Zu wenig Umsatz, zu hohe Kosten: Felicitas Lauszat gibt nach 14 Jahren auf
„Du bist mein Lieblingstreffpunkt“, steht auf einem kleinen Schild im Altheimer Lädchen. Gerade ältere Menschen aus dem 2.600 Einwohner großen Münsterer Ortsteil schätzen das Lebensmittelgeschäft in der Kirchstraße nicht nur für den Einkauf, sondern auch das Schwätzchen zwischendurch. Ab Sommer fällt der Treffpunkt weg, mindestens unter der Leitung von Felicitas Lauszat: Nach 14 Jahren gibt die 62-Jährige ihren Laden auf.
„Am 1. Juli ist definitiv alles weg“, kündigt Lauszat an. „Vielleicht ist auch schon Mitte Juni Schluss.“ Mitte März sind es genau 14 Jahre, in denen die Geschäftsfrau mit dem Altheimer Lädchen selbstständig ist. Das 15-jährige Bestehen wird sie dort nicht mehr feiern. Die Gründe sind so schnöde wie essenziell: Umsatz und Kosten stehen in einem Missverhältnis, Gewinn bleibt der Unternehmerin kaum – und das bei einer 70-Stunden-Woche und der Notwendigkeit, neben den eigenen Lebenshaltungskosten auch noch mehrere Darlehen bedienen zu müssen.
Dabei hat Lauszat in den fast anderthalb Jahrzehnten vieles versucht, um den einzigen Lebensmittelmarkt in Altheim auf seinen 120 Quadratmetern Verkaufsfläche so attraktiv wie möglich zu gestalten. Neben dem Sortiment, das ihr die Rewe-Gruppe liefert und das bei ihr „auch nicht teurer als in den großen Rewe-Märkten“ sei, verkaufte sie Backwaren der Babenhäuser Bäckerei Lautenschläger, integrierte einen Post- und Paketshop und nahm eine Lotto-Annahmestelle hinzu. Post und Lotto waren dabei in erster Linie als Service am Kunden zu verstehen, der damit zwei weitere Anlässe zum Gang ins Altheimer Lädchen hatte. Gewinn für Lauszat warf beides kaum ab. Auch eine Reinigungsannahme baute die Betreiberin in ihr Lädchen ein.
Trotz einer 70-Stunden-Woche oft schwer, solo vom Altheimer Lädchen zu leben
Auf der Kostenseite und beim Werben um mehr (regelmäßige) Kundschaft tat Felicitas Lauszat in den vergangenen Jahren ebenfalls einiges. Unter anderem schaffte sie neue Kühlgeräte an, um die Energiekosten zu senken – dies deutlich vor dem starken Preisanstieg 2022. Kühlschränke und Gefriertruhen wolle sie nach der Schließung ebenso verkaufen wie die Regale, „vieles ist ja noch neu“. Durch den Verkauf dieser Werte und den entsprechenden Einmalerlös erhoffe sie sich auch, „plus minus Null aus dem Laden rauszugehen“. Gelinge ihr das nicht und nehme sie weitere Schulden in ihre nächste Lebensphase mit, müsse sie sich wohl noch einmal einen Job im Angestelltenverhältnis suchen. Schon jetzt war es trotz einer 70-Stunden-Woche oft schwer, solo vom Altheimer Lädchen zu leben. In schlechten Zeiten war da das weitere Einkommen ihres Mannes, der nicht im Geschäft involviert ist, hilfreich.
Enttäuscht ist die Unternehmerin auf der nun von ihr beschlossenen und kommunizierten Zielgeraden vor allem darüber, dass es mit dem in vielen Gesprächen und mancher Veranstaltung (so vor fünf Jahren im Altheimer Gustav-Schoeltzke-Haus) beschworenen Solidarität im Ort bei zu vielen Einwohnern nicht weit her sei. Schlicht zu wenige seien regelmäßig für größere Einkäufe mit nennenswerten Umsätzen zu ihr gekommen. „Die Leute, die ich auf den Veranstaltungen am lautesten gehört habe, sind dann die gewesen, die mich im Alltagsbetrieb am wenigsten unterstützt haben. Nur mal reinkommen und eine Rolle gelbe Säcke mitnehmen, das funktioniert aber nicht!“
Ob es im Objekt in der Kirchstraße im Sommer in einer anderen Form weitergeht, ist noch offen. Felicitas Lauszat glaubt nicht daran und hat selbst auch nicht nach einem Nachfolger gesucht. Der Eigentümer der Immobilie hat die Ladenfläche bereits neu inseriert.
(Text: jedö)
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