Staatspräsident Chakwera informiert sich bei OB Schwenke über Hafenentwicklung
Langsam fährt der Konvoi aus schwarzen Limousinen, begleitet von Motorradstreifen der Polizei, am Rathaus vor. Auf den Stufen des Offenbacher Rathauses warten Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke, Stadtkämmerer Martin Wilhelm, Stadtrat Paul-Gerhard Weiß und Stadtverordnetenvorsteher Stephan Färber auf die Ehreneskorte, die das Land Hessen für den Staatspräsidenten von Malawi, Dr. Lazarus Chakwera, und den weiteren Reisenden der Delegation organisiert hat. Für einen kurzen Moment herrscht gespannte Stille, bevor sich die erste Autotür öffnet. Es folgt ein fester Händedruck zwischen dem Staatspräsidenten und dem OB. Auch die First Lady, Monica Chakwera, Außenministerin Nancy Tembo und Botschafter Joseph Mpinganjira werden willkommen geheißen. Alle Gesichter drücken Freude und Empathie aus – es ist der Auftakt eines für Offenbach bemerkenswerten Besuchs.
Im Rathaus führt der Weg der Delegation in den Sitzungssaal, vor dessen Tür das Goldene Buch der Stadt bereits aufgeschlagen bereitliegt. Bevor es zum feierlichen Eintrag kommt, begrüßt Oberbürgermeister Dr. Schwenke die ranghohen Gäste mit einer kurzen Ansprache: „Wir freuen uns besonders, dass Sie, als Präsident der Republik Malawi – dem warmen Herzen Afrikas – unsere Stadt und unsere Rhein-Main-Region besuchen. Für uns ist Ihre Anwesenheit ein Beitrag zum internationalen Austausch, der heute wichtiger ist denn je.“ In seiner Rede fügt er hinzu: „Ich bin überzeugt, dass Ihr Besuch den Austausch zwischen unseren Ländern und Städten vertiefen wird. Möge dieser Tag ein wichtiger Schritt sein, um die Basis für eine andauernde Zusammenarbeit zwischen Malawi und der Stadt Offenbach zu legen und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren Ländern zu stärken.“
Auch Binnenschifffahrt ist Thema des Besuchs
Es folgen weitere warmherzige Worte. Präsident Chakwera übermittelt seine Freude über den Besuch, seinen festen Willen Malawi zu entwickeln. Ein Land, dass – so sagt er – über gewaltige Ressourcen und einmalig schöne Landschaften verfügt, dessen Menschen aber noch immer zu den ärmsten in Afrika zählen. Das möchte er ändern und so zeigt er sich an den Kenntnissen und Erfahrungen Deutschlands in der Binnenschifffahrt interessiert – der Ausbau der Wasserwirtschaft auf dem Malawi-See ist aus Sicht des Präsidenten für den Export wichtiger Güter unerlässlich. Immerhin: Er informiert sich in Europa, reist nicht nach China oder Russland. Es wird gelacht und gescherzt – der Staatspräsident und seine Gattin zeigen sich überhaupt nicht steif und förmlich wie es die Gastgeber hätten erwarten können. Die Gäste wirken erstaunlich bodenständig und gut gelaunt. Das zieht sich durch die weiteren Stationen des Besuchs.
Bevor der Konvoi zum Hafen startet, überreicht OB Schwenke den Gästen noch traditionelle Offenbacher Geschenke aus lokal gefertigtem Leder – ein Symbol für die historische Bedeutung der Lederindustrie in Offenbach. Kurz darauf trägt sich Präsident Chakwera mit strahlendem Lächeln feierlich in das Goldene Buch der Stadt ein, was einen der Höhepunkte des Tages markiert.
Der Besuch ist Teil einer zweitägigen Deutschlandreise des Präsidenten, der zuvor den Papst in Rom traf und morgen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue empfangen wird. Offenbach bietet dem malawischen Präsidenten die ideale Gelegenheit, sich über zukunftsweisende Stadtentwicklungsprojekte zu informieren, insbesondere über die Transformation des ehemaligen Industriehafens zu einem lebendigen, urbanen Viertel.
Nach dem feierlichen Eintrag ins Goldene Buch fährt die Delegation weiter zur Hafentreppe. Ein Konvoi aus zahlreichen Fahrzeugen, von Blaulicht begleitet, durchquert die Innenstadt – der Verkehr wird kurzzeitig angehalten und verblüfft verfolgen die Passanten das Geschehen. Am Hafenplatz warten bereits die Kinder der Hafenkita aufgereiht, stolz ihre selbstgebastelten Malawi-Flaggen in den Händen haltend. Die kleinen Papierfahnen mit den drei Streifen in Schwarz, Rot und Grün und der aufgehenden roten Sonne auf dem schwarzen Streifen wurden mit bunten Stiften bemalt. Die Kinder schwenken ihre bunten Kunstwerke, während sie zur großen Freude der Gäste ein kraftvolles „Guten Morgen-Lied“ singen. Als Höhepunkt überreichen die Kinder dem Staatspräsidenten ein selbstgebasteltes Bild und rufen dabei begeistert „Malawi! Malawi!“. Ein besonders bewegender Moment: Zusammen mit OB Schwenke und seiner Gattin setzt sich der Staatspräsident unvermittelt zu den Kindern auf den Boden. Gemeinsam lachen sie und interagieren mit den Kleinen, was die Herzlichkeit des Besuchs eindrucksvoll unterstreicht.
