Eppertshäuser Bariton Guido Weber tritt mit Pianist Giomar Sthel an besonderen Orten auf

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Bringen Schubert, Brahms und Mozart an besondere Orte: der Eppertshäuser Bariton Guido Weber (r.) und Pianist Giomar Sthel. (Foto: jedö)

In der Corona-Zeit machte Guido Weber aus der Not eine Tugend: Weil sich etliche Engagements zerschlugen, wurde der Eppertshäuser Profisänger in seinem Wohnhaus im Odenwaldring kurzerhand selbst zum Veranstalter. „Die Hauskonzerte sind eingeschlagen wie eine Bombe!“, erinnert sich der Bariton an den Versuchsballon Ende 2021, dem in den vergangenen zwei Jahren unter Mitwirkung von Pianist Giomar Sthel weitere Auftritte im heimischen Wohnzimmer folgten. Inzwischen läuft das Show- und Musikgeschäft wieder, und Weber wird von Dezember 2024 bis April 2025 als Perser im „Phantom der Oper“ durch die Republik touren. Hauskonzerte sind in diesem Jahr aus Zeitgründen nicht geplant. Unter dem Motto „Konzert an besonderen Orten“ baut der Eppertshäuser seine Idee demnächst aber aus.

Geplant sind zunächst zwei Auftritte am 7. und 8. September in der Halle des Eppertshäuser Waldfriedhofs (Tickets für 20 Euro online via www.gg-duo.com oder im Geschäftshaus Sperl). Organisiert werden sie zusammen mit der Gemeinde, bei der Armin Ouaajoura, Lutz Murmann und Bürgermeister Carsten Helfmann das Vorhaben unterstützen. „Wir sind ein Team!“, sagt Weber und erläutert dann, wie er auf diese Location kam. Seit kurzem ist er ausgebildeter Trauerredner. Vor zwei Jahren hielt er die Grabrede anlässlich des Tods seines Bruders, inzwischen spendet er auch auf anderen Beerdigungen Trost und Kraft. Schon 2021 war Webers Vater gestorben; dessen Pflege war für den bis dato in Hamburg lebenden Künstler einer der Gründe gewesen, 2020 in seinen Heimatort zurückzukehren.

In Eppertshausen wuchs Weber nicht nur auf, sondern spielte in jungen Jahren in der katholischen Kirche St. Sebastian auch die Orgel. Schon als Teenager zeichnete sich aber der Gesang als seine zentrale Ausdrucksform ab. Nach seiner Gesangsausbildung an der Darmstädter Akademie für Tonkunst sang er Mitte der 80er vier Jahre lang im Extrachor der Städtischen Bühnen Frankfurt, ehe es ihn 1987 zum Gesangsstudium bei Professor Sabine Kirchner an die Hochschule für Musik und Theater in Hamburg zog. Seit seinem Lied- und Lehrexamen 1994 arbeitet er mit seiner Stimmlage zwischen Tenor und Bass freiberuflich als Opern-, Operetten-, Musical- und Konzertsänger.

Sein seither perfektionierter Gesang wird im September also auch in der Eppertshäuser Waldfriedhofshalle erklingen, eingebettet in den „Kultursommer Südhessen“. In der Friedhofshalle herrsche nicht nur „eine sehr gute Akustik“. Sie sei auch „ein Ort, an dem sonst Verabschiedungen stattfinden, da gehen die Leute mit einer ganz anderen Konzentration hin“. Weber und Sthel erwarten deshalb eine besonders intensive Atmosphäre, etwa mit Schubert, Brahms und der „Abendempfindung“ von Mozart, „das hat auch eine spirituelle Kraft“. Filmschlager wie „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“ gehörten indes ebenfalls zum Repertoire.

Sthel, der auf einem Konzertflügel von Steinway & Sons spielen wird, ist sich darüber hinaus sicher, dass man „kein Theater braucht, um Kultur zu etablieren“. Beide Musiker wissen, wovon sie sprechen: In diesem Jahr traten sie schon auf einer Waldbühne und in einer vor dem Abriss stehenden Fabrikhalle auf. Ihren Konzerten sei gemein, das man sie „ohne technische Hilfe“ fülle, „bei uns hört man das reine Material“, sagt Guido Weber. Für Giomar Sthel ist klar: „Was wir machen, ist ehrlich und direkt! Bei den schönen Kompositionen verstehen die Leute die Macht der Musik.“

(Text: jedö)