Am Mittwoch, 19. Februar ist das Fossa-Weibchen Tana in den Katzendschungel eingezogen. Hier wird sie auf Kater Vondrozo treffen. Der Zoo Frankfurt hofft auf Nachwuchs bei den als gefährdet eingestuften Tieren.
Das etwa achtjährige Fossa-Weibchen fällt auf, denn ihr fehlt das rechte Vorderbein. Als junges Tier ist sie in ihrer Heimat Madagaskar in eine Wildererschlinge geraten. Die madagassischen Behörden konnten Tana zwar retten und in eine Wildtier-Auffangstation bringen, ihr Bein war aber so schwer verletzt, dass das dort beschäftigte Veterinärteam es amputieren musste. Da sie mit drei Beinen in der Wildnis keinerlei Überlebenschance gehabt hätte, blieb sie in menschlicher Obhut und kam schließlich 2024 in den Zoo Duisburg, nachdem die madagassische Auffangstation schließen musste. In Duisburg werden das EAZA Ex-situ Zuchtprogramm (EEP) sowie das internationale Zuchtbuch (ISB) für die Fossas geführt. Jetzt soll das Weibchen in Frankfurt für Nachwuchs sorgen, denn Tana ist für die Zoopopulation der Fossas aufgrund ihrer Genetik sehr wertvoll.
Umgängliches und aufgeschlossenes Tier
Fossas sind Einzelgänger und kommen nur in der Paarungszeit zusammen. In Frankfurt trifft Tana auf den zehnjährigen Vondrozo, der bereits mehrfach für Nachwuchs gesorgt hat. Tana ist ein sehr umgängliches und aufgeschlossenes Tier, das mit seiner Behinderung gut zurechtkommt. „Das Team des Katzendschungels ist äußerst erfahren und ich bin zuversichtlich, dass sich Tana gut bei uns im Zoo eingewöhnen wird. Das Beispiel der Fossas zeigt, wie wichtig es ist, dass der Artenschutz im Freiland und in den Zoos ineinandergreift – auch in Hinblick auf Aufklärung und Umweltbildung“, sagt Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft.
„Zootiere werden in der Regel nicht aus der Natur entnommen, sondern durch gezielte Zuchtprogramme zwischen den Zoos innerhalb sich selbst tragender Populationen ausgetauscht“, betont Zoodirektorin Dr. Christina Geiger. „Auch, wenn es Tana zu wünschen gewesen wäre, dass sie unversehrt geblieben wäre, kann sich ihr Schicksal als eine ganz besondere Chance für die Erhaltungszucht erweisen, wenn es gelingt, sie erfolgreich zu verpaaren, obwohl sie schon etwas älter ist“, sagt Geiger.
„Ob es mit der Zucht klappt ist allerdings noch ungewiss. Fossas paaren sich meist hoch im Geäst von Bäumen. Die Weibchen wählen sogenannte Paarungsbäume aus und kommen dort oft mit mehreren Männchen nacheinander und auch wiederholt zusammen“, erläutert Kurator Dr. Johannes Köhler, „Zwar klettert Tana erstaunlich geschickt mit ihren drei Beinen“, sagt Köhler, „allerdings können die langwierigen Paarungen bei Fossas häufig geradezu akrobatisches Geschick beider Partner erfordern“. Mit Vondrozo trifft Tana aber auf einen eher zurückhaltenden und wenig dominanten Fossa-Kater, dem sie auch auf drei Beinen ohne Weiteres gewachsen sein dürfte. Zusätzlich wurde das Gehege an Tanas Handicap angepasst.
Timing bei der Fossazucht ein entscheidender Faktor
So wurden zum Beispiel zusätzliche bodennahe Durchschlüpfe zwischen den Gehegen geschaffen, sodass Tana leichter zwischen den Gehegen wechseln kann, was insbesondere dann wichtig werden wird, wenn die beiden gegen Anfang April wirklich zusammengelassen werden. Timing ist bei der Fossazucht ein entscheidender Faktor, denn die Weibchen werden nur einmal im Jahr (in Europa im Frühling) heiß. Vorher wird Tana aber erst einmal Zeit gegeben, sich richtig an ihr eigenes Gehege zu gewöhnen. Danach werden Vondrozo und Tana noch etwa zwei Wochen lang tagsüber stundenweise ihre Gehege tauschen, sodass beide Partner alle räumlichen Gegebenheiten genau kennen, bevor sie schließlich direkt auf einander treffen werden.
Das Fossa-Weibchen Sissi, die mit ihren vier Jungtieren zuletzt für reichlich Trubel im Katzendschungel sorgte, ist mit ihrem Nachwuchs in einen rückwärtigen Bereich „hinter den Kulissen“ umgezogen.
Wissenswertes über Fossas
Fossas (Cryptoprocta ferox) werden gelegentlich auch Frettkatzen genannt – dabei sind sie (trotz einiger anatomischer Ähnlichkeiten) keine Katzen. Die Art gehört zur Familie der Madagassischen Raubtiere (Eupleridae). Auf der Insel sind sie endemisch, kommen also ausschließlich dort vor. Die territorialen Einzelgänger ernähren sich vorwiegend von Lemuren, kleineren Säugetieren und Vögeln.
In ihrer Heimat sind Fossas als Hühnerdiebe verschrien und werden gezielt bejagt. Aber nicht nur aus diesem Grund ist die Art bedroht. Durch Zersiedlung und Umwandlung von Regen- und Trockenwäldern in Ackerland verlieren die Tiere ihren Lebensraum. Die Art gilt laut Roter Liste der IUCN als „gefährdet“ (vulnerable VU). Die IUCN schätzt den Bestand ausgewachsener Tiere auf etwa 2600 bis – 8600 Individuen (Stand 2015).
(Text: PM Zoo Frankfurt)