“Ein Vorbild für Malawi”
OB Schwenke informiert die Delegation über die Hafenentwicklung, wie sich aus einer Industriebrache ein urbanes Zentrum entwickelt hat. Es bleibt Zeit für einen Abstecher auf den blauen Kran, von wo aus die Delegation einen Blick über das Hafenviertel genießt. Der historische Kran, einst Dreh- und Angelpunkt des industriellen Umschlags, bietet den Gästen eine Panoramaansicht – über die Wohn- und Gewerbehäuser am Ufer bis hin zu den neu angelegten Promenaden. Während die Delegation die Aussicht bestaunt, spricht Schwenke über die Zukunftsvisionen der Stadt: „Offenbach ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich eine Stadt neu erfindet. Wo früher schwere Güter wie Kohle und Holz umgeschlagen wurden, entsteht heute ein kreatives, lebendiges Viertel mit einer nachhaltigen Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit.“ Der Präsident ist begeistert: „Sie haben aus einem Ödland ein brillantes Stadtviertel geschaffen!“ Das wäre auch Vorbild für Malawis Hauptstadt, ruft er seiner Frau zu.
Malawi verfolgt ähnliche Pläne, ergänzt der Präsident, zum Ausbau der Handelsrouten am Malawisee, einer bedeutenden Lebensader für das Land – ähnlich wie der Main es einst für Offenbach war. Die Infrastruktur am See soll den regionalen Handel stärken und die Mobilität verbessern. Das Land plant unter anderem, die Kapazitäten in der Fahrgast- und Transportschifffahrt auszubauen. Der gesamte See ist schiffbar und wird sowohl für den Warentransport als auch für den Fährverkehr innerhalb Malawis und zu den Nachbarländern Tansania und Mosambik genutzt. Entlang der Küste gibt es fünf Haupthäfen sowie mehrere Anlegestellen.
Der im Südostafrika gelegene Binnenstaat grenzt an Sambia, Tansania und Mosambik. Besonders prägend für das Land ist der Malawisee, der fast ein Drittel der Landesfläche ausmacht und für die Versorgung der Bevölkerung von großer Bedeutung ist. Malawi ist ebenfalls bekannt für seine vielseitige Natur und wachsenden Ökotourismus, insbesondere im Bereich des Tauch- und Wassersports. Dabei kann es für Wassersportbegeisterte beim Tauchen, Schnorcheln und Kajakfahren durchaus abenteuerlich werden, denn im Malawisee kühlen sich auch Krokodile, Warane und Flusspferde ab.
Zentrale Rolle der Wasserstraßen für die wirtschaftliche Entwicklung
Auch wenn Offenbach und Malawi auf den ersten Blick nicht viel verbinden mag, so haben sie doch einen entscheidenden gemeinsamen Nenner: Die zentrale Rolle ihrer Wasserstraßen für die wirtschaftliche Entwicklung. „Der Main war für Offenbach stets eine bedeutende Verkehrsader“, erklärt Schwenke dem Präsidenten und der malawischen Delegation. „Schon 1902 wurde die Schiffbarmachung bis Offenbach ausgebaut und der Hafen als Industriehafen eröffnet. Nachdem der Hafen mit dem Strukturwandel an Bedeutung verlor und in den 1990er Jahren geschlossen wurde, ist das Gelände heute eine der bedeutendsten Entwicklungsflächen der Stadt“, erzählt Schwenke den malawischen Besuchern.
Den Anstoß für den Besuch gab Daniel Imhäuser, Geschäftsführer und Inhaber der Firma Blasius Schuster, die kürzlich eine Niederlassung im Hafenviertel eröffnete. Imhäuser pflegt seit Jahren enge Beziehungen zu Malawi, unterstützt Projekte vor Ort und schlägt Oberbürgermeister Schwenke die Hafenbesichtigung vor. Gemeinsam mit Helge von Fugler, Geschäftsführer des eBike-Herstellers Advanced, betreibt er zudem das Fahrradprojekt „Advanced Bike Cycle“, bei dem gebrauchte Fahrräder nach Malawi geschickt werden, um den Menschen dort den Weg zur Ausbildungsstätte oder zur Arbeit zu erleichtern.
Ein unerwartet mitreißender Moment entsteht, als der malawische Präsident ebenso unvermittelt wie bei den Kindern und mit breitem Lächeln auf eines der eBikes steigt und neugierig eine Probefahrt wagt. Erst vorsichtig, dann immer schwungvoller dreht er unter dem Applaus der Anwesenden und vor den Kameras des malawischen Fernsehens mehrere Runden über den Platz. Der malawische Präsident hat sichtlich Spaß an der ungewohnten Fahrt und genießt die spontane Aktion, die dem Besuch eine besondere Leichtigkeit verleiht.
Während einer anschließenden Schifffahrt auf dem Main, bei der Präsident Chakwera nicht nur eine, sondern gleich drei Offenbacher Pfeffernüsse schmecken, vertiefen Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verbänden die Gespräche zur wasserbezogenen Infrastruktur. Auch die Geschäftsführungen der Hafengesellschaften Frankfurts und Duisburgs sind an Bord. An der Gerbermühle in Frankfurt endet der Besuch der Delegation in Offenbach: OB Schwenke übergibt die bemerkenswerten Gäste in die Obhut der Nachbarn auf Frankfurt. Frankfurts Bürgermeisterin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg übernimmt ab jetzt und begleitet die Gäste weiter zum Osthafen, zur Frankfurter Altstadt und zum Empfang der IHK Frankfurt. Am Nachmittag reist die Delegation aus Malawi nach Berlin weiter.
(Text: PM Stadt Offenbach)
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… erschließt sich ihre Welt, indem sie viel Zeit in der Natur verbringt. Bei langen Fahrradtouren und schöne Wanderungen tankt sie Kraft. Lokale Themen sind ihre Welt. Sowohl in den Printprodukten als auch online informiert sie am liebsten über Polizeiberichte, Tiergeschichten und Umweltthemen. Absolute Lieblingsbeschäftigung in der Adventszeit: Plätzchen backen.
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