Die Veröffentlichung des archäologischen Sensationsfundes „Frankfurter Silberinschrift“ am 11. Dezember 2024 in Frankfurt am Main und damit die Nachricht vom ältesten christlichen Zeugnis nördlich der Alpen hat ein überwältigendes, überregionales und internationales Medienecho ausgelöst. Zunächst verbreitete sich die Meldung über das kleine Silberamulett mit der darin eingerollten dünnen Silberfolie und der 18-zeiligen Aufschrift in Deutschland, anschließend ging sie in rasantem Tempo um die Welt.
Oberbürgermeister Mike Josef sagt: „Mit der Frankfurter Silberinschrift ist Frankfurt nun auch in der Wissenschaftswelt eine Stadt von internationaler Bedeutung. Die ausführliche Berichterstattung zu unserer kleinen Silberrolle zeigt, wie herausragend der Fund der Inschrift ist und wie groß seine Wirkung.“
Von Arabisch bis Indonesisch: Neben Deutsch über 400 Artikel in 29 Sprachen weltweit
Mithilfe von KI hat das Archäologische Museum Frankfurt den Namen „Frankfurter Silberinschrift“ in alle Sprachen übersetzen lassen und das Netz danach durchsucht.
Ergebnis: Eine erste Auswertung zeigt, dass es neben den unzähligen Beiträgen im deutschsprachigen Raum mittlerweile über 120 englische Artikel gibt. Und das Erstaunliche: Über die Frankfurter Silberinschrift wurde darüber hinaus inzwischen weltweit in rund 300 Artikeln in 28 Sprachen berichtet. Von Arabisch über Indonesisch bis hin zu Japanisch, Hindu oder Polnisch.
Hinzu kommen zahlreiche Audio- und Videoproduktionen auf YouTube oder Anfragen von archäologischen Fachmagazinen und TV-Dokumentationen. Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig zeigt sich beeindruckt: „Normalerweise machen wir keine Pressemeldung, wenn Frankfurt überregional oder international in den Medien ist. Das passiert ja häufiger. Aber in diesem Fall machen wir eine Ausnahme. Eine solche Resonanz zu einem Frankfurter Thema habe ich in meiner gesamten Amtszeit noch nicht erlebt. Es ist wirklich wunderbar, dass die tolle Arbeit der Archäologen und Denkmalschützer in dieser Stadt durch die Frankfurter Silberinschrift jetzt weltweit zur Geltung kommt. Wir können stolz und auch ein bisschen ehrfürchtig sein vor der großen Bedeutung dieses Fundes.“
Auf Wikipedia in fünf Sprachen in Rekordzeit
Auch die schnelle Verbreitung auf der Online-Wissensplattform Wikipedia in verschiedenen Sprachen ist laut dem bekannten deutschen Wikipedia-Autor Axel Hindemith ein Zeichen für die außergewöhnliche Bedeutung des Fundes. Hindemith veröffentlicht seit 20 Jahren Wikipedia-Artikel zu archäologischen Themen im norddeutschen Raum. Ihm zufolge dauert es meist mindestens ein Jahr, bis ein deutscher Artikel zu einem archäologischen Fachthema in eine andere Sprache übersetzt wird, wenn das überhaupt der Fall ist. Bei vielen auch bedeutsamen Funden gibt es gar keine Übersetzung. Anders bei der Silberinschrift: Nachdem der deutsche Artikel am 12. Dezember rund zwöf Stunden nach der Pressekonferenz online war, kamen am 13. Dezember Englisch und Norwegisch, am 20. Dezember Portugiesisch und am 21. Dezember Türkisch hinzu. Der deutsche Artikel zur Frankfurter Silberinschrift wurde zudem am 15. und 16. Januar 2025 auf der Wikipedia Hauptseite in der Rubrik „Schon gewusst” erwähnt, was zu rund 20.000 Seitenaufrufen geführt hat.
