Münster baut Interims-Kita für 1,65 Millionen Euro

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Die Münsterer Kita St. Michael wird am jetzigen Standort in der Gerhart-Hauptmann-Straße neu gebaut. Dafür ziehen die Kinder der vier Gruppen wohl Anfang 2026 für bis zu zweieinhalb Jahre in Container im Neubaugebiet „Am Seerich“ um. Diese Interimslösung kostet die Gemeinde 1,65 Millionen Euro. (Foto: jedö)

Alternativlose Investition mit Cashback oder Steuergeld-Verschwendung im siebenstelligen Bereich? Auf diese Frage runterbrechen kann man jene Debatte, die die Münsterer Gemeindevertreter in ihrer jüngsten Sitzung zum Neubau der katholischen Kindertagesstätte St. Michael geführt haben. Zwar ist die Entscheidung für den Neubau der Kita an ihrem momentanen Standort in der Gerhart-Hauptmann-Straße schon länger beschlossen. Doch weil für die Zeit der Bauarbeiten ab 2026 eine teure Interims-Kita im Baugebiet „Am Seerich“ errichtet werden muss, kam die Diskussion über Sinn und Unsinn des Beschlusses noch einmal hoch. Zum Schluss, das sei vorweggenommen, machte das Ortsparlament den Weg für die Interims-Kita frei.

Die Zwischenlösung soll im Neubaugebiet in einer Sackgasse entstehen, nahe dem Abzweig der Straße „An der Rodwiese“ von der Straße „Im Seerich“. Das Grundstück ist 1900 Quadratmeter groß und soll bis Ende 2025 mit einer Containeranlage bebaut werden, die vier Gruppenräume für bis zu 100 Kinder der Kita St. Michael ebenso umfasst wie Bewegungs- und Intensivräume. Der Einzug der Kinder könnte Anfang 2026 erfolgen, etwas später dann der Abriss der alten Kita in der Hauptmann-Straße. Bis dort der Neubau steht, könnte es Sommer 2028 werden. Derzeit geht die Gemeinde davon aus, dass die Kita St. Michael bis zu zweieinhalb Jahre in den Containern im Neubaugebiet untergebracht werden muss.

Diesen Zeitraum möglichst genau zu kennen, war für die Entscheidung wichtig, ob die Gemeinde die Container mietet oder kauft. Die Vorlage, über die die Gemeindevertreter zu entscheiden hatten, sah den Kauf vor. „Für einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren wäre das Mieten besser, darüber hinaus ist das Kaufen günstiger“, rechnete FDP-Fraktionsvorsitzender Jörg Schroeter vor. Er plädierte für den Kauf, auch weil man die gebrauchten Container später wieder veräußern und sich so einen Teil des Gelds zurückholen könne. CDU-Fraktionschef Thorsten Schrod wies zudem darauf hin, dass man die Container später (ebenfalls übergangsweise) noch für eine andere Kita nutzen könnte: die Kita „Sonnenblume“, die derzeit provisorisch im geschlossenen Hallenbad einquartiert ist.

Rein für den Interimsstandort am Seerich muss die klamme Gemeinde Münster kommendes Jahr jedenfalls erstmal tief in die Tasche greifen: Auf 1,65 Millionen Euro brutto beläuft sich die aktuelle Kostenschätzung für das Projekt. Weitere Millionen kommen später noch für den eigentlichen Neubau in der Hauptmann-Straße dazu. In der Summe eine finanziell unkluge Entscheidung, wie SPD und ALMA-Die Grünen meinten. Nina Zeitz (SPD) erinnerte daran, dass vor allem ihre Fraktion für einen Neubau der Kita St. Michael auf dem ehemaligen Kläranlagen-Gelände am Werlacher Weg plädiert habe. Damit hätte man sich die Interimslösung sparen und auch noch viel Geld fürs Areal in der Hauptmann-Straße (wo Wohnhäuser hätten entstehen können) erlösen können. „Wir können nicht über die immensen Mehrkosten hinwegsehen“, so Zeitz. Union und Liberalen handelten wirtschaftlich unvernünftig: „CDU und FDP müssen die Verantwortung für diese augenscheinliche Fehlentscheidung tragen.“

Auch Julian Bonifer-Dörr (ALMA-Die Grünen) übte derlei Kritik. Um Interimsdomizil und Neubau in der Hauptmann-Straße nicht zu blockieren, stimmte seine Fraktion letztlich aber mit CDU und FDP für die Absegnung der Planung und Mittelfreigabe für die Container-Kita. Die SPD enthielt sich.

(Text: jedö)