„Oberstes Ziel ist die Verkehrssicherheit“
Derzeit gibt es 20 sogenannte Unfallhäufungsstellen im Landkreis Darmstadt-Dieburg. 14 davon hat die Unfallkommission, die aus Vertretern der unteren Verkehrsbehörde des Kreises, der Straßenbaubehörde Hessen Mobil sowie der Polizei besteht, in diesem Jahr für 2023 festgestellt, sechs davon sind Bestandteil der Drei-Jahres-Statistik. Die Einstufung als Unfallhäufungsstelle erfolgt, wenn sich innerhalb eines Jahres auf einem Streckenabschnitt von 300 Meter Länge oder an einem Knotenpunkt mindestens fünf Unfälle gleichen Typs ereignet haben – oder mindestens drei Unfälle mit schwerem Personenschaden innerhalb von drei Jahren. Ein solcher Unfallhäufungspunkt wird gerade entschärft: Auf der Bundesstraße 38 entsteht bis Mitte November für rund 175.000 Euro eine Ampel am Abzweig der Kreisstraße 129 in Richtung Ober-Ramstadt. Der Landkreis übernimmt davon rund 65.000 Euro.
An dieser Stelle hatte es in den Jahren zuvor einige Unfälle gegeben, davon auch welche mit Schwerverletzten. Ende 2022 hatte der Landkreis den Bau der Ampel bereits angeordnet, ausschlaggebend waren neben den Unfällen und den schlechten Sichtverhältnissen vor allem die mangelnde Leistungsfähigkeit des Verkehrsknotens: Die Linksabbieger, die von der K129 auf die B38 in Richtung Roßdorf fahren wollen, mussten zu lange warten. Damit dürfte an dieser Stelle zumindest das in der Verwaltungsvorschrift der Straßenverkehrsordnung formulierte Ziel erreicht werden: „Oberstes Ziel ist die Verkehrssicherheit“, zitiert Wolfgang Röhrig als Leiter der Unteren Verkehrsbehörde aus der Vorschrift, „hierbei ist die Vision Zero – keine Verkehrsunfälle mit Todesfolge oder schweren Personenschäden – Grundlage aller verkehrlichen Maßnahmen.“
Ziel noch nicht erreicht
Die Unfallstatistik der Polizei zeigt, dass dieses Ziel noch nicht erreicht ist: 2023 gab es in Darmstadt-Dieburg 5706 erfasste Unfälle, bei 858 davon kam es zu Personenschäden. Hierbei gab es 1052 Leicht- und 162 Schwerverletzte. Vier Menschen kamen ums Leben. Die Unfallkommission kann dabei nicht in jedem Fall aktiv werden, und manchmal müssen auch bereits getroffene Maßnahmen überdacht werden. Das zeigt sich etwa an den sogenannten Wildunfallstellen, die mit sieben Stück im Kreis 2023 den größten Anteil an den Unfallhäufungsstellen darstellten: Hier werden seit etwa zwei Jahren die zuvor eingesetzten Wildwarnreflektoren nicht mehr eingesetzt, da sich laut Röhrig in den vergangenen Jahren gezeigt habe und auch inzwischen wissenschaftlich belegt sei, dass die Reflektoren höchstens kurzfristig Wirkung zeigen. Dort, wo sie bereits installiert wurden, bleiben sie auch, damit Tiere, die dort erstmals die Straße kreuzen wollen, abgehalten werden. Ansonsten wird aber inzwischen nachts das Tempo reduziert, da das Gefahrzeichen „Wildwechsel“ in der Regel unbeachtet bleibe, so Röhrig. So gilt nun nachts Tempo 70 auf der B3 zwischen Eberstadt und Bickenbach und auf der B426 zwischen Hahn und Reinheim. Auf der L 3303 zwischen Griesheimer Kreuz und Wasserwerkskurve sowie auf der K 183 zwischen Eppertshausen und Hergerhausen wurde das erlaubte Tempo dauerhaft auf 70 Stundenkilometer reduziert.
Wirkung haben die Maßnahmen der Unfallkommission bereits auf der Bundesstraße 45 gezeigt: Dort wurden 2023 nur noch drei Unfallhäufungspunkte festgestellt. An der Einmündung der K123 und der Einmündung der Georg-August-Zinn-Straße nach Groß-Umstadt waren bereits in den vergangenen Jahren Ampeln errichtet worden. Einer der derzeitigen Unfallhäufungspunkte bereite noch Kopfzerbrechen, sagt Röhrig: Der Bereich der Einmündung der L3065 nach Lengfeld war zum ersten Mal 2023 aufgetreten, allerdings hatte sich bis zur Sitzung der Unfallkommission am 21. August nur noch ein weiterer Unfall ereignet. „Aufgrund der anstehenden Brückensanierung und der damit verbundenen Sperrung der Auffahrt während der Bauzeit wurde von Maßnahmen vorerst abgesehen“, sagt Röhrig.
Lärmschutz sorgt für Entschärfung einer Unfallhäufungsstelle
In Weiterstadt half 2023 der Lärmschutz bei der Entschärfung einer Unfallhäufungsstelle: An der Einmündung der Heinrichstraße ereigneten sich 2021 12 Unfälle, daraufhin wurde überlegt, die Ausfahrt gegenüber nur noch nach rechts zu erlauben und nur noch von rechts möglich zu machen. Das scheiterte an den landwirtschaftlichen Betrieben dort und einer anderen Möglichkeit zur Ein- und Ausfahrt. 2023 wurde aber aus Lärmschutzgründen Tempo 60 in der Nacht angeordnet. „Möglicherweise trug dies zur Verringerung des Unfallgeschehens bei“, sagt Wolfgang Röhrig. Wichtig sei in jedem Fall, dass die Beschilderung auch beachtet werden. „Allen Verkehrsteilnehmern sollte bewusst sein, dass die Verkehrszeichen am Straßenrand in der Regel auf ein Unfallgeschehen hinweisen und mit schwerwiegenden Folgen zu rechnen ist, wenn diese Beschilderung unbeachtet bleibt“, sagt Röhrig.
(Text: PM Landkreis Darmstadt-Dieburg)
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