Auch Planungsdezernent Marcus Gwechenberger, der für das Frankfurter Denkmalamt zuständig ist, ist begeistert: „In Frankfurt haben Denkmalpflege und Archäologie einen hohen Stellenwert. Wie der Fund der Frankfurter Silberinschrift zeigt, schaffen wir es, die dynamische Entwicklung unserer Stadt mit dem Bewusstsein für die Geschichte unserer Stadt zu verbinden“, sagt Gwechenberger.
Seit dem 18. Dezember ist die Frankfurter Silberinschrift im Archäologischen Museum Frankfurt zu sehen, das sich seitdem über enorm steigende Besucherzahlen freut.
Publikation erster Ergebnisse zur Frankfurter Silberinschrift noch in diesem Jahr
Die Frankfurter Silberinschrift wurde bereits 2018 vom Denkmalamt Frankfurt bei Ausgrabungen in der Frankfurter Römerstadt Nida in einem Grab gefunden und gelangte anschließend zur restauratorischen und wissenschaftlichen Bearbeitung in das Archäologische Museum Frankfurt, doch erst vor kurzem konnte die Inschrift mithilfe von moderner Computertomographie am Leibniz-Zentrum für Archäologie in Mainz (LEIZA) digital entrollt und von Experten unter anderem an der Frankfurter Goethe-Universität entschlüsselt werden. Die Geschichte der Ausgrabung, die Fundvorlage und die Ergebnisse jahrelanger Analyse des gesamten Gräberfeldes, die den bestens dokumentierten Fundkontext der Frankfurter Silberinschrift bilden, wird, als umfangreiche Monographie, noch in diesem Jahr in der wissenschaftlichen Reihe „Schriften des Archäologischen Museums Frankfurt“ (Verlag Schnell & Steiner) veröffentlicht werden.
Noch viele offene Fragen – bemerkenswert ist vor allem der rechtsrheinische Fundort
Doch die Forschung dazu ist längst nicht abgeschlossen. Es gibt noch zahlreiche offene Fragen, die erforscht werden wollen. Besonders bemerkenswert ist den Fachleuten zufolge, dass der frühchristliche Nachweis aus diesem Grab nicht nur der älteste Beleg für das Christentum nördlich der Alpen ist, sondern dass er nicht aus dem linksrheinischen Gebiet wie etwa Köln, Trier oder Mainz stammt, woher bislang die ältesten Zeugnisse des Christentums stammten, sondern aus einem Gebiet, das ab circa 275 nicht mehr zum Römischen Reich, sondern zur Germania Magna, genauer gesagt zur Alamannia, gehörte. Das ist deshalb so bedeutsam, da das Christentum in dieser Region erst ab dem 6. Jahrhundert Fuß fasste und sich dort eigentlich erst im 8. Jahrhundert fest etablierte.
Das macht diesen Fund noch eindrucksvoller – denn er stammt aus einem Gebiet, das sich zu der Zeit, als sich das Christentum im 4. Jahrhundert im Römischen Reich ausbreitete, politisch, administrativ und kulturell bereits wieder außerhalb der römisch geprägten Welt lag.
Eine weitere wichtige Besonderheit der Frankfurter Silberinschrift ist, dass sie auf Latein verfasst ist, nicht auf Griechisch. Es könnte sich um einen der ältesten Nachweise des Hymnus aus dem Philipperbrief handeln, der ursprünglich im griechischen Text des Paulus überliefert ist. Hier stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen diesem Hymnus und dem Brief des Paulus.
Die Wissenschaft wird also noch lange beschäftigt sein mit der „Frankfurter Silberinschrift“.
(Text: PM Stadt Frankfurt)
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… erschließt sich ihre Welt, indem sie viel Zeit in der Natur verbringt. Bei langen Fahrradtouren und schöne Wanderungen tankt sie Kraft. Lokale Themen sind ihre Welt. Sowohl in den Printprodukten als auch online informiert sie am liebsten über Polizeiberichte, Tiergeschichten und Umweltthemen. Absolute Lieblingsbeschäftigung in der Adventszeit: Plätzchen backen.
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