Münster: Gegen das Vergessen, für die Demokratie

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Betten die Verlegung der „Stolpersteine“ in Münster und Altheim am 5. und 6. April mit einem Vortrag und zwei Ausstellungen ein: die AG Stolpersteine, der Heimat- und Geschichtsverein Münster sowie mehrere Künstler (auf dem Foto jeweils einige Vertreter). (Foto: jedö)

AG Stolpersteine und HGV Münster betten Gedenkstein-Verlegung am 5. und 6. April in Vortrag und zwei Ausstellungen ein

2024 feierte die Bundesrepublik Deutschland 75 Jahre Grundgesetz. Dazu jährte sich am 27. Januar die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz zum 80.-mal. Es könnte also kaum eine bessere Phase geben, sich mal wieder der demokratischen Errungenschaften unserer Nation bewusst zu werden – und der Erinnerung an ihr dunkelstes Kapitel. In Münster und Altheim geschieht dies am 5. und 6. April vielfältig auf ebenso kreative wie historisch fundierte Weise: Die Verlegung von 21 „Stolpersteinen“ gegen das Vergessen vertriebener, verschleppter und ermordeter Einwohner in der NS-Zeit, über die wir bereits vor wenigen Wochen berichteten, wird an diesen Tagen in einen Vortrag und zwei Ausstellungen eingebettet. Dies organisieren neben der AG Stolpersteine der Heimat- und Geschichtsverein Münster sowie mehrere lokale Künstler.

Die Stolperstein-Verlegung beginnt am 6. April um 10 Uhr an zwei Standorten in der Altheimer Hauptstraße. Zunächst wird einer der Steine in Erinnerung an den 1884 geborenen Moses Altheimer verlegt. Er wurde schon 1912 in eine Heilanstalt eingewiesen. Da die Nazis Menschen mit psychischen Leiden einen niedrigen Wert zumaßen und Altheimer zudem Jude war, ermordeten sie ihn 1941 nach einer Verlegung mit 65 weiteren Kranken aus einer Anstalt in Heppenheim nach Hadamar in der Gaskammer. Die zweite Stelle in der Hauptstraße wird an Erwin, Martha und Alfred Weinberg erinnern, denen 1937 und 1938 die Flucht in die USA gelang. Sie waren zwischen 1904 und 1910 in Altheim geboren worden und ebenfalls jüdisch.

Die Verlegung der Stolpersteine setzt sich am 6. April gegen 10.50 Uhr in der Münsterer Dammstraße fort. Gegen 13 Uhr soll der handwerkliche Teil in der Borngasse beendet sein, wo in einem Hof ein kleiner Abschluss mit dem Eppertshäuser Chor St. Sebastian stattfindet. An diesem Tag – und schon am Vortag, 5. April – ist aber noch viel mehr geplant, um für Demokratie und Toleranz zu werben und auf die schlimmsten Folgen ideologischer Verblendung, wie sie zwischen 1933 und 1945 in Deutschland und vielen weiteren Ländern in unvorstellbarer Grausamkeit geschahen, aufmerksam zu machen.
Am 5. April um 18 Uhr referiert Künstler und Stolpersteine-Initiator Gunter Demnig, der tags drauf nach Vorarbeit durch den Münsterer Bauhof selbst verlegen wird, im Münsterer Rathaus. Musikalisch eingerahmt wird dies vom Trio Ora Blu (Christoph Sames, Michael Weißbarth, Karsten Albe). Am selben Tag findet bereits von 14 bis 17 Uhr eine Ausstellung im Altheimer „ARThaus“ statt, wo der Altheimer Roger Rigorth und der Münsterer Hans-Peter Schmücker ihre Werke präsentieren und die 21 recherchierten Biografien dokumentiert werden. Am 6. April öffnet sie von 9 bis 17 Uhr.

Schmücker ist tags drauf, am 6. April, auch in die Ausstellung „Demokratie – verletztlich – unersetzlich“ eingebunden, die um 14 Uhr im vom HGV Münster betriebenen „Museum in der Mühle“ beginnt. Ebenfalls in die Schau involviert sind die Künstler Helmut Burghardt, Christoph Ciolek, Wolfgang Schulz, Jürgen Wolff, Elke Bergerin, Karin Kück und Katja Leers-Farr.

Sie alle eint der Versuch, die Zivilgesellschaft über die Kunst aufzurütteln. Dafür haben sie sich kreativ mit den Inhalten des Grundgesetzes befasst. Zur Vernissage werden (ab 14.30 Uhr) neben Schmücker auch Rödermarks Ex-Bürgermeister Roland Kern und Münsters Rathaus-Chef Joachim Schledt sprechen. Die Ausstellung im Münsterer Museum öffnet am 13. April erneut von 14 bis 17 Uhr.

(Text: PM jedö)