Stapel von Holzpfählen, die Riesen als Bleistifte dienen könnten, bilden ein Fenster, durch das der Blick in die Weite der grünen Landschaft schweifen kann. Aus Stämmen werden mittelalterlich anmutende Säulenheilige. Eine Phalanx von Pfählen bildet ein fast surreales Muster. Die feinen Maserungen einer alten Tür, die wie ein abstraktes Gemälde inszeniert sind. Ein frommer Kopf, dessen Blick sich vor der Flucht des Chorgestühls nach oben richtet. Ein beeindruckender Kirchenbau in all seiner hölzernen Pracht. Knorrige Stämme, verwitternde Stämme, Stämme in Reih und Glied. Einen witzigen, fast schon ironischen Gegenakzent setzt das Gewirre der vielfarbigen Holzperlen für Kinder. Holz, Holz, Holz. Ein besonderer Werkstoff, der den Menschen seit hunderttausenden von Jahren begleitet. Ein lohnendes Thema für Fotografen, die den Reichtum an Facetten, verschiedenen Sichtweisen und Blickwinkeln auf das Material erfahrbar machen können. Das gelingt den Künstlerinnen und Künstlern des Fotoclubs Rödermark derzeit auf beeindruckende Weise im Bücherturm Dort eröffnete Erste Stadträtin Andrea Schülner am vergangenen Samstag zusammen mit Clubchef Rainer Steen die traditionelle Jahresausstellung der Kameraspezialisten, die lapidar mit „Holz“ überschrieben ist.
Bevor die Eröffnungsveranstaltung beginnen konnte, mussten noch zusätzliche Stühle gestellt werden. Wie immer. Keine Ausstellung in Rödermarks Literatur- und Kunsttempel findet bei der Vernissage so viel Zuspruch. Zum offiziellen Start mit musikalischen Intermezzi der Jazzclub-Größen Roland Ulatowski am Bass und Michael Ehrhard am Klavier begrüßten Steen und Schülner die Gäste im fast bis auf den letzten Platz gefüllten Rothaha-Saal ein Stockwerk über den Ausstellungsräumen.
Andrea Schülner lobte den Club, der den Reigen der Kunst-Präsentationen im Bücherturm wieder so beeindruckend eröffne. „Was uns die Bäume an edler Rohware liefern, sei es für die Herstellung formschöner Möbel, stabiler Bau-Elemente oder reizvoller Deko-Objekte: All das zeigen uns die Mitglieder des Fotoclubs mit ihrem feinen Sinn für besondere Augenblicke, beeindruckende Perspektiven und ästhetisch zauberhafte Aha-Momente.“ Dank ihres Gespürs für die Motive und mit ihrem handwerklich-technischen Sachverstand dürfe man eintauchen in die wunderbare Welt aus Holz.
Man habe sich für ein „spannendes Thema“ entscheiden, für das sich zunächst nicht alle hätten begeistern können, berichtete Rainer Steen. Kaum ein Mitglied habe dazu Bilder aus seinem Archiv beisteuern können. „Da musste man raus!“ Steen beschrieb, was die Betrachter erwarten dürfen, präsentierte die begleitende Broschüre und dankte denen, die sich hinter den Kulissen dafür ins Zeug gelegt hatten, dass sich der Fotoclub wieder einmal glänzend in Szene setzen kann.
Jedes der 21 beteiligten Clubmitglieder stellt drei Bilder zum Jahresthema aus. Außerdem werden natürlich wie immer die Siegerbilder der Vereinswettbewerbe ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Der künstlerische Wettstreit war in den vergangenen Jahren besonders wichtig für die Motivation der Mitglieder und den Zusammenhalt im Club. Die Themen lauteten 2024 „Licht und Schatten in s/w“, „rot“, „Gartenidylle“ und „Nebel“. Echte Hochkaräter kann man hier bewundern: etwa den Blick aus der Bodenperspektive nach oben, entlang an den Fassaden der den fotografierenden Betrachter umringenden Hochhäuser in den vernebelten Himmel, der die oberen Stockwerke obskur umhüllt. Blickfänge bieten auch die Großformate – ins Auge fallen hier ein besonderer Blick in die Hochhauschluchten des Europaviertels in Frankfurt und das Schwarz-Weiß-Portrait eines Saxofonisten aus dem Jazzclub. Mittels einer Broschüre werden alle Ausstellenden mit ihren Werken präsentiert.
Auch diesmal sind die Besucher der Ausstellung wieder aufgerufen, ihre persönliche Auswahl zu treffen und mittels Punktevergabe die schönsten Aufnahmen zu wählen. „Die Fotografen sind immer gespannt, wie die Besucher ihre Bilder einschätzen. Sie schauen ganz genau auf die Punkte“, sagte Steen. Unter denen, die sich an der Wahl beteiligen, wird ein Bild verlost. Die zwölf am besten bewerteten Bilder werden zusammen mit einem Deckblatt den Kalender des Fotoclubs für das Jahr 2026 schmücken.
Die Ausstellung „Holz“ kann bis einschließlich Sonntag, 9. Februar, während der Öffnungszeiten der Stadtbücherei besichtigt werden: täglich außer donnerstagnachmittags von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. Infos zum Foto-Club, Termine und Bildergalerien einzelner Mitglieder finden sich auf der Homepage des Vereins: www.fotoclub-roedermark.de.
(Text: PM Stadt Rödermark)