
Die Bürgermeister-Wahl am 25. Mai in Eppertshausen wird ihren Namen verdienen: Hatte bislang ausschließlich der Erste Beigeordnete Stephan Brockmann als CDU-Kandidat seinen Hut für die Nachfolge des Ende Februar zum ZAW gewechselten Carsten Helfmann (ebenfalls CDU) in den Ring geworfen, ist am Wochenende ein zweiter Bewerber an die Öffentlichkeit gegangen: Der parteilose Eppertshäuser Marcel Koss möchte Verwaltungschef jener Gemeinde werden, in der er mit seiner Frau Bianca sowie dem elfjährigen Sohn und der sechsjährigen Tochter seit 2015 lebt.
Koss ist 43 und stammt aus Urberach. Seine Brötchen verdient er derzeit als Key-Account-Manager eines Unternehmens im Baufachhandel. Zu seinen Kunden zählen dabei große Baumarkt-Ketten. „Ich bin ein analytischer Typ, der Zahlen braucht“, sagt er und verdeutlicht, dass er im beruflichen Kontext durchaus Summen im Millionenbereich bewege.
Gleichzeitig nennt Koss nicht nur den sachlichen Umgang mit Daten und Fakten als persönliche Stärke. „Ich bin ein offener Mensch, gehe gern proaktiv auf die Leute zu. Wenn ich heute durch den Ort gehe, kann ich mit jedem ins Gespräch kommen.“ Nachdem der Fokus „die ganze Zeit auf den Kindern, der Familie und der Arbeit“ gelegen habe, sei nun eine Lebensphase gekommen, in der er etwas Neues wagen wolle. Wobei Koss (ebenso wie sein Mitbewerber Brockmann, der Fachbereichs-Leiter der Stadt Rödermark ist) aus einer Position der Stärke heraus kandidiert: „Monetär hat das Bürgermeister-Amt für mich keinen Anreiz. Stattdessen ist es mir eine Herzensangelegenheit, etwas in die Gemeinde einzubringen. Nach 22 Jahren mit Carsten Helfmann möchte ich für frischen Wind sorgen!“
Wobei Koss zugleich deutlich macht, große Anerkennung für die Leistung Helfmanns zu haben – und sich über die Tätigkeit beim bisherigen Rathaus-Chef persönlich informierte. Dies sei zu einem Zeitpunkt geschehen, als die CDU ihren Kandidaten noch nicht nominiert hatte, und Helfmann habe es gut gefunden, dass Koss das Angebot bei der Direktwahl Ende Mai erweitern wolle.
Dies tut der finanzaffine Familienvater durchaus hoffnungsvoll: „Ich rechne mir für die Wahl schon etwas aus. Der Bessere soll gewinnen! Wenn es am Ende Stephan Brockmann sein sollte, werde ich ihm dafür meinen Respekt zollen.“ Im Gegensatz zu seinem von einer Partei nominierten Konkurrenten muss Marcel Koss als unabhängiger Kandidat für seine Wahlzulassung zunächst noch 46 gültige Unterschriften von wahlberechtigten Personen mit Erstwohnsitz in Eppertshausen sammeln. Dies soll in den kommenden Tagen geschehen. Dennoch sei er bewusst parteilos, „und ich möchte das auch bleiben. Ich möchte mich bei meinen Entscheidungen nicht auf die Meinung nur einer Gruppe verlassen.“
In Eppertshausen längst heimisch geworden und vernetzt sind Marcel und Bianca Koss unter anderem durch ihre Kinder. Das Ehepaar brachte sich beispielsweise in die Neugestaltung der Außenanlage der Kita St. Sebastian ein; Bianca Koss engagierte sich auch für die lokale Faschingsbörse. „Wir sind hier gut angekommen“, sagt Marcel Koss und findet die Gemeinde grundsätzlich „nicht schlecht aufgestellt“.
Als Bürgermeister würde er deshalb vor allem an vielen kleinen Stellschrauben drehen, „ein Drehbuch für die nächsten Jahre habe ich noch nicht“. Potenzial, den Ort attraktiver zu machen, erkennt er aber noch: gastronomisch, optisch (Zustand der Hauptstraße), kulturell (zum Beispiel regt er ein Fest an der Failisch-Promenade an) und mit Blick auf die Belange von Kindern, Jugendlichen, Senioren und Firmen. Auch die direkte Kommunikation mit den Einwohner über die digitalen Kanäle würde er gern intensivieren, „auch wenn Carsten Helfmann da schon einiges gemacht hat und ich weiß, dass ein Bürgermeister nicht 24 Stunden lang bei Facebook verbringen kann“.
(Text: jedö)