Vorerst letzte Grabung auf dem Zellhügel in Zellhausen

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Gruppenbild mit Landrat Oliver Quilling (Dritter von rechts) und dem Ersten Beigeordneten der Gemeinde Mainhausen, Frank Kollmus, (Zweiter von rechts) der letzten Grabung auf dem Zellhügel in Mainhausen-Zellhausen. (Foto: Kreis Offenbach)

In diesem Jahr wurde die Südwestecke der ottonischen Festung bearbeitet

Vorerst zum letzten Mal waren die Untere Denkmalschutzbehörde des Kreises Offenbach und der Geschichts- und Heimatverein Mainhausen e. V. auf Spurensuche auf dem Zellhügel in Mainhausen-Zellhausen. Seit dem Jahr 2009 fanden fast jährlich Grabungen statt, um der Geschichte des karolingischen Herrenhofs, der ottonischen Befestigung und der ehemaligen Zellkirche auf den Grund zu gehen. Landrat Oliver Quilling hat sich am Mittwochmittag gemeinsam dem Ersten Beigeordneten der Gemeinde Mainhausen, Frank Kollmus, ein Bild von der Grabungsstätte und den Funden gemacht.

Mit dem seitlichen „Tiefenschnitt“ auf einer etwa 15 mal 15 Meter großen Fläche direkt am Zellweg wurde die letzte der 23 Grabungsflächen bearbeitet. Dabei wurde die Südwestecke der ottonischen Festung untersucht. Erhalten ist an dieser Stelle nur der heute noch 2,80 Meter tiefe Umfassungsgraben. Vom Fundament der Mauer ist durch modernen Bodenabtrag und Steinraub nichts mehr vorhanden. Der Steinraub ist charakteristisch für das Gebiet des Zellhügel. Die Fundamente der Befestigung und Bebauung inklusive der im Jahr 1816 abgerissenen Zellkirche dienten den Zellhäusern als Steinbruch. Bei geophysikalischen Untersuchungen wurde ein zweiter vorgelagerter Graben entlang der heutigen Bahnhofstraße, dem Zellweg, vermutet. Dieser wurde nun durch den Tiefenschnitt angegraben. Da er nicht ganz so tief ausgeführt wurde, enthielt er auch weniger Funde. An anderen Grabungsstellen konnten noch Reste der Mauer entdeckt werden, ansonsten findet sich Mauerschutt im Graben. Aus dem tiefen Graben stammen Keramikscherben, die grob in das neunte bis 13. Jahrhundert datiert werden. Hinzu kommen zahlreiche Tierknochen und Schlachtabfälle.

Grabung nur durch Freiwillige möglich

„Diese Grabung ist nur möglich“, bedankt sich Landrat Oliver Quilling bei allen Beteiligten, „weil sich Jahr für Jahr viele Freiwillige finden, die unter der professionellen Anleitung der Kreisarchäologinnen Gesine Weber und Dagmar Kroemer auf Spurensuche gehen. In diesem Jahr sind zwölf bis 15 Ehrenamtliche dabei. Sie leisten einen großen Beitrag, dass die für die mittelalterliche Regionalgeschichte äußerst bedeutende Fundstelle Jahr für Jahr untersucht werden konnte.“

Auch der Erste Beigeordnete der Gemeinde Mainhausen, Frank Kollmus, schließt sich dem Dank an: „Für unsere Gemeinde ist der Zellhügel etwas ganz Besonderes. Deswegen sind wir den zahlreichen Ehrenamtlichen – nicht nur aus Mainhausen – sehr dankbar, die über Jahrzehnte an den Grabungen teilgenommen haben.“

Der Entdecker der Anlage, Karl Nahrgang, datierte die Anlage in karolingische Zeit und vermutete ihr Ende um das Jahr 1200. Bei zwei früheren Grabungen konnten Holzpfähle geborgen werden, die in das frühe zehnte Jahrhundert datiert werden können. Damit stammt die Befestigung aus der Zeit der ottonischen Kaiser. Vermutlich hängt ihre Errichtung mit der „Burgenordnung“ Heinrichs I. zusammen, der im Jahr 926 den Bau von Befestigungen gegen die Ungarn anordnete. Im Laufe der Jahre wurden sowohl spätbronzezeitliche als auch römische und mittelalterliche Siedlungsspuren auf dem Zellhügel festgestellt. Spektakulär war im Jahr 2011 die Entdeckung eines steinernen Kellers, der mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem karolingischen Herrenhof gehörte. Die damaligen Bewohner wurden direkt an diesem Keller bestattet. Außergewöhnliche Fundstücke belegen, dass im neunten Jahrhundert der damalige Hochadel in Zellhausen verkehrte. Von besonderem Interesse ist, dass in derselben Zeit Einhard in nur drei Kilometer Entfernung das Kloster Seligenstadt gründete.

Eine weitere spektakuläre Entdeckung war, dass der karolingische Herrenhof im frühen zehnten Jahrhundert zu einer massiven Befestigung ausgebaut wurde. Die bautechnische Ausführung und die dendrochronologische Datierung gefundener Eichenhölzer weisen sie als eine der typischen „Heinrichsburgen“ aus. Diese wurden nach dem Reichstag von Worms im Jahr 926 nach der sogenannten Burgenbauordnung Heinrichs I. zum Schutz vor den fast jährlich in das Land einfallenden ungarischen Reiterhorden errichtet.

Mehr zu den Grabungen der Unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises Offenbach ist unter www.kreis-offenbach.de/grabungen abzurufen.

(Text: PM Kreis Offenbach)