Vier Erzieherinnen der Büchnerstadt Riedstadt erhalten Zertifikate nach erfolgreicher Ausbildung in der „Marte Meo“-Methode.
Die Szene im Sandkasten wirkt so alltäglich wie wenig aussagekräftig: Ein Junge sitzt auf einem Spielzeugbagger und buddelt konzentriert mit Hilfe der Baggerschaufel ein tiefes Loch. Ein zweiter Junge kommt hinzu und beteiligt sich an dem Spiel. Doch mit geschultem Blick lenkt Rebecca Baumunk, eine der beiden Leiterinnen der Kita Feerwalu in Leeheim, ihre Kolleginnen auf die Besonderheiten dieser kurzen Videosequenz. Denn obwohl der erste Junge so offensichtlich vertieft ist in sein Spiel, lässt er den zweiten teilhaben. Dieser wiederum versucht nicht einfach, sich des Baggers zu bemächtigen, sondern stimmt sich mit dem ersten Jungen ab. Beide können souverän mit dem Anderen interagieren, ohne dabei ihre eigenen Interessen zu verleugnen.
Ihre drei Kolleginnen Anja Fehr, Leiterin des Horts Erfelden, Anja Ohl, stellvertretende Leiterin der Kita Thomas-Mann-Platz und Monika Dziembala, stellvertretende Leiterin Schuki Leeheim, sind ebenso wie Fachberaterin Nadja Pfitzner und Fachbereichsleiter Rick Hölzer begeistert von ihrer Analyse. Die vier Erzieherinnen haben bei Pfitzner eine Ausbildung zum „Marte Meo Practitioner“ absolviert, an diesem Tag zeigen alle vier ihre Abschlusspräsentation.
Aus eigener Kraft
Marte Meo ist eine etablierte Methode zur Entwicklungsunterstützung, Grundlage ist das genaue Beobachten und Analysieren von Interaktionen im Alltag, erklärt die Fachberaterin, die angehender „Marte Meo Supervisor“ ist und bereits Mitarbeiter*innen in sechsteiligen Ausbildungskursen qualifizieren darf. „Marte Meo“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „aus eigener Kraft“. „Das Schöne an dieser Methode ist, dass der Blick immer auf das Positive geht. Wo sind die Stärken, welche Fähigkeiten sind schon gut entwickelt“, sagt Pfitzner. Mit Hilfe von kurzen Videofilmen lasse sich ganz effektiv und unkompliziert die Qualität von Interaktionen feststellen. Auf dieser Analyse aufbauend, können dann weitere Entwicklungsimpulse des Kindes gesetzt werden.
Alle vier Ausbildungsteilnehmerinnen dienen als Multiplikatorinnen in ihren Einrichtungen und bestätigen die Effektivität der Methode. Insbesondere, weil das gesamte Team dieselben Videobilder vor Augen habe. Der wertschätzende Blick auf die Interaktionen der Kinder komme nicht nur der Entwicklung der Kinder zugute, sondern verändere auch positiv die Atmosphäre in den Betreuungseinrichtungen, betonen sie. „Es wird zu einer Grundhaltung“, beschreibt es Anja Ohl.
Am Ende des Präsentationstages erhalten alle vier Teilnehmerinnen von Pfitzner ihr Zertifikat als Marte Meo Practitioner. So vielen Einsatz freut auch Fachbereichsleiter Hölzer, der den vieren gratuliert und für ihr Engagement dankt. Zwei von ihnen wollen nun auch noch die zweite Qualifizierung zum „Colleague Trainer“ bei Pfitzner beginnen.
(Text: PM Stadtverwaltung Riedstadt)