Teure Retouren nach Fernost

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(Symbolfoto: bluebudgie auf Pixabay)

Verbraucherzentrale Hessen warnt vor unseriösen Online-Shops und bietet Online-Vortrag an

Wer online einkauft, will wissen, mit wem er es zu tun hat. Viele Online-Shops haben deutsche Namen und Internetadressen. Sie sehen aus, als gehörten sie einem deutschen Unternehmen. Doch häufig locken diese Seiten nur auf Online-Shops aus Fernost. Das wird meist dann zum Problem, wenn Kunden ihre Bestellung widerrufen wollen, weil die Ware nicht den Beschreibungen auf der Webseite entspricht. Viele Verbraucher fühlen sich getäuscht, wenn sie erfahren, wer der eigentliche Vertragspartner ist und dass die Ware nach China oder in ein anderes Land außerhalb der EU zurückgesendet werden muss. Die Rücksendekosten übersteigen dann meist den Wert der Ware.

Die Verbraucherzentrale Hessen gibt Tipps, wie Verbraucherinnen und Verbraucher unseriöse Online-Shops erkennen. In einem kostenfreien Online-Vortrag informiert sie zudem zu Kundenrechten beim Online-Shopping. Der Vortrag findet am Dienstag, 19. November, von 17 bis 18.30 Uhr statt. Anmeldung auf www.verbraucherzentrale-hessen.de/veranstaltungen.

Juliane P. aus Gießen bestellte ihre Winterjacke bei einem Online-Händler, den sie für ein deutsches Unternehmen hielt, wie es die Domain suggerierte. Das Angebot war zu verlockend, um es sich entgehen zu lassen, insbesondere mit einem attraktiven Rabatt von 80 Prozent. Der Grund für den hohen Rabatt schien plausibel: ein Ladenschlussverkauf, der bereits am selben Tag endete. Erst nachdem sie das Geld über einen Zahlungsdienstleister an ein chinesisches Unternehmen überwiesen hatte, bemerkte sie, dass der Versand aus China erfolgte. Die erhaltene Jacke entsprach bei weitem nicht der beschriebenen Qualität. Juliane P. wollte die Ware deshalb zurücksenden. Doch der Rückversand nach China kostete mehr als die Ware selbst, weshalb eine Rückgabe für Juliane P. nicht in Frage kam.

Rücksendeadresse: Spürsinn gefordert

“Shops, die ihren Sitz außerhalb der EU haben oder von dort liefern, sind besonders problematisch,” erklärt Olesja Jäger, Referentin für Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale Hessen. “So wird auf der Webseite oft nicht klar kommuniziert, von wo die Ware geliefert wird und wohin sie zurückgesendet werden muss. Der Kundenservice ist schwer bis gar nicht erreichbar und die Rücksendung gestaltet sich kompliziert.“ Statt Rücksendung wird oft ein Rabatt angeboten. Wenn eine Rücksendeadresse angegeben ist, ist sie oft schwer auffindbar oder wird erst während des Rückgabeprozesses bekannt gegeben.

“Ein Blick ins Impressum genügt oft nicht mehr, um zu erkennen, dass die Ware nach China versendet wird,” fügt Jäger hinzu. “Oft ist detektivischer Spürsinn gefordert, um die Rücksendeadresse herauszufinden.“ Die Rücksendeadresse hängt oft auch davon ab, welches Produkt zurückgeschickt werden soll. Wird die Ware an die falsche Adresse gesendet, erfolgt keine Erstattung. „All das erschwert den Rückgabeprozess so sehr, dass Verbraucherinnen und Verbraucher ihr Recht auf Widerruf oft nicht wahrnehmen“, so die Juristin Jäger.

Rechtliche Ansprüche: Fehlanzeige

Die Rechtslage in Deutschland ist eindeutig: Bei einem mangelhaften Produkt haben alle Verbraucher das Recht, einwandfreie Ware zu verlangen. Die Rücksendekosten muss in einem solchem Fall der Verkäufer tragen. Zudem besteht ein Widerrufsrecht von 14 Tagen ab Erhalt der Ware, für das keine Begründung erforderlich ist. „Diese rechtlichen Ansprüche lassen sich jedoch gegenüber einem Online-Shop außerhalb der EU schwer oder auch gar nicht durchsetzen,” erläutert Jäger.

Tipps im Umgang mit unseriösen Online-Shops

1. Rücksendeadresse: Prüfen Sie vor der Bestellung genau, wohin die Rücksendung erfolgt und ob Sie die Rücksendekosten selbst tragen müssen. Die Rücksendeadresse ist nicht immer identisch mit der Adresse im Impressum. Ein deutscher Firmensitz bedeutet nicht automatisch, dass die Ware aus dem Inland kommt und dorthin zurückgesendet wird. Gibt es keine Informationen zu den Rückgabebedingungen, ist es meist besser, von der Bestellung Abstand zu nehmen.

2. Internetadressen: Internetadressen, die auf .de enden, sind keine Garantie dafür, dass die Firmen ihren Sitz in Deutschland haben. Auch Shops, die aus China liefern, haben .de Adressen.

3. Schlagwörter suchen: Ein Blick ins Impressum reicht nicht aus. Lesen Sie die Rücksendebedingungen und die AGB sorgfältig. Um Zeit zu sparen, suchen Sie gezielt nach Schlagwörtern wie ‘Rücksendekosten’, ‘Widerruf’ und ‘China’.

4. Bewertungen: Wenn Sie in einem Online-Shop zum ersten Mal bestellen, lesen Sie dessen Bewertungen. Oftmals werden Sie dort bereits vor möglichen Problemen gewarnt.

5. Sichere Bezahlmethode: Wählen Sie eine sichere Bezahlmethode. Es ist vorteilhaft, eine Zahlungsoption zu wählen, bei der Sie Ihre Zahlung rückgängig machen können. Kauf auf Rechnung oder Zahlung per Kreditkarte sind gute Optionen, da Sie erst bezahlen müssen, wenn die Ware geliefert wurde, oder das Geld über ein Chargeback zurückholen können. Weitere Informationen zu Vor- und Nachteilen von Bezahldiensten finden Sie hier.

6. Käuferschutz: Wenn die Ware nicht ankommt oder mangelhaft ist, kann der Käuferschutz eine Option sein, damit Sie Ihr Geld zurückerhalten. Allerdings greift der Käuferschutz nicht bei jeder Bestellung. Zudem gibt es Fristen, die bei der Beantragung des Käuferschutzes einzuhalten sind. Sollte der Käuferschutz greifen und das Geld wieder auf Ihrem Konto sein, kann der Verkäufer trotz erfolgreichen Käuferschutzes sein Geld zurückverlangen (BGH-Urteil vom 22. November 2017, Az. VIII ZR 83/16 und VIII ZR 213/16).

7. Fakeshop-Finder nutzen: Mit dem Fakeshop-Finder der Verbraucherzentralen können Sie die Seriosität eines Shops mit wenigen Klicks prüfen. Dafür geben Sie die URL des Shops in der Eingabemaske des Fakeshop-Finders an, warten kurz und erhalten dann eine Einschätzung.

(Text: PM Verbraucherzentrale Hessen)