Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer werden um besondere
Vorsicht gebeten
Durch das langsame Ansteigen der Temperaturen am Ende des Winters sind die Amphibien bereits wieder auf dem Sprung – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie verlassen bald ihre Winterquartiere und wandern wie in jedem Jahr zu ihren Laichgewässern, sozusagen zurück zu ihren Kreißsälen. Sobald die Temperaturen steigen, 5 Grad Celsius am Abend und Regen oder hohe Luftfeuchtigkeit reichen meist schon aus, beginnen die Lurche ihre Wanderung. Dies tun sie im Schutz der Dunkelheit, um sich vor tierischen Froschgourmets zu verbergen, aber auch weil sie die höhere nächtliche Luftfeuchtigkeit vor dem Austrocknen bewahrt. Die Anzahl der heimischen Arten ist bei uns überschaubar. Man findet vor allem Berg- und Teichmolch, Erdund Kreuzkröte sowie Wasser-, Gras- und Springfrosch.
Für die Wanderung verwenden die Tiere ein komplexes Navigationssystem. Sie nutzen Geräusche, Gerüche, visuelle Landmarken und sogar magnetische Informationen zur Orientierung. Für gewöhnlich erwachen die Männchen eher aus der Winterruhe und sind früher unterwegs als die Weibchen, teils wohl aus Faulheit, aber auch um sich Vorteile bei der Brautschau zu verschaffen. Bereits unterwegs lauern die männlichen Artgenossen wie Wegelagerer im Unterholz auf ihre Chauffeurinnen, die einen oder manchmal sogar mehrere Bräutigame huckepack gebührenlos mitnehmen. Insgesamt können die Weibchen bei ihrer Wanderung eine Strecke von bis zu fünf Kilometern zurücklegen, bei einigen kann es sogar noch mehr sein.
Im letzten Jahr waren die Bedingungen während der Wanderungen nicht ideal. In der Hauptwanderzeit war es deutlich zu trocken. Insgesamt wurden lediglich 74 Amphibien gezählt. 2021 waren es 347 und im Jahr davor noch 537 und im Rekordjahr 2018 sogar 2733. Doch die starken Fluktuationen sind bei den Krötenwanderungen durchaus normal, die städtischen Biologen hoffen auf Froschwetter für die kommenden Wochen. Auch finden die Tiere oft andere Wege zu ihren Laichplätzen und entgehen somit der naturschützerischen Kröten-Zählung.
Der Weg zu den Eiablageplätzen ist nicht ungefährlich. Die Lurche lustwandeln beharrlich auf ihren angestammten Pfaden und wollen zum einen den Gravenbruchring westlich der Kleingartenanlage Eichenbühl und zum anderen die L 3117 Richtung Heusenstamm in Höhe der Luderbachbrücke überqueren. An ersterem dominieren Erdkröten, die aus dem Frankfurter Stadtwald zum Weiher “Am alten Schießstand” wandern. Im Bereich des Luderbaches suchen hauptsächlich Grasfrösche die im Frühjahr überschwemmte
“Müllerwiese” auf. Hier verrichten auch regelmäßig Berg- und Teichmolche ihre Fortpflanzungsaktivitäten. Sie schätzen aber auch den Froschlaich als willkommene Frühjahrskost nach der erzwungenen Winterdiät.
An den sensiblen Übergängen befinden sich schon seit Jahren so genannte Amphibienleiteinrichtungen, die bei Bedarf mit mobilen Amphibienzäunen verlängert werden können. Die Auffangeimer werden erst zur Hauptwanderzeit eingegraben, denn sie müssen täglich kontrolliert und geleert werden – eine Aufgabe, die seit vielen Jahren dankenswerterweise von ehrenamtlichen Naturschützer*innen übernommen wird.
Aber auch in anderen Bereichen Neu-Isenburgs sind die Tiere unterwegs. Beliebt sind etwa die Sickerbecken im Frankfurter Stadtwald, in Gravenbruch und im Bereich Fischer Lucius. Wichtige Amphibienlaichgebiete sind auch die Naturschutzgebiete Gehspitzweiher und der Bruch von Gravenbruch. Für alle Verkehrsteilnehmenden ist deshalb in den nächsten Wochen besondere Vorsicht geboten. Sobald die Temperaturen steigen, 5 Grad Celsius am Abend und Regen oder hohe Luftfeuchtigkeit reichen schon aus, machen sich die Lurche auf den Weg: Generell sollten Auto-, LKW- und Zweiradfahrer an milden, feuchten Abenden, während der Nacht und in den frühen Morgenstunden mit erhöhter Aufmerksamkeit unterwegs sein, um die Tiere nicht unnötig zu gefährden.
Um besondere Aufmerksamkeit wird auf dem Kastanienweg im Buchenbusch gebeten, weil dort keine Schutzzäune stehen. Die Krötentiere wandern dort aus dem angrenzenden Wald ins Wohngebiet ein.
Weitere Auskünfte erteilen die städtischen Biologen Dr. Markus Bucher (06102/241764, markus.bucher@stadt-neu-isenburg.de) und Dr. Ellen Pflug (06102/241720, ellen.pflug@stadt-neu-isenburg.de).
(Text: PM Stadt Neu-Isenburg)