Aus für das Ringen in Münster

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Hängende Köpfe in Münster: In der FSV-Halle (Foto im Rahmen eines Heimkampfs) wird auf unbestimmte Zeit nicht mehr gerungen. 2025 nimmt der Verein keinesfalls am Ligabetrieb teil; die Reaktivierung der vorerst inaktiven Abteilung steht in den Sternen. (Foto: jedö)

Einstiger Zweitligist FSV Münster meldet 2025 keine Mannschaft mehr

Eine der ältesten Sportarten der Menschheit kann in Münster ab sofort nicht mehr ausgeübt werden: Die FSV Münster hat beschlossen, 2025 keine Mannschaft mehr im Ligabetrieb des Hessischen Ringer-Verbands aufzubieten. Mehr noch: Das Ringen insgesamt wird bei der Freien Sportvereinigung auf unbestimmte Zeit eingestellt. Die letzten Trainingseinheiten haben bereits stattgefunden; die Abteilung wird zwar nicht aufgelöst, ist seit Ende Februar aber nicht mehr aktiv.

Peter Samoschkoff, Vorsitzender der „Freien“, erläutert die „in Abstimmung zwischen Vorstand und Abteilung“ getroffene und kurz vor Fastnacht kommunizierte Entscheidung näher. Zunächst verweist er auf das allgemeine Statement des Vereins: „In den letzten Jahren gab es immer weniger Zuspruch von Sportlern aus der Region und die Abteilung schaffte es nicht, eine ausreichende und beständige Personaldecke von aktiven Sportlern aufzubauen“, schreibt der traditionsreiche, 126 Jahre alte Mehrspartenverein. In der Folge habe das Ringen in Münster auch bei den Zuschauern und Sponsoren an Attraktivität verloren“.

Demgegenüber stünden jedoch „steigende Kosten“. Samoschkoff führt ein Beispiel aus der Vereinserklärung aus: Allein die Meldung des Männerteams für den Ligabetrieb des Hessischen Ringer-Verbands schlage mit 1500 Euro zu Buche. Auch Trainer, Athleten und Kampfrichter kosten Geld, gleichwohl man mit Blick auf den eigenen Kader in Münster schon seit einiger Zeit kleine Brötchen backte. Im Saldo würden die Ausgaben die Einnahmen „bei Weitem übersteigen“. Kein Wunder, wenn man sich die Zuschauerzahlen etwa der im Dezember abgelaufenen Landesliga-Saison 2024 betrachtet, in der sich oft nur 30, 40 zahlende Gäste zu den Heimkämpfen in der FSV-Halle verloren.

Das hatte aus Publikumssicht mehrere Gründe. Zum einen plagte die Münsterer das Verletzungspech – in einem personell ohnehin knapp gestrickten Kader verheerend, wenn von acht Limits mit klar definierten Gewichten mindestens sieben besetzt werden müssen, um nicht schon an der Waage zu verlieren und sich die Blöße geben zu müssen, dass aus einem Meisterschafts- kurzerhand ein Freundschaftskampf wird. Genau diese Gefahr bestand praktisch in jeder Partie; oft waren die Kampfabende kurz, unattraktiv und wenig spannend. Zum anderen bestand die Mannschaft fast nur noch aus Sportlern mit Migrationshintergrund, die außerhalb Münsters wohnten und zu denen das Stammpublikum keine Beziehung aufbauen konnte. Nach dem Abstieg der ASV Dieburg Ende 2023 in die Verbandsliga fiel der FSV zudem das einzige echte Derby weg. Gegner wie der SC Großostheim II oder der nordhessische RSV Elgershausen lockten kaum einen Anhänger an die Frankfurter Straße – Gästefans schon gar nicht.

Einen weiteren Bruch erzeugte in jüngerer Vergangenheit auch der Weggang von Kulttrainer Heinfried Eichheimer Anfang 2024. Der stark auf Disziplin setzende einstige Bundesliga-Coach harmonierte wegen der konträrer Einstellung so einiger Athleten nicht mehr mit seinem Team. Kritik gab es zudem daran, wie die Münsterer das Nachwuchstraining, in dem sich seit Jahren nur noch wenige Jugendliche verloren, aufzogen. Eigengewächse drangen so kaum noch ins Männerteam vor.

Laut Samoschkoff ist die Teilnahme an der Mannschaftssaison 2025 (in der die FSV nach ihren sportlichen Abstieg aus der Landesliga in der Verbandsliga als letzter Klasse hätte antreten müssen) nicht zwangsläufig das dauerhafte Ende des Ringens in Münster, das zu einstigen Zweitliga-Zeiten bis zu 1000 Menschen zu großen Kämpfen auch in die Gersprenzhalle lockte. „Wir lassen das erstmal ruhen und werden demnächst Gespräche führen, wie es weitergehen kann. Wir gucken mal, ob sich jemand findet, der das Ringen in Münster wieder aufbauen kann.“ Die Umstände seien aber schwierig: „Die Vereinskultur wird immer weniger“, konstatiert der Vorsitzende der Sportvereinigung, in der man jetzt noch Fußball (Männer, Alte Herren, Juniorinnen), Darts und Petanque spielen oder Gymnastik machen kann. „Die Leute, die sich engagiert haben, werden immer weniger.“ Auch Axel Wandinger, seit vielen Jahren Leiter der Ringerabteilung und bei den Heimkämpfen Hallensprecher, habe seinen Rückzug angekündigt.

(Text: jedö)