text: jedö)