Nach einer komplizierten Phase mit dem coronabedingten Ausfall 2020 und einer Mini-Ausgabe mit Open-Air-Kerbspruch auf dem Rathaus-Platz 2021 berappelt sich die Münsterer Kerb seit 2022 wieder. In den vergangenen zwei Jahren kehrten die Festmeile mit Zeltprogramm am Storchenschulhaus und der Umzug zurück, 2023 konnte der veranstaltende Kerbverein zudem wieder eine Band verpflichten. Während sich die monetäre Lage des Vereins entspannt hat, sorgt sich der Kerbvereins-Vorsitzende Stefan Schneider vor der diesjährigen Auflage vom 13. bis 15. September vor allem wegen der personellen Situation um die Zukunft dieser Münsterer Traditionspflege.
„Wir haben uns nach Corona finanziell wieder gesund gestoßen“, berichtet Schneider zunächst Positives. 2022 hatte man wegen recht leerer Kasse, die aus den fehlenden Einnahmen der beiden vorangegangen Corona-Jahre resultierte, auf einen DJ statt eine Band und ein kleineres Zelt setzen müssen. Nach derlei Sparanstrengungen generierte der Kerbverein 2022 und 2023 vor allem durch den Getränkeverkauf wieder Einnahmen. Dies ist die Hauptquelle für Bares, auch dank treuer Bierspender aus der Gemeinde. Zwar nimmt der Verein für die Live-Band am Kerbfreitag Eintritt (diesmal für die Rockcover-Gruppe Witchcraft, die um 20 Uhr im Zelt loslegt), „allerdings sind das nur sechs Euro“, sagt Schneider.
Beiträge bezahlen die Mitglieder des Münsterer Kerbvereins nicht – trotzdem beläuft sich ihre Zahl auf nur 45 Personen. Zum Vergleich: Im benachbarten Eppertshausen, wo sich der neue Kerbverein erst vor einem Jahr gründete, sind es jetzt schon dreimal so viele. „Das ist vielleicht die Anfangseuphorie“, meint Schneider, kann letztlich aber nur für Münster sprechen. Und da sei die personelle Lage angespannt.
Selbst zwei Wochen vor der Kerb waren noch fast 20 Dienste unbesetzt. Weil zu wenige eigene Leute bereit seien anzupacken, kaufe man Aufgaben wie den Abbau des Zelts, die Nachtwache und die Sicherheit bereits ein. Vor allem am Ausschank, wo die meisten Helfer gebraucht würden, gebe es trotzdem Vakanzen. Um Abhilfe zu schaffen, habe man „gezielt ein paar Stammtische angesprochen“. Schneider beschönigt aber nicht, dass die Zahl der Helfer immer kleiner und der Erhalt der Münsterer Kerb in der jetzigen Form in den nächsten Jahren kein Selbstläufer werde.
Beim Programm strukturiert der Kerbverein die Feierlichkeiten derweil ähnlich wie im Vorjahr: Nach dem Start am Freitag mit der Band Witchcraft legt am Samstagabend das DJ-Duo WickedWilz im Zelt auf, wo um 20 Uhr auch die zehn neuen Kerbburschen proklamiert und die Kerb übergeben werden. Kerbvadder, Kerbwatz, Fahnenträger und Puppenträger, die in Münster jedes Jahr wechseln und zum neuen Jahrgang gehören, sind noch geheim.
Am Sonntag beginnt um 11 Uhr der Frühschoppen mit Alleinunterhalter Jörg Ratz. Um 14 Uhr startet der Kerbumzug, an dem rund 15 Kerbjahrgänge teilnehmen werden. Nach dem Umzug, wahrscheinlich gegen 15.30 oder 16 Uhr, hält Edgar Kreher den Kerbspruch. Geschrieben hat ihn einmal mehr Maximilian Hotz. Beide zählen zu den Mitgliedern des Kerbvereins, die sich rund um die lokale Traditionspflege keinen Mangel an Engagement nachsagen lassen müssen. Zur Münsterer Kerb gehört auch wieder ein kleiner – von der Gemeinde organisierter – Vergnügungspark (unter anderem mit Autoscooter) am nördlichen Ende der Darmstädter Straße, wo es rund um die Feier zu einer Sperrung für den Pkw-Verkehr kommt.
(Text: jedö)
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