In die Diskussion über die Fusionspläne von Sparkasse Dieburg und Sparkasse Darmstadt kommt in diesen Tagen neuer Wind: Der Groß-Zimmerner Manfred Pentz, neben seinem neuen Job als Hessischer Landesminister seit vielen Jahren auch Stellvertretender Verwaltungsrat-Vorsitzender der Sparkasse Dieburg, hat am Donnerstag öffentlich Stellung gegen das Vorhaben bezogen. „In den vergangenen Monaten habe ich unzählige Gespräche mit dem Landrat, Bürgermeistern, Kommunalpolitikern, Verantwortlichen der Sparkassen, aber vor allem Mitarbeitern und Kunden der Sparkasse Dieburg geführt“, so Pentz. „Dies hat mich in meiner Überzeugung bestärkt, dass die Eigenständigkeit der Sparkasse Dieburg erhalten bleiben muss.“
Der CDU-Politiker, der seit der vergangenen Hessenwahl als Teil der Landes-GroKo in Wiesbaden das Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales und Entbürokratisierung leitet, nennt dafür eine Vielzahl an Gründen. Zunächst verweist er auf den wirtschaftlichen Erfolg der Sparkasse Dieburg, die seit 190 Jahren besteht und als öffentlich-rechtliche Bank seit 1973 von einem Zweckverband mit dem Landkreis Darmstadt-Dieburg sowie den Ostkreis-Kommunen (plus den beiden Offenbacher Kreiskommunen Rodgau und Rödermark) getragen wird. „Die Sparkasse Dieburg hat aktuell eins der besten Geschäftsjahre ihrer Geschichte erreicht“, so Pentz. „Sie ist beim Jahresgewinn immer unter den Top fünf der 48 Sparkassen in Hessen und Thüringen und in Bezug auf die Bilanzsumme eine mittelgroße, sehr stabile Sparkasse.“
Deshalb ist das Geldhaus aus Sicht von Pentz „bestens aufgestellt, hochsolvent und stabil“. Der Vorstandsvorsitzende Markus Euler (Dieburg) habe ihn „bis heute nicht überzeugt, welche Notwendigkeit oder welche zwingenden Vorteile in einer Übernahme durch die Sparkasse Darmstadt bestehen“. Vielmehr seien die skizzierten Vorteile „eine reine Wette auf die Zukunft“.
Dass die Fusionsverhandlungen „ohne betriebswirtschaftlichen Handlungsdruck und aus einer Position der Stärke“ geführt würden, hatten die Sparkassen im Frühjahr bei der Bekanntgabe ihrer (ergebnisoffen zu verhandelnden) Pläne selbst erklärt. Durch einen Zusammenschluss könnten die beiden Sparkassen jedoch „noch resistenter für Krisen werden, ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und sich insgesamt noch besser aufstellen – unter anderem durch eine sehr solide und robuste Kapitalausstattung“. Auch die Kunden könnten „von zusätzlichen und noch besseren Angeboten in bestehenden und neuen Geschäftsfeldern profitieren“. Insbesondere das regionale Wettbewerbsumfeld habe sich durch Fusionen im Volksbanken-Sektor „spürbar verändert“. Hinzu kämen „Megatrends wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Fachkräftemangel und Demografie sowie ständig steigende regulatorische Anforderungen, die uns vor neue Herausforderungen stellen“.
Pentz hingegen möchte „nicht, dass wir unsere Identität und einen Großteil der Mitspracherechte und Entscheidungskompetenzen unserer Städte und Gemeinden aufgeben“. Es bestehe „keine Notwendigkeit, etwas übers Knie zu brechen und Entscheidungen zu treffen, die man später bereut“. Schließlich sei die Sparkasse Dieburg „nicht nur ein Teil der Daseinsfürsorge, sie ist auch Heimat und ein Teil unserer Identität im Altkreis Dieburg“.
Zum vollen Bild gehört indes, dass der Verwaltungsrat der Sparkasse Dieburg trotz der von Anfang an kritischen Haltung von Meinungsführer Manfred Pentz im Frühjahr mit hauchdünner Mehrheit grünes Licht für die Verhandlungen der Vorstände beider Banken gegeben hatte. Auf Basis des Sparkassen-Gesetzes und der eigenen Satzung ist aber ohnehin die Zweckverbands-Versammlung das maßgebliche Organ, das über eine Fusion der Sparkasse Dieburg mit der Sparkasse Darmstadt entscheiden muss. Zuvor sind in den kommunalen Parlamenten und im Kreistag Darmstadt-Dieburg (der Kreis hat 51 Prozent der Stimmen) Entscheidungen zu treffen, wie sich die jeweiligen Vertreter in der Abstimmung verhalten sollen. Wann die Verbandsversammlung zur Abstimmung schreiten kann, ist noch nicht exakt absehbar.
(Text: jedö)
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