Gerhard Krautwurst beklagt überschwemmte Wiesen und Äcker – und wünscht sich ein besseres Management
„Ich habe nichts gegen den Biber“, sagt Gerhard Krautwurst. Wegen der wachsenden Zahl der großen Nager im Richer Bach zwischen Richen und Altheim sind dem Klein-Umstädter Landwirt die Tiere – und vor allem die Folgen ihrer Baukunst – inzwischen aber ein Dorn im Auge. Der 66-Jährige hält 70 Kühe und Rinder und bewirtschaftet für deren Grünfutter sowie zur Getreideerzeugung 80 Hektar Land. Zwei Drittel davon hat Krautwurst gepachtet, unter anderem auf Münsterer Gemarkung neben dem Richer Bach nahe dem Ortsteil Altheim. Dort hat sich die Lage durch die Dämme und die daraus resultierenden Überschwemmungen seiner Wiesen und Äcker seit einem Jahr zugespitzt. „Das Problem ist das Bibermanagement“, sagt Krautwurst und zeigt vor Ort, was ihn und sein Fleckvieh in Schwierigkeiten bringt.
„Die Kombination aus Biber und Klärwerk ist schwierig“
„Im September 2023 ist die Sache eskaliert“, blickt er in den vergangenen Herbst zurück. Damals stauten mehrere Biberdämme das Wasser im Richer Bach immer höher auf – bis es auch auf Teile von Krautwursts Flächen floss. „Das hielt sich darauf wochenlang, das Gras ging kaputt.“ Was eigentlich als Grünfutter für seine Tiere gedacht war, konnte er für diesen Zweck nicht einbringen: „Das möchte ich meinen Kühen nicht geben!“ Denn den Landwirt besorgt auch die Qualität des Wassers, das sich seinen Weg vom Damm über eine Senke weit auf eins seiner Grundstücke unweit von Altheim bahnte. Der Richer Bach wird vor allem von der Richer Kläranlage, die nicht über alle Reinigungsstufen verfügt, gespeist. „Die Kombination aus Biber und Klärwerk ist schwierig“, findet Krautwurst. Aus Kostengründen verfügt er zwar nicht über regelmäßige Wasseranalysen, befürchtet aber eine gewisse Kontaminierung der betroffenen Äcker und Wiesen.
Vor zwei Jahren habe sogar schon mal ein Hektar Mais unter Wasser gestanden, blickt der Landwirt noch etwas weiter zurück. In Abstimmung mit den Behörden habe er damals täglich ein Stück eines bestimmten Biberdamms abtragen – nicht aber ihn zerstören – dürfen. Positiv erwähnt er die Stadt Groß-Umstadt, die nach den Überschwemmungen des vergangenen Jahres einen Seitengraben geschaffen haben, über den das Wasser weitgehend abgeflossen sei. Das grundsätzliche Biberproblem bleibe aber und verschärfe sich durch die wachsende Population.
Gerhard Krautwurst fordert daher ein Umdenken. „Ich will den Biber nicht generell verjagen, an manchen Stellen aber vergrämen.“ Auch Dämme an den Ufern des Richer Bachs könnten aus seiner Sicht helfen, den Übertritt aufgestauten Wassers auf die benachbarten Felder zu verhindern. „Der Naturschutz und die Behörden wollen das Problem aber nicht sehen“, sagt er. Auch dem Flurbereinigungs-Verfahren des Amt für Bodenmanagements (Heppenheim), sieht Krautwurst kritisch.
Auswirkungen des Bibers aufs Trinkwasser
Darüber hinaus besorgen den Klein-Umstädter die Auswirkungen des Bibers (allein auf der gesamten Groß-Umstädter Gemarkung, die im Norden zwischen Richen und Altheim ans Münsterer Gebiet grenzt, schätzt man aktuell rund 30 Exemplare) aufs Trinkwasser. Tatsächlich machte die Stadt Groß-Umstadt Anfang des Jahres auf mögliche Auswirkungen auf den Ricchina-Brunnen in der Nähe des Richer Bachs aufmerksam. Weil die Richer Kläranlage keine vierte und fünfte Reinigungsstufe hat, gelangen über ihr Abwasser mikrobakterielle Rückstände ins Flüsschen. Bei Überschwemmungen von Anrainerflächen, wie sie der Biber mit seinem Damm vor allem in regenreichen Phasen beschleunigt, können sie auch ins Grundwasser sickern, wenngleich das meist Jahre dauert.
Einfache Antworten, das hat auch das Bibermanagement des Regierungspräsidiums Darmstadt schon mehrfach herausgestellt, gibt es in der mitunter emotional geführten Debatte um den Schutz für den zurückgekehrten Baumeister auf der einen Seite und jenem von Wiesen und Feldern auf der anderen nicht. Gerhard Krautwurst würde sich allerdings einen „kooperativeren Umgang der Behörden“ mit Anliegen wie dem seinen wünschen.
(Text: jedö)
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