AC-Motoren in Eppertshausen arbeitet mit sinnstiftenden Ansätzen

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Die AC-Motoren GmbH, mit 110 Mitarbeitern zweitgrößter Arbeitgeber Eppertshausens, will Mitarbeiter und Kunden zum Fan machen. Das Foto zeigt im Lager (v. l.) Sina Kreher (Leiterin Organisationsentwicklung & Controlling), Geschäftsführer Timo Klussmann, Chief Sales Officer Jörg Brotzki und Chief Operating Officer Patrick Lieberum. (Foto: jedö)

„Letztes Jahr haben wir unser 25-jähriges Bestehen gefeiert“, leitet Timo Klussmann das Gespräch mit dem Autor dieser Zeilen ein. „Jetzt geht es darum, uns für die nächsten 25 Jahre fit zu machen!“ Auch nach dem Jubiläum herrscht bei der AC-Motoren GmbH im Eppertshäuser Gewerbegebiet „Park45“ rege Betriebsamkeit. Der mit 110 Mitarbeitern (nach Habasit) zweitgrößte Arbeitgeber der Gemeinde, der sich auf den Handel und die Veredelung von Elektromotoren spezialisiert hat, definiert dafür nicht nur klassische Geschäftsziele. „Ich mache das hier, um Menschen zu entwickeln – und um mich selbst zu entwickeln“, sagt der Geschäftsführer. Insofern sorgt auch der 2023 leicht gesunkene Umsatz nicht für schlaflose Nächte im Familienbetrieb.

Den hatte der vor wenigen Jahren verstorbene Jürgen Klussmann vor einem Vierteljahrhundert in Rödermark gegründet. Sein Sohn Timo leitet das vor elf Jahren nach Eppertshausen übergesiedelte Unternehmen, dessen Inhaberin seine (operativ nicht mehr involvierte) Mutter Andrea ist. Auf den 16 000 Quadratmetern Lagerfläche im firmeneigenen Objekt im Park45 hat das Unternehmen Platz für bis zu 30 000 Paletten und 150 000 Elektromotoren. Täglich verlassen zwischen 400 und 700 Exemplare den Standort. Bestellbar sind 3,5 Millionen (!) Varianten. Die Motoren, die von Industrie und Schifffahrt ebenso bezogen werden wie von Herstellern von Lüftungsanlagen, Zerkleinerungsmaschinen, Pumpen und Hydraulikaggregaten, bezieht der Händler und Veredler laut Klussmann trotz Diversifizierungsanstrengungen noch „zu 95 Prozent aus China“.

70 Prozent des Umsatzes macht AC-Motoren mit Kunden aus Deutschland, „den Rest exportieren wir ins europäische Ausland“, erläutert Jörg Brotzki, als Chief Sales Officer des Mittelständlers Führungskraft im Vertrieb. Unter anderem in Frankreich und Österreich liege man „bei den Kennzahlen derzeit über dem Vorjahr“. 2023 war der Gesamtumsatz des Eppertshäuser Unternehmens knapp unter die Marke von 40 Millionen Euro gerutscht, die man ein Jahr zuvor geknackt hatte. Auch die Profitabiliät sank im vergangenen Geschäftsjahr gegenüber 2022. „Der Wettbewerb ist definitiv härter geworden“, weiß Brotzki. „Viele unserer Kunden haben auch nach Russland geliefert.“ Nach dem ersten Halbjahr 2024 lägen die Zahlen wieder „leicht über dem Vorjahr“, deutet Geschäftsführer Klussmann eine aktuell positive Tendenz an.

Das Denken in Jahres- oder gar Quartalszahlen ist indes nicht sich (Haupt-)Sache des Chefs. „Wir definieren operative Ziele, die wir aus einer Vision ableiten“, sagt er. „2016 haben wir mal unsere zehn Werte erarbeitet, die wir jetzt noch mal hinterfragt haben.“ Vor acht Jahren habe man „herausgearbeitet, wer wir sein wollen. Nun haben wir geguckt, wer wir sind.“

Erkenntnis: Man sei ein „offenes, dynamisches, entschlossenes“ Unternehmen, in dem der Service und der Mensch den Unterschied machten. „Alle Leute müssen verstehen, worum es geht“, sagt Jörg Brotzki. „Wir wollen mit Problemen intern wie gegenüber dem Kunden sachlich und transparent umgehen“ – unverzichtbar auch, weil man „noch viele händische Tätigkeiten“ ausübe. Ganz wichtig sei überdies das Teilen von Wissen. Bei der personellen Neuausrichtung des Vertriebs in den vergangenen Jahren habe man deshalb stark auf die Einstellung von Teamplayern geachtet. Von seinen Vertrieblern fordert Klussmann, „dass sie ihr Wissen auch ins System geben. Ich muss lernen, mich ersetzbar zu machen.“

Das Potenzial in Eppertshausen ist derweil noch nicht ausgeschöpft. „Wir haben unsere Umschlagswerte erhöht, unsere Fläche ist aber noch für viel mehr Umsatz geeignet“, blickt Timo Klussmann voraus. Für weiteres Wachstum brauche man zuvorderst „bessere Prozesse, nicht mehr Mitarbeiter“. Dennoch bleibe die Gewinnung von Fachkräften eine zentrale Daueraufgabe. Bei den Anreizen setzt AC-Motoren längst nicht allein auf den schnöden Mammon: „Das Geld muss stimmen, aber mit den großen Konzernen können wir nicht mithalten“, weiß der Geschäftsführer.

Deshalb arbeite man intensiv mit identitäts- und sinnstiftenden Ansätzen, gemeinsam definiert in Strategien und einem umfangreichen „AC-Kodex“. Am Ende soll möglichst jeder Kunde „Fan“ des Eppertshäuser Unternehmens werden. „Dafür müssen wir aber erstmal den Mitarbeiter zum Fan machen.“ Auf diese Weise wolle und müsse man sich „abheben, denn das können wir wegen der Austauschbarkeit unserer Produkte nicht allein durch den qualitativ guten Motor zum guten Preis“.

(Text: jedö)