Wie geht es weiter mit dem seit 2018 wegen technischer und baulicher Mängel geschlossenen Münsterer Hallenbad und dem samt Parkplatz 5 000 Quadratmeter großen Grundstück an der Ecke von Darmstädter und Stettiner Straße? Die Frage nach einer Zäsur stellt sich seit Anfang 2022, als die lokale Hallenbad-Kommission zum Schluss kam, dass sich die Gemeinde eine millionenschwere Sanierung nicht leisten könne und diese in einem mehr als 50 Jahre alten Bauwerk ohnehin wenig Sinn mache. Seither verfestigte sich nicht nur der Eindruck, dass ein Neubau in Eigenregie unrealistisch ist. Gleiches galt für eine Entwicklung des Geländes durch einen privaten Investor, der dort zum Beispiel Wohnungen bauen darf, der Kommune im Gegenzug aber ein öffentliches Bad hinstellt.
In der ersten Gemeindevertreter-Sitzung nach der Sommerpause wollte die Münsterer FDP am Montagabend den nächsten Schritt machen: Die Liberalen beantragten unter dem Titel „Wohnraum schaffen und nicht Träumen nachhängen“, auf dem Hallenbad-Areal ein Wohnquartier anzustreben. Dafür sollte der Gemeindevorstand schon bis zur November-Sitzung des Bauausschusses Möglichkeiten erarbeiten. Letztlich scheiterte der Antrag – doch mindestens so spannend wie die Begründungen der anderen Fraktionen war eine Nachricht des Bürgermeisters zum Thema.
Joachim Schledt (parteilos) hatte im Mai vier Wochen lang über die Hessische Ausschreibungs-Datenbank Projektentwickler gesucht, die Interesse an einer Bebauung des Hallenbad-Geländes haben könnten. Dies tat er im Namen der Gemeinde immer unter der Prämisse, dabei zumindest ein öffentliches Schwimmbecken für die Zielgruppen Kinder, Senioren und immobile Menschen aus Münster mitzuerrichten. Wie berichtet, hatte sich damals niemand gemeldet. Auch auf Schledts Direktansprache hin hatten zwei regionale Investoren – darunter die F+R Projektbau GmbH aus Roßdorf, die im Auftrag des Wassersportvereins das neue Dieburger Hallenbad gebaut hat – abgewinkt.
Nun gibt es doch einen Interessenten: Schledt unterrichtete die Gemeindevertreter am Montag von einem Unternehmen, das sich auf dem Hallenbad-Gelände Seniorenpflege vorstellen kann. In diesem Zusammenhang würde der Investor auch ein öffentliches Schwimmbecken schaffen, wenn die Gesamtkalkulation passe (und sich letztlich auch eine politische Mehrheit für das Ansinnen fände). Der Erstkontakt ist keine drei Wochen her, „der Interessent rechnet noch“, so Schledt. Bis zum 12. Oktober soll klar sein, ob der derzeit einzige Bewerber im Spiel bleibt oder Münster zurück auf Los muss.
Die Redner von CDU, SPD und ALMA-Die Grünen wiesen in der Debatte den FDP-Antrag aus verschiedenen Gründen zurück. Der Antrag greife zu kurz, weil er nur auf Wohnraum abziele, kritisierte Thorsten Schrod. Für die SPD merkte Klaus-Rainer Bulang an, dass die beschlossene Vorlage von Konzepten für die Zukunft des Areals durch den Gemeindevorstand noch nicht geschehen sei. Julian Dörr (ALMA-Die Grünen) wies auf das Blockheizkraftwerk im Bad hin, das die benachbarte Kita „Haus der Kinder“ und die Kennedy-Schule mit Wärme versorgt. Auch die Kita „Sonnenblume“ ist aktuell im geschlossenen Bad untergebracht.
Beides hatte auch FDP-Fraktionschef Jörg Schroeter im Blick. Er betonte aber, man brauche „dringend neuen Wohnraum in Münster“ und wolle nun „neue Perspektiven für dieses Gebiet schaffen“. Ob der Gegenstimmen der anderen Fraktionen bleibt die Zukunft des Hallenbad-Areals aber erstmal im Schwebezustand.
(Text: jedö)