IHK Darmstadt: Zahl der Ausbildungsverträge deutlich gesunken

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Mit einer bundesweiten Kampagne werben die IHKs für das Thema Ausbildung. Die Kampagne „#könnenlernen“ richtet sich sowohl an Schülerinnen und Schüler – vor allem auf TikTok -, aber auch Eltern und Ausbildungsbetriebe. (Foto: IHK Darmstadt)

Nach zwei Jahren Aufwärtstrend ist die Zahl der geschlossenen Ausbildungsverträge für das abgelaufene Jahr 2024 wieder deutlich rückläufig. Es ist der zweitniedrigste Stand seit drei Jahrzehnten, nur im Coronajahr 2021 hatten noch weniger junge Menschen eine Ausbildung im IHK Bezirk Darmstadt begonnen. Die Ursache ist nicht das Ausbildungsplatzangebot.

„Auch wenn die schwächelnde Konjunktur mittlerweile auf den Arbeitsmarkt durchschlägt, haben die Ausbildungszahlen damit nichts zu tun“, stellt Dr. Marcel Walter, Geschäftsbereichsleiter für Aus- und Weiterbildung der IHK Darmstadt, klar. Die Zahl der 2.606 geschlossenen Ausbildungsverträge ist gegenüber dem Vorjahr (2.703) im IHK Bezirk Darmstadt um 3,1 Prozent zurückgegangen (Stichtag 31.12.2024). Zum IHK Bezirk Darmstadt zählen die Landkreise Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Odenwald und die Stadt Darmstadt.

„Wir haben deutlich mehr freie Ausbildungsplätze als Bewerberinnen und Bewerber. Unsere Unternehmen möchten ungebremst ausbilden.“ Als Ursache macht Dr. Walter die unzureichende Berufsorientierung an weiterführenden Schulen aus. „An Gymnasien findet oft nur einen Studien-, aber keine ausreichende Berufsorientierung statt.“ Es werde nicht ausreichend vermittelt, welche mannigfaltigen Karrierechancen sich über die duale Ausbildung ermöglichen. „Es gibt allein 250 IHK-Ausbildungsberufe im kaufmännischen und gewerblich-technischen Bereich. Von unseren Absolventinnen und Absolventen wissen wir, was sie an der Ausbildung schätzen: die praxisnahe Ausbildung, in der man sofort Geld verdient und bei Leistung gute Aufstiegschancen. Und wer im Anschluss noch eine berufsbegleitende Weiterbildung mit dem Abschluss Fachwirt oder Meister macht, hat einen dem Bachelor gleichgestellten Abschluss in der Tasche.“ Die Zahlen zeigen, dass der Anteil an Gymnasiasten an der Ausbildung nochmal zurückgegangen ist. Der Anteil von 28,59 Prozent der Auszubildenden mit Fachhochschul- und Hochschulreife ist auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren. 2014 lag der Anteil bei zusammen 31,06 Prozent, 2023 bei 30,30 Prozent.

Berufsorientierung muss besser werden

„Wir brauchen in der dualen Ausbildung auch die sehr guten Schülerinnen und Schüler, die durch Programme wie im Einzelhandel „3 Abschlüsse in 3 Jahren“ direkt die Karriereleiter zur Führungskraft erklimmen können, sagt Geschäftsbereichsleiter Dr. Walter und fordert von der hessischen Landesregierung, die Berufs- und Studienorientierung an weiterführenden auszubauen und mindestens gleich zu gewichten. „Viele Auszubildende waren vorher Studienabbrecher. Hätten sie in der Schule eine umfassende berufliche Orientierung genossen, wäre ihnen früher in den Sinn gekommen, dass sie mit einer Ausbildung mehr anfangen können“, ist Walter überzeugt. „Unsere Wirtschaft braucht nicht mehr Studienabsolventen, sondern Fachkräfte aus der dualen Ausbildung. Wenn in den nächsten Jahren die geburtenstarken Jahrgänge den Arbeitsmarkt verlassen, haben nachrückende Fachkräfte in den Betrieben die besten Chancen. Das muss man den jungen Menschen aber auch vermitteln, damit sie für sich gute Entscheidungen treffen können.“ Auch strukturelle Probleme müssen laut Dr. Walter nun angepackt werden, damit die duale Ausbildung im Vergleich zum Studium bei jungen Leuten als gute Alternative ankommt: „Berufsschulen müssen so ausgestattet werden, dass sie den Vergleich mit modernen Hochschulen nicht scheuen brauchen. Bund, Länder und Kommunen sind gefragt, eine moderne Berufsschulinfrastruktur auf die Beine zu stellen.“

Rückgang im Kreis Darmstadt-Dieburg am stärksten

Die meisten Ausbildungsverträge wurden in Darmstadt (766) und dann im Kreis Groß-Gerau geschlossen (653 / minus 2,2 Prozent). Während Darmstadt mit einem Minus von 1,7 Prozent die Zahl der Verträge weitgehend stabil halten konnte, nahmen die Ausbildungsverträge im Kreis Darmstadt-Dieburg deutlich um 7,2 Prozent ab. Im Odenwaldkreis waren die Verluste prozentual am zweitstärksten (minus 6,3 Prozent). Der Kreis Bergstraße bewegt sich mit minus 3,3 Prozent im Mittelfeld.

Die meisten Ausbildungsverträge wurden über den gesamten IHK-Bezirk im Handel (609), in der Metalltechnik (396) und in der Chemie (161) geschlossen. Die meistgewählten Ausbildungsberufe sind Kaufmann/-frau für Büromanagement (235, Vorjahr: Platz 3), Kaufmann/-frau im Einzelhandel (229, Vorjahr: Platz 2), Verkäufer/in (227, Vorjahr: Platz 2). Auf dem vierten Platz ist wie im Vorjahr der/die Fachinformatikerin (136).

Viele Auszubildende aus Gruppe der Geflüchteten

Von den Auszubildenden mit ausländischer Herkunft stammen anteilig – wie auch in den Vorjahren – die meisten aus der Türkei (105). Platz 2 teilen sich Auszubildende mit syrischem (62) und mit polnischem Pass (62). Mit 22 Azubis nehmen ukrainische Staatsangehörige Platz 11 ein. „Einen beachtlichen Teil der Auszubildenden rekrutieren unsere Unternehmen aus der Gruppe der Geflüchteten mit Syrien, der Türkei, Afghanistan und der Ukraine“, sagt Torsten Heinzmann, Teamleiter Ausbildung bei der IHK Darmstadt. „Ohne die Zuwanderung hätten wir massive Probleme, Ausbildungsplätze zu besetzen und damit die Fachkräfte von morgen zu gewinnen“, sagt Heinzmann.

Ausbildungsplätze können im Ausbildungsportal der IHK Darmstadt eingestellt und gesucht werden: https://ausbildung.darmstadt.ihk.de.

(Text: PM IHK Darmstadt)