Werfen wir einen kurzen Blick in die Pressemitteilungen der Gemeinde Münster vom Anfang dieser Woche und achten wir dabei weniger auf den Inhalt als die Sprache: In einer Meldung zum Straßenbau im „Seerich“ ist von „Bewohnerinnen und Bewohnern“ zu lesen, in einer Einladung zur Versammlung der Jagdgenossenschaft ausschließlich von „Grundstückseigentümern“. Gendersternchen, Doppelpunkten, Unterstrichen und Binnen-I findet man dort nicht. Anders als auf der kommunalen Website muenster-hessen.de: Dort wirbt die Kommune gerade mit einem Flyer für ein kostenloses Pedelec-Training für „Senior*innen“. Diese öffentlich-schriftliche Kommunikation ist der Münsterer CDU ein Dorn im Auge. Künftig will die Union sie möglichst vollständig verhindern und macht sie per Antrag deshalb zum Thema der nächsten Gemeindevertreter-Sitzung am 27. März.
„Die deutschsprachigen Länder haben sich nach langen Verhandlungen auf eine gemeinsame Rechtschreibung geeinigt. In diesen Regeln sind sogenannte Gendersternchen, Doppelpunkte und Binnen-I nicht enthalten“, schreibt die CDU in ihrer Antragsbegründung. Die Schriftsprache solle „möglichst flüssig das gesprochene Wort transportieren. Die Gendersternchen und großen I in der Mitte eines Wortes hemmen nicht nur den Lesefluss, sondern sind auch beim Sprechen schwer verständlich.“
Der Antrag der CDU-Fraktion zielt in der Münsterer Gemeindevertretung deshalb darauf ab, dass „die Verwaltung die Einhaltung gültiger Rechtschreibregeln für sämtliche externe Kommunikation der Gemeinde“ beachten möge. „Die Sprache Goethes und Schillers hat es nach Ansicht der CDU Münster verdient, dass sie durch das Gendern nicht ihrer Schönheit beraubt wird“, schreiben die Christdemokraten. Damit stelle man sich „keinesfalls gegen die berechtigten Anliegen der Frauen nach Gleichberechtigung“.
„Das Verwenden von Gendersternchen, Doppelpunkten und Binnen-I schafft noch lange keinen gleichen Lohn für gleiche Arbeit“, verdeutlicht Fraktionsvorsitzender Thorsten Schrod das Anliegen der Münsterer CDU. Nach letzten Umfragen sähen zwei Drittel der deutschen Bevölkerung das Gendern kritisch. Im Gespräch ergänzt Schrod, er sei auch mit Blick auf die Mehrheit der Münsterer sicher: „Das nervt die Leute einfach!“ Er selbst finde das Gendern in der zuletzt teils im Schriftverkehr der Gemeinde verwendeten Form „einfach albern“.
Besser finde er die schon lange verbreitete Form à la „Bürgerinnen und Bürger“. Verbal könne überdies auch jeder Gemeindemitarbeiter vorgehen, wie er wolle: „Es geht uns nur um den Schriftverkehr. Wenn jemand so spricht, kann man es nicht verbieten.“ Beispielsweise der Münsterer Klimaschutzmanager Frank Nierula, der ab und an in den politischen Gremien zu Wort kommt, spricht das Binnen-I aus.
Bürgermeister Joachim Schledt (parteilos) hat den CDU-Antrag ebenfalls schon zur Kenntnis genommen. „Die Verwaltung hatte sich beim Gendern an die Empfehlungen des Landkreises gehalten“, blickt er zurück. Im November 2021 erläuterte die Gemeinde den Bürgern zudem, wie und weshalb sie verstärkt die „gendersensible“ Sprache nutze und warum ein bestimmter Sprachgebrauch „diskriminieren und ausgrenzen“ könne.
Zuletzt habe man Sternchen und Co. aber schon wieder reduziert, „auch mir war das vom Sprachgefühl her irgendwann zu sperrig“. Als Rathaus-Chef habe er diese Form des Schriftverkehrs aber nicht verboten, sondern lediglich um eine andere Form der Ansprache gebeten. Vor allem Pressesprecherin Meike Mittmeyer-Riehl formuliert viele externe Schreiben für die Website oder an die Medien. „Sie versucht, das zu umschiffen“, sagt Schledt. „Geschlechtergerecht“ solle die Kommunikation der Gemeinde aber weiter bleiben. „Wir sprechen die Menschen allerdings nur männlich und weiblich an, nicht divers“, fügt der Bürgermeister hinzu.
In der Sitzung am 27. März können auch die Fraktionen von SPD, FDP und ALMA-Die Grünen erläutern, wie es die Gemeinde in ihrer Schriftsprache künftig halten soll. Schledt sieht wegen der schon getroffenen Reduzierung von Sternchen und Co. nicht mehr allzu viel Dringlichkeit im CDU-Antrag und will über dessen Absicht nicht öffentlich spekulieren („kein Kommentar“). Er weist aber jetzt schon drauf hin, dass man im Rathaus selbst im Erfolgsfall des Antrags „nicht das komplette Netz durchforsten und alle Beiträge, in denen wir noch gegendert haben, nachträglich ändern werden“.
(Text: jedö)
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