St. Michael Münster wohl im März wieder nutzbar

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In der Münsterer Kirche St. Michael ist derzeit nur das Seitenschiff am Michaels-Altar (r.) für kleinere Gottesdienste unter der Woche nutzbar. Vom Hauptschiff ist der Bereich per Bauzaun abgesperrt. Auch in den Hauptaltar-Raum darf aus Sicherheitsgründen niemand. (Foto: jedö)

Ausgerechnet in der Adventszeit steht die Münsterer Kirche St. Michael nur sehr eingeschränkt zur Verfügung: Nachdem Mitte November knapp neben der Orgel Stuck von der Decke gefallen war, hat die gleichnamige katholische Pfarrgemeinde das Gotteshaus größtenteils gesperrt. Von mehr als 400 Plätzen können derzeit nur 100 im Seitenschiff vor dem Michaels-Altar genutzt werden; die Wochenend-Gottesdienste finden bis auf Weiteres in der Münsterer Friedhofskapelle statt. Voraussichtlich im März kann die Pfarrei wieder in der Kirche feiern. Bis dahin hat sie aber noch hohe Kosten zu schultern und ein Restaurator viel Arbeit vor sich.

In den Jahren 1910 und 1911 wurde die dem heiligen Michael geweihte Kirche um ihre beiden Seitenschiffe erweitert. Aus dieser Zeit stammt eine rund 100 Meter lange, seither nicht modernisierte Umrandung des Hauptschiffs, an der der Putz praktisch am Holzgebälk hängt. Dort entstehen zunehmend Schäden. „Ursachen sind das Alter, die unterschiedlichen Temperaturen und dass sich die Kirche senkt“, sagt Alban Herd, der sich im Verwaltungsrat der Pfarrei in baulichen Fragen besonders gut auskennt.

Vom verdichteten Boden unter der Kirche – und dem fürs Absinken wohl hauptsächlich verantwortlichen Rückgang des Grundwasser-Spiegels unter dem Gebäude – weiß Herd genauer durch ein Gutachten. Ein solches ließ die Pfarrei bereits vor einiger Zeit erstellen, nachdem bereits im Eingangsbereich Putz von der Decke gebröckelt war. Das Stück Stuck, das nun auf Höhe der Treppe zur Empore mit der Orgel herunterfiel, war mehr als einen Meter lang und mehrere Kilo schwer. Hätte es einen Menschen getroffen, wäre die Sache wohl schlimm ausgegangen. Zum Glück krachte das harte Objekt von der Decke, als niemand in der Kirche war. Die Küsterin entdeckte es vor vier Wochen zuerst.

Sogleich sperrte die Pfarrei die Kirche und ließ weitere Untersuchungen anstellen. Sie ergaben, dass die Umrandung mit einer speziellen Technik gesichert werden muss, um das Risiko eines schlimmen Unfalls einzudämmen. „Dazu wird im Februar ein Restaurator voraussichtlich zwei Wochen lang mit Schrauben in die Bretter bohren“, erläutert Herd. Die Schrauben hätten dabei „aber keinen festen Kontakt zum Stuck“. Entsprechende Hohlräume würden wieder verschlossen und der Konstruktion insgesamt Spannung genommen. Die minimalen, aber doch relevanten Bewegungen der Kirche – im Eingangsbereich ist mit bloßem Auge sichtbar, dass sie sich über die Jahre um wenige Zentimeter gesenkt hat – machten zwar dem Holzgebälk wenig aus, wohl aber dem Stuck.

Inzwischen wurde eine Notsicherung der akuten Schadenstelle vorgenommen. Auch Geld hat die Pfarrei schon ausgegeben: 7000 Euro für das Gutachten. Die eigentliche Restauration ist mit 20 000 Euro veranschlagt. Eine Hälfte davon dürfte das Bistum Mainz bezahlen, einen Antrag hat die Pfarrgemeinde St. Michael schon gestellt. Der Rest bleibt indes in Münster hängen. Weil die Pfarrei den fünfstelligen Betrag nicht aus der Portokasse zahlen kann, hat sie ein Spendenkonto (DE03 3706 0193 4000 6830 06, Verwendungszweck „Bausteine St. Michael“) eingerichtet.

Wegen des Abbröckelns war bereits Ende November ein großes Konzert der Kirchenchöre Cäcilia aus Dieburg und Münster in die Dieburger Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul verlegt worden. Die kleineren Wochentags-Gottesdienste finden in St. Michael mittlerweile wieder im Seitenschiff vor dem Michaels-Altar statt, wo sich auch neuer Ein- und Ausgang befinden. Der Haupteingang bleibt vorerst zu, der Hauptaltar-Raum verwaist. Die Gläubigen kommen derweil auch in die Friedhofskapelle: Zum Gottesdienst am ersten Advent waren dort alle 260 Plätze belegt. Eins ist dort sogar angenehmer: Mit 18 Grad ist es in der (von der Gemeinde Münster kurzfristig zur Verfügung gestellten) Trauerhalle deutlich wärmer als in der Kirche.

(Text: jedö)