Die ehemalige Munitionsanstalt (Muna) am Ortsteil Breitefeld ist eins der spannendsten Kapitel der Münsterer Ortsgeschichte, hat aber auch regionale Strahlkraft. Dies galt aufgrund der geheimen Umtriebe der Nationalsozialisten und später der Amerikaner bis in die 90er hinein schon immer. Durch die jahrzehntelange Entwicklung zum unberührten Biotop sowie die kürzliche Ansiedlung von Wisenten (2020) und Wildpferden (2021) ist die Muna aber noch interessanter geworden.
Eine historische wie biologische Attraktion also, die speziell Ex-Bürgermeister Gerald Frank (SPD), die örtlichen Sozialdemokraten und ALMA-Die Grünen der Öffentlichkeit per Zusammenarbeit mit Bund und Bahn auf dem Gelände in Form einer Aussichtsplattform, eines Naturlehrpfads und eines Museums zugänglich machen wollten. Dies stoppte die neue Mehrheit aus CDU und FDP nach der Kommunalwahl mit Verweis auf die Kosten. Nun liegt als Kompromiss eine „kleine Lösung“ vor, die schon in der Gemeindevertreter-Sitzung nächsten Montag (1. November) beschlossen werden dürfte. Damit wäre das Projekt gerettet und die Öffnung des Museums im September 2022 greifbar.
Im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss referierte Markus Euler, der seit Juli Abteilungsleiter der Gemeinde Münster unter anderem für die Wirtschaftsförderung ist, zum Muna-Sachstand. Zunächst zum schnöden Mammon: Bisher sind mehr als 110.000 Euro in die Vorbereitung des Museums, das in einem ehemaligen Bunker (an der Schneise auf dem eingezäunten Gelände, etwa zweieinhalb Kilometer vom Münsterer Freizeitzentrum entfernt) entstehen soll, geflossen. Davon bezahlte die Gemeinde 42.000 Euro; den Rest steuerte die Europäische Union über ihr LEADER-Programm zur Förderung des ländlichen Raums bei. Die Aussichtsplattform, von der man die Vegetation und mit Glück auch Wisente und Wildpferde sehen können soll, bezahlt komplett die Bahn, die sich in der Muna wegen des Baus neuer Trassen qua Gesetz um ökologischen Ausgleich bemühen muss. Den Weg zum Museum samt Entmunitionierung in diesem Bereich richtet der Bund her.
Die Gemeinde muss also nur einen Teil der Museumskosten tragen. Nach Abzug weiterer LEADER-Förderung müsse man jetzt noch 31.000 Euro in die weitere konzeptionelle Planung und bauliche Herrichtung des Bunkers (Stromversorgung via PV-Anlage, Lüftung, Blitzschutz) investieren, um das Projekt abzuschließen, rechnete Euler vor.
Zudem erläuterte er das Betriebskonzept: Das Museum soll feste Öffnungszeiten haben, zu denen kein Personal vor Ort sein muss. „Die Besucher sollen sich auf dem Museumsgelände frei bewegen können.“ Das Museum soll als Rundgang angelegt werden und vor allem Fotos, Texte und Zeitzeugen-Berichte an einer Hörstation präsentieren. Führungen sollen optional möglich sein. „Einige Exponate aus dem Fechenbach-Museum (Dieburg) sind schon vorhanden, es werden aber noch welche gesucht.“
Mit diesem konzeptionellen Ansatz kämen auf die Gemeinde nur wenige tausend Euro jährlicher Kosten zu, kalkulierten Euler und auch Bürgermeister Joachim Schledt (parteilos). Größter Posten mit rund 4 000 Euro wäre das Mieten einer Toilette, da sich die nächste erst am Freizeitzentrum befindet. Das Öffnen und Schließen des Geländes soll bereits vorhandenes Gemeindepersonal übernehmen.
Damit liegen nur noch überschaubare finanzielle Belastungen durchs Muna-Museum vor der Gemeinde. SPD und ALMA-Die Grünen signalisierten schon im Ausschuss ihre Zustimmung. CDU und FDP wollten noch beraten und enthielten sich. Da die Kosten jetzt jedoch weitaus niedriger veranschlagt sind als lange von der CDU befürchtet, ist eine breite Zustimmung zur günstigen Lösung ohne Personal sehr wahrscheinlich.
Auch Bürgermeister Schledt hat sich unter diesen Vorzeichen inzwischen klar zum Projekt bekannt. Und Abteilungsleiter Euler stellte heraus: „Es gibt zwar viele Muna-Museen. Es gibt aber selten die Kombination aus Aussichtsplattform, Naturlehrpfad und Museum auf dem Gelände. Es wäre die Möglichkeit, diesen Teil der Geschichte aufzuarbeiten.“
Muna-Museum: Zeitplan bis zur Eröffnung
Das grüne Licht der Münsterer Gemeindevertreter am nächsten Montag vorausgesetzt, soll es mit der Herrichtung des Muna-Museums zeitlich wie folgt weitergehen: Noch in diesem Jahr soll der Gestattungsvertrag zwischen Bund und Gemeinde unterschrieben werden. Im Januar soll die kurze Ausschreibung der Bauarbeiten im Bunker erfolgen, im Februar will die Gemeinde die Unternehmen beauftragen. Im März soll das museale Konzept stehen, ab April gebaut werden. Nach der Einrichtung des Museums im Juni soll nach dem aktuellen Zeitplan im Juli der Probebetrieb starten. Mit der Endabnahme im September könnte die Attraktion final der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Bis Oktober 2022 muss die Gemeinde das Museums-Projekt abgeschlossen und abgerechnet haben, damit die LEADER-Mittel nicht verfallen. Zeitliche Verschiebungen über den Herbst kommenden Jahres hinaus kämen Münster also teuer.
(Text: jedö)
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