
Andrea Schülner (Andere Liste/Die Grünen) bleibt Erste Stadträtin in Rödermark. Sie wurde am Dienstag in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung für sechs weitere Jahre gewählt. Die zweite Amtszeit Schülners, die seit 2019 im Amt ist, beginnt am 1. Juli.
Von den im Mehrzweckraum der Halle Urberach anwesenden 33 Stadtverordneten bekam die 61-Jährige 24 Ja-Stimmen, fünf Stadtverordnete stimmten gegen eine zweite Amtszeit Schülners. Es gab vier Enthaltungen. Von der Koalition aus CDU und AL waren am Dienstag in der Sitzung insgesamt 22 Stadtverordnete anwesend.
In den vergangenen Wochen habe sie sich intensiv mit der Frage beschäftigt, ob sie bereit ist, sich weiter den Aufgaben einer hauptamtlichen Ersten Stadträtin zu stellen, sagte Andrea Schülner nach ihrer Wiederwahl. Die Antwort sei ihr trotz einiger Widrigkeiten nicht schwer gefallen, mit all ihrer Energie und ihrem Engagement wolle sie sich der Aufgabe weiter widmen. Mit Widrigkeiten meinte Schülner unter anderem Anfeindungen, die ihr täglich per Brief, E-Mail oder in den sozialen Medien begegnen. Es sei höchste Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie man es schaffe, auch „zukünftig Menschen aus unserer Mitte zu gewinnen, die sich auf demokratischen Grundlagen für unsere Stadt engagieren“.
Schülner plädierte für einen konstruktiven und offenen Austausch ohne vorherige Wertung. In der Vergangenheit habe man getroffene Entscheidungen, auch wenn diese mit (finanziellen) Zumutungen für die Bürger einhergegangen waren, oft gemeinsam vertreten. Trotz aller Widrigkeiten und einigem Gegenwind sei man „sehr gut“ durch die vergangenen Jahre gekommen.
Der AL-Fraktionsvorsitzende Stefan Gerl sagte, dass Andrea Schülner in den vergangenen Jahren ihre Eignung für das Amt eindrucksvoll unter Beweis gestellt habe. Durch ihre frühere Tätigkeit als leitende Beamtin bei der Stadt Frankfurt bringe Schülner „fundiertes Wissen über komplexe Verwaltungsabläufe mit. Sie weiß im Gewirr unzähliger Vorschriften und damit einhergehendem Behördenwirrar sicher zu navigieren.“ Als Verantwortliche der 322 Beschäftigten der ihr unterstellten Fachbereiche Soziales, Öffentliche Ordnung sowie Sicherheit und Finanzen habe Andrea Schülner der Stadt gut getan. „Sie hat Herzblut und Feuer, sich mit ihrer großen Lebens- und Verwaltungserfahrung weitere sechs Jahre den besonderen Herausforderungen zu stellen“, so Gerl.
„Ich kann jemanden schicken“, sei das höchste Lob, das man in Urberach aussprechen kann, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Gensert und wandelte dieses Orwischer Sprichwort leicht ab: „Andrea kann man schicken.“ Die Stadtspitze stehe angesichts besonders leerer Kassen vor großen Herausforderungen, „die größer und stärker sind als das, was wir bisher gesehen haben“. Gensert ist sich aber sicher, dass das „bewährte Team“ Rotter/Schülner diese Krise meistern wird. Bürgermeister Jörg Rotter bezeichnete Andrea Schülner in der Debatte als wichtige Partnerin, um die Verwaltung zu modernisieren.
Die Redner der Opposition fanden zwar ebenfalls lobende Worte für die alte und neue Erste Stadträtin, sparten aber auch nicht mit Kritik. Lars Hagenlocher (SPD) hob den Fachbereich Soziales, den Schülner zu verantworten hat, positiv hervor. Die CDU/AL-Koalition, für die Andrea Schülner stehe, sei jedoch eine „Koalition ohne große Ideen“, geprägt von minimalen Kompromissen und Strategielosigkeit. Auch Andrea Schülner trage eine politische Mitverantwortung für die schwierige finanzielle Situation. Eine Wahl Schülners sei eine Zustimmung für ein „Weiter so“ der Koalition, auch daher stimme seine Fraktion dagegen.
Björn Beicken (Freie Wähler), dessen Fraktion sich zumindest weitgehend enthalten wollte, kann sich vorstellen, dass man zumindest vorübergehend auf das Amt der Ersten Stadträtin verzichtet. Damit würde die Verwaltung in Zeiten mit einer „mehr als angespannten Finanzlage“ ein Zeichen zur Konsolidierung setzen. Beicken sieht deutliche Probleme in den von Andrea Schülner verantworteten Fachbereichen. Akzente, die die Erste Stadträtin gesetzt haben soll, „sind uns gänzlich durch die Lappen gegangen“.
Tobias Kruger (FDP) stimmte nach lobenden Worten ebenfalls kritische Töne an, was den Umgang mit dem Thema Finanzen angeht. Die Erwartung auch an die erste Stadträtin sei, dass nicht einfach die Belastungen an den Bürger weitergegeben werden. Sonst seien Wahlergebnisse mit einem hohen AfD-Stimmenanteil als Ausdruck einer politischen Frustration die Folge.
(Text: PS)