Seit 10 Jahren wird in Offenbach Bioabfall gesammelt

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Symbolbild Biotonne (Foto: Manfred Richter auf Pixabay)

Verschimmelte Brotreste, welke Salatblätter und alte, müffelnde Essensreste haben in Offenbach seit zehn Jahren ein Ziel: Die braune Biotonne wurde vom Stadtservice der Stadtwerke Offenbach im Frühjahr 2014 erstmals den Haushalten zur Verfügung gestellt.

„Obwohl die Biotonne von vielen Bürgerinnen und Bürgern gut bestückt wird, bleiben die gesammelten Mengen leider insgesamt deutlich hinter den Erwartungen zurück“, sagt Martin Wilhelm, Stadtkämmerer und zuständiger Dezernent. „Rein rechnerisch könnten in Offenbach im Idealfall 85 Kilo Bioabfall pro Kopf und Jahr gesammelt werden. Aktuell sind es aber laut Abfallmengenbilanz der RMA (Rhein-Main-Abfall GmbH) nur rund 31 Kilo pro Kopf.“

Inhalt wird künftig stärker kontrolliert werden

Zudem stellen die Müllwerker bei der Sammlung immer häufiger fest, dass die Gefäße für Bioabfälle mit nicht vergärbaren Abfällen falsch befüllt werden. Deshalb wird in der nächsten Zeit die Qualität des Biotonneninhalts kontrolliert. Ist darin zu viel Restmüll, Plastik oder andere falsche Inhaltsstoffe enthalten, bekommen die Tonnen einen Anhänger, der auf die Fehlbefüllung hinweist, sowie einen Aufkleber. Dieser macht in Piktogrammen verständlich, was Bioabfall ist. Damit werden die Nutzenden darauf hingewiesen, dass in der Tonne Stoffe lagen, die nicht in den Biomüll gehören. Gleichzeitig wird darum gebeten, künftig auf den richtigen Inhalt zu achten.

Die Kontrolle ist keine Offenbacher Befindlichkeit, sondern eine Vorbereitung auf ein Bundesgesetz, das am 1. Mai 2025 in Kraft tritt. „Soweit die Bioabfälle nicht schon mit der erforderlichen Sortenreinheit gesammelt wurden, müssen Fremdstoffe vor der Behandlung (Pasteurisierung, Vergärung, Kompostierung) und vor der Gemischherstellung ausgeschleust werden. Das betrifft vor allem zum Beispiel mit der Biotonne getrennt gesammelte Bioabfälle…“, heißt es in der “Kleine Novelle der Bioabfallverordnung 2022”. Sie verpflichtet sowohl die Entsorgungsunternehmen als auch die Verwertungsanlagen, auf die Qualität des Bioabfalls zu achten.

„In Offenbach sollen Quantität und Qualität des gesammelten Bioabfalls verbessert werden“, sagt Christian Loose, stellvertretender Leiter des ESO Eigenbetriebs kommunale Dienstleistungen. „Unsere Ressourcen- und Abfallberatung arbeitet daran, zwei Probleme zu beheben: In vielen Großwohnanlagen werden die Biotonnen den Bürgerinnen und Bürgern gar nicht erst zur Verfügung gestellt. Sind Behälter vorhanden, ist die Sortenreinheit der gesammelten Bioabfälle nicht immer gut.“

Weitere Aktionen geplant

Zusätzlich planen der ESO Eigenbetrieb und die Stadtwerke Offenbach weitere Aktionen. Die Bioabfallkampagne „Die Zukunft liegt im Eimer“ wird aktualisiert. Sie motiviert die Offenbacherinnen und Offenbacher, möglichst ihren gesamten Bioabfall richtig getrennt und damit nachhaltig zu entsorgen. Im besten Fall lässt sich durch die richtige und konsequente Befüllung der Biotonne Geld sparen: Beispielsweise ist die Nutzung einer 60-Liter-Bioabfalltonne bis zur Hälfte günstiger als die eines gleich großen Restmüllgefäßes.

Der Offenbacher Bioabfall wird in eine Biogasanlage gefahren, wo Grünschnitt und Küchenabfälle zu klimafreundlichem Biogas vergären. Damit werden Strom und Wärme erzeugt. Die nach der Gärung übriggebliebenen Reste werden als Dünger für Felder und Grünanlagen verwendet. Deshalb achten die Verwertungsanlagen darauf, dass die angelieferten Mengen nicht mit anderen Abfällen vermischt sind. Auch die oft als kompostierbar angebotenen Kunststoffbeutel gehören nicht in die Biotonne. Sie verrotten selbst in der Biogasanlage viel zu langsam und landen dann halbzersetzt in der Landwirtschaft und auf Rasenflächen.

Durch das neue Bundesgesetz müssen die Verwertungsanlagen Bioabfall bei schlechter Qualität ablehnen oder können die sogenannten Störstoffe gegen Bezahlung aussortieren. Diese Kosten müssen dann die Entsorger, in dem Fall der Stadtservice, auf die Müllgebühren umlegen. Häufen sich solche Rechnungen an die Kommunen, werden die Müllgebühren für die Bürgerinnen und Bürger erhöht, da Gebühren laut Gesetzgeber kostendeckend erhoben werden müssen. Ist die Ladung Bioabfall so stark verunreinigt, dass die Verwertungsanlage sie komplett ablehnt, landet sie in der Müllverbrennung. Dies verursacht nicht nur höhere Kosten, auch Biogas und Humus gehen damit verloren.

Gemeinsames Ziel von Stadtwerken und ESO Eigenbetrieb ist es, die Offenbacherinnen und Offenbacher gut zu informieren und so eine getrennte Sammlung aus Überzeugung zu erreichen. Davon profitieren das Klima und alle Bürgerinnen und Bürger.

(Text: PM Stadt Offenbach)