Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, wirbt beim Frühlingsempfang der FDP Münster und Eppertshausen für Vielfalt im System
Drei Minister und eine Ministerin stellt die FDP als Teil der Ampel-Koalition im aktuellen Bundeskabinett: Finanzminister Christian Lindner, Justizminister Marco Buschmann, Digitales- und Verkehrsminister Volker Wissing sowie Bettina Stark-Watzinger. Letztere ist gebürtige Frankfurterin, zuständig fürs Ressort Bildung und Forschung – und war am Dienstagabend Hauptrednerin auf dem gemeinsamen Frühlingsempfang der FDP-Ortsverbände Münster und Eppertshausen. Hätte man bei einem Besuch Lindners wohl den großen Saal der Bürgerhalle und hohe Sicherheitsvorkehrungen gebraucht, reichte für Stark-Watzinger, die solo mit dem Pkw kam, angesichts von 60 Zuhörern der kleine Saal locker aus. Eine Dreiviertelstunde lang warb die 54-Jährige für „Vielfalt, Durchlässigkeit und unterschiedliche Wege in der Bildung“.
So fasste sie gegen Ende ihres Vortrags das zusammen, was sie zuvor in freier Rede engagiert, rhetorisch gleichwohl nicht auf Lindner-Niveau, skizziert hatte. Dies zunächst mit dem Hinweis, dass sie die Anliegen ihrer Partei und der Koalition kommende Woche mit einem Bildungsgipfel untermauern werden, in den 1.000 Menschen aus Bund, Ländern, Kommunen und Lehrerschaft eingebunden seien. „Wir sehen, dass die Zahlen in die falsche Richtung gehen“, begründete Stark-Watzinger den Sinn der in Zeiten inflationärer Politgipfel recht kontrovers gesehenen Großveranstaltung. Obgleich Bildung in weiten Teilen Ländersache ist und aufgrund schwacher Wahlergebnisse zuletzt immer seltener unter Mitgestaltung der Liberalen stattfindet, forderte sie: „Wir brauchen eine Trendwende in der Bundespolitik!“
Missverhältnis im gesellschaftlichen Stellenwert von Studium im Vergleich zur Berufsausbildung
Inhaltlich machte die Ministerin manchen Punkt. Etwa mit der Anmerkung, dass in Deutschland derzeit 45.000 junge Menschen jährlich die Schule ohne Abschluss verließen. „Das ist achtmal Eppertshausen“, rechnete sie vor, nachdem sie sich kurz über die Einwohnerzahl ihrer Gastgeber-Kommune schlau gemacht hatte. Auch das Missverhältnis im gesellschaftlichen Stellenwert von Studium im Vergleich zur Berufsausbildung prangerte Stark-Watzinger an. Selbst mancher Abiturient sei wohl deutlich besser im dualen System aufgehoben als an der Hochschule, meinte sie. Ein Bewusstsein, das sie dadurch fördern wolle, eine umfassende Berufsorientierung während der Schulzeit nicht nur in Haupt- und Realschulen, sondern auch auf Gymnasien zu verankern.
Etwas genereller hob die Ministerin darauf ab, die Bildungspolitik in Deutschland künftig „stärker aus der Sicht der Kinder“ betreiben zu wollen. Man debattiere zu viel über Geld und Strukturen, doch von Kompetenzgerangel sei „noch kein Kind schlauer geworden“. Dazu könnten womöglich mehr und besser ausgebildete (und bezahlte) Lehrer beitragen; doch auf diesen Mangel ging Stark-Watzinger („Auch ich kann nicht mehr Lehrer zaubern“) kaum ein.
Stattdessen kritisierte sie die Vorgängerregierung dafür, Bildungsstätten während der Corona-Zeit im Vergleich mit den meisten anderen Staaten besonders lang geschlossen zu haben. Mit der FDP in der Hauptverantwortung wäre dies anders gelaufen, war sie sich sicher: „Kita-, Schul- und Hochschulschließungen waren falsch und dürfen nie wieder passieren!“ Schließlich gelte: „Bildung ist für junge Menschen das Tor zur Welt.“ Dass sie nicht nur auf dem immer beliebteren Weg via Abi und Uni dorthin gelangen, arbeitete Bettina Stark-Watzinger in Eppertshausen am gründlichsten heraus.
(Text: jedö)
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