
Die Teilnahme an den Paralympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo sind schon länger der Traum von Leon Gensert. Für den 19-jährigen Eppertshäuser, der 2024 sein Abitur an der Dieburger Alfred-Delp-Schule machte und seit frühen Teenie-Tagen im Rollstuhl sitzt, wird die Erfüllung dieses Traums immer konkreter – und seine Leistung als Monoski-Fahrer immer besser: Vergangene Woche sicherte sich der ADS-Absolvent bei den „World University Games“ in den italienischen Alpen erst Bronze im Super-G und dann auch noch den dritten Platz im Riesenslalom.
Seit dem Herbst vergangenen Jahres ist Gensert Jura-Student und auch wegen seiner sportlichen Leidenschaft zum Studium nach Innsbruck gezogen. Als immatrikulierter Deutscher ist er nun auch Teil der Studierenden-Nationalmannschaft, zu der auch Para-Sportler wie er gehören. Vor allem das Edelmetall im Super-G-Rennen – der zweitschnellsten Ski-Alpin-Disziplin nach der Abfahrt – stellte eine positive Überraschung dar. „Die trainiert Leon erst seit kurzer Zeit“, berichtet sein Vater Thomas Gensert, der ihn seit Beginn seiner sportlichen Para-Karriere unterstützt und beim Telefonat am Mittwoch schon wieder bei einem Weltcup-Rennen seines Sohns am Feldberg im Schwarzwald an der Piste stand. In der Klasse der sitzenden Skifahrer folgte etwas später noch Bronze im Riesenslalom. Seinen ersten Höhepunkt hatte der Eppertshäuser bereits bei der Eröffnungsfeier erlebt, als er im Beisein von 12 000 Fans und Wintersportlern die deutsche Fahne tragen durfte.
Damit hat Gensert nicht mal sieben Jahre nach seinem Schicksalsschlag das nächste sportliche Ausrufezeichen gesetzt. Im Juni 2018 waren an der Münsterer Aue-Schule von einem Moment auf den anderen seine Beine eingeschlafen – und sollten seither nicht mehr wie gewohnt funktionieren. Den bis dato völlig gesunden Jugendlichen hatte ein extrem seltener Rückenmarks-Infarkt ereilt. Seither braucht Leon einen Rollstuhl. Die fehlende Muskulatur in den Beinen gleicht er unter anderem mit dem Rumpf aus. Der Auslöser für den Infarkt ist bis heute ein Rätsel, doch in vielfältiger Hinsicht lässt sich der Eppertshäuser seither nicht unterkriegen. Jüngstes Beispiel ist, dass er sein Abitur in Dieburg unter anderem im Fach Sport absolvierte.
Mit dem Ende der Para Ski-Events in Italien trat Leon Gensert die Reise zum Feldberg an, wo der Paraski-Weltcup erstmals in Deutschland ausgetragen wird. Sowohl in dieser als auch in der nächsten Weltcup-Saison geht es für den Nationalmannschafts-Fahrer darum, sich für die größtmögliche Aufgabe zu empfehlen (und kommenden Winter durch vordere Platzierungen auch zu qualifizieren): die Paralympics 2026. „Im Moment gehen sie im Nationalteam davon aus, dass Leon es schafft“, blickt Thomas Gensert nach vorn.
(Text: jedö)