Rödermark will Kontakte mit Hekimhan weiter intensivieren

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In den vergangenen Jahren gab es immer wieder gegenseitige Besuche zwischen Rödermark und Hekimhan. 2022 etwa war Hekimhans Bürgermeister Turan Karadag mit einer Delegation in Rödermark zu Gast und trug sich unter anderem ins Goldene Buch der Stadt ein. (Foto: PS)

Rödermark wird Hekimhan in Ostanatolien eine sogenannte Städtefreundschaft anbieten. Das beschloss die Stadtverordnetenversammlung einstimmig. Eine Städtepartnerschaft, wie zu anderen ausländische Kommunen, wird es dagegen erst einmal nicht geben. Der steht unter anderem der autoritär herrschende Präsident Recep Tayyip Erdogan entgegen.

Ziel des Beschlusses für eine Städtefreundschaft soll es sein, „die herzlichen Beziehungen und die bestehenden familiären und freundschaftlichen Verbindungen zwischen den Menschen der beiden Städte zum Ausdruck zu bringen“. Brigitte Beldermann (AL/Die Grünen) zitierte zunächst deutsche Zeitungsschlagzeilen („Wir dürfen die demokratische Türkei jetzt nicht alleine lassen“) nach der Festnahme von Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu. Vor diesem Hintergrund gewinne die Beschlussfassung zur Städtefreundschaft mit Hekimhan, die wie Istanbul mit Turan Karadag einen Bürgermeister der sozialdemokratischen Partei CHP hat, eine zusätzliche Bedeutung. In Hekimhan haben viele Rödermärker Bürger ihre familiären Wurzeln. Die Stadt habe sich in den vergangenen Jahrzehnten stets als weltoffen und demokratisch gezeigt, sagte Beldermann. Die Rödermärker mit Hekimhaner Wurzeln seien in der Gesellschaft in vielerlei Hinsicht aktiv, etwa in Vereinen oder auch in der Kommunalpolitik. Die Städtefreundschaft werde eine zusätzliche Basis bieten für die Verbindung zwischen beiden Kommunen. „Sie kann dem europäischen Gedanken von Frieden, Freundschaft und Demokratie, gerade jetzt, nur gut tun. Wir freuen uns darauf“, meinte Brigitte Beldermann.

Es sei kein Geheimnis, sagte Hidir Karademir (SPD), der selbst aus der Region stammt, dass er sich lieber eine Städtepartnerschaft mit Hekimhan, statt einer Städtefreundschaft gewünscht hätte. „Wir haben uns dafür sehr lange eingesetzt“, so Karademir. „Schade, dass es nicht zu einer Partnerschaft gekommen ist. Aber ich hoffe, dass der Freundschaftsvertrag seinen Sinn und Zweck erfüllt und es letztlich keinen großen Unterschied zwischen Freundschaft und Partnerschaft gibt.“

Auch die FDP begrüßte den Beschluss. Dadurch, dass mehrere hundert Bürger mit Wurzeln aus der Region Hekimhan in Rödermark leben, werde die Beziehung zwischen beiden Städten immer eine besondere sein, sagte Dr. Rüdiger Werner. Die gegenseitigen Besuche hätten die Verbindung weiter gefestigt. Während die Städtefreundschaft daher zu befürworten sei, hätten sich in den Diskussionen der vergangenen Jahre allerdings nur wenige Gründe dafür gefunden, eine deutlich weitergehende Städtepartnerschaft einzugehen. Werner fragte sich, warum es so lange bis zu dem Beschluss gedauert habe. 2014 habe Hekimhan bereits Interesse an einer Städtepartnerschaft gezeigt. „Mehr als zehn Jahre haben wir unsere türkischen Freunde ohne Antwort im Regen stehen lassen“, monierte Werner. Schließlich habe damals wie heute in Rödermark nur eine Minderheit eine wirkliche Städtepartnerschaft gewollt. Bereits 2017 hatte die FDP beantragt, die schwebende Diskussion mit einem Nein zur Städtepartnerschaft zu beenden. Damals sei die Situation unter der Erdogan-Regierung ähnlich dramatisch wie jetzt gewesen. Ab sofort sollte man aber nicht mehr zurückblicken und die Städtefreundschaft mit Leben erfüllen.

Die einstimmige Erklärung zur Städtefreundschaft sei ein Etappenziel, sagte Bürgermeister Jörg Rotter (CDU). Es sei gut, dass man nach so langer Zeit nun eine Antwort für Hekimhan habe. Gerade aufgrund der aktuellen Situation müsse man im Gespräch bleiben. „Ganz unabhängig davon, ob da jetzt Partnerschaft oder Freundschaft auf dem Papier steht.“ Man dürfe aber auch keine Erwartungen wecken, die man dann später nicht erfüllen kann. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Gensert, der auch schon in Hekimhan war, wollte nach vorne blicken und nicht noch einmal eine 15jährige Diskussion aufrollen. Der Blick auf das Machbare und die Intensivierung der Kontakte sei nun angesagt.

(Text: PS)