Ein roter Teppich vor der Tür der Bäckerei Schäfer in Jügesheim, umsäumt von goldenen Ballons, gibt es nicht jeden Tag zu sehen. Es war das Zeichen für einen „hohen“ Besuch, denn die erste Brotkönigin Josephine Scheledinow der Bäckerinnung Südwest war gekommen. Sie repräsentiert alle Bäcker der Handwerkskammer aus Hessen, Baden-Württemberg und dem ehemaligen Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz.
„Es gibt zwar schon länger die Brezelprinzessin und den Brezelkönig, aber ich bin die erste Brotköniging“, erzählte sie. Um diesen Titel tragen zu können, muss man auf jeden Fall aus dem Gewerbe kommen und Leidenschaft für das Bäckerhandwerk mitbringen. Das war bei ihr gegeben und nun ist sie ein Jahr als Repräsentantin des südwestlichen Bäckerhandwerks in der ganzen Region unterwegs. Sie will für das Bäckerhandwerk und seine Produkte werben, denn gerade Traditionsbäckereien haben es in der heutigen Zeit schwer. Sie stehen in Konkurrenz mit größeren industriellen Unternehmen und den Produkten bei den Discountern. Ihre Meinung dazu ist eindeutig: „Dass Brot halt was Besonderes ist und dass muss man mit allem Sinne genießen. Das versuche ich den jüngeren Menschen auch deutlich zu machen. Die Produkte vom Handwerksbäcker, sind nicht zu vergleichen mit Discounterbrot. Das ist, also, nee, das geht gar nicht. Wir Handwerksbetriebe haben keine Fertigmischungen. Hier wird für jedes Brot die Zutaten zusammen gewogen. Brot sollte für mich eine schöne Kruste und eine weiche Krume haben. Eindeutig war auch ihre Meinung zur Bäckerei Schäfer und seiner Produkte:“ Das ist ein sehr geiler Betrieb mit einem tollen Chef. Hier herrscht ein tolle Arbeitsklima, fast familiär. Bei großen Ketten kennt man seinen Chef kaum und hier steht er auch mal hinter der Theke und hilft aus.“
Natürlich gehörten auch das Probieren von Produkten der Bäckerei von zu ihrem Besuch. „Hier findet man super Brot und gerade die Schäferkruste, das muss ich immer wieder sagen, da stehe ich echt drauf. Das muss ich mir heute mitnehmen.“ Auch für die Kunden gab es an diesem Tag viele Möglichkeiten für eine Kostprobe, geschmiert mit Butter und selten wurde das Angebot abgelehnt. Bei so einer großen Produktpalette, die in einer Handwerksbäckerei angeboten wird, zum Teil auch nur saisonal, wie Kreppel zur Fastnachtszeit und Karottenbrot zur Osterzeit, besteht natürlich auch die Gefahr, dass am Abend einiges übrigbleibt, aber unisono erklärte die Brotkönigin und Bäcker Sascha Schäfer, das davon nichts weggeworfen wird: „Bei uns wird gar nichts weggeschmissen. Alles wird wiederverwertet. Wir machen daraus Weckmehl und Knödelbrot daraus. Außerdem sind wir bei der App ´To-Good-To-Go´ und es wird auch an die Tafeln verteilt.“
Man geht nicht nur bei den Produkten mit der Zeit, sondern auch bei der Kalkulation. Hier hilft eine Künstliche Intelligenz (KI). „Die greifen auf unsere Verkaufsdaten zu und berechnet den Bedarf für den nächsten Tag und die nächste Zeit“, erklärt Schäfer. So auch, wenn es zum Monatsende zu gehe und weniger Geld zur Verfügung stehe, dass mache sich bei den Umsätzen bemerkbar. Möglicherweise gibt es einen besonderen nachhaltigen Effekt des Besuchs der Brotkönigin. So überlegt Sascha Schäfer, ob er den roten Teppich nicht liegen lassen sollte, denn der Kunden fühlen sich dann was als etwas Besonderes, nach dem Motto: „Der Kunde ist König“.
(Text: ah)