Flauschige Rasenmäher in Langen

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Tierische Mitarbeiter auf der Kläranlage: Raphaelo (vorne), Milky Way und drei weitere Alpakas kümmern sich um die Pflege der Grünflächen. (Foto: Schaible/Stadt Langen)

Alpakas auf den Freiflächen an der Kläranlage im Einsatz

Sie sind effektiv, absolut unkompliziert in der Haltung und vor allem so niedlich: Auf der Langener Kläranlage sind fünf Alpakas eingezogen, um dort künftig die Grünflächen zu „mähen“. Vorerst sind die Tiere noch „auf Probe“, doch schon nach kurzer Zeit zeichnet sich ab, dass daraus aller Voraussicht nach ein Dauer-Engagement wird.

Marlies, Joline und Josie, Raphaelo und Milky Way – drei Stuten und zwei Hengste sind die neuen Mitarbeiter im Team des Abwasserverbandes Langen/Egelsbach/Erzhausen, der die Verbandskläranlage an der Prinzessin-Margaret-Allee 1 in Langen betreibt. Alpakas sind eine aus den südamerikanischen Anden (hauptsächlich Peru) stammende, domestizierte Kamelart, die inzwischen aber auch hierzulande vorwiegend wegen ihrer Wolle gezüchtet werden. Doch die wäre, wenn die Tiere dauerhaft auf der Kläranlage bleiben, nur ein Nebenprodukt.

Alpakas als nachhaltige Alternative zum Mähroboter

Der Grund für den Einzug des Alpakas ist vielmehr die Grünpflege, wie Geschäftsführerin Eva-Maria Frei erläutert: „Bislang arbeiten wir mit Mährobotern, die allerdings nach siebenjährigem Einsatz erneuert werden müssten. Ein Problem dieser Geräte ist, dass sie alles schnetzeln, was zwischen ihre Messer kommt. Also auch Insekten, beispielsweise größere Käfer. Alpakas dagegen fressen Gras und sonst nichts.“

Der finanzielle Aufwand für die Anschaffung ist in etwa gleich. Auch die Unterhaltskosten sind überschaubar und entsprechen ungefähr den jährlichen Kosten für Wartung und Reparatur. Und die Tiere werden bis zu 25 Jahre alt, was die Lebensdauer der Mähroboter deutlich übersteigt.

Etwa 6.000 Quadratmeter, das ist rund die Hälfte der gesamten Grünflächen der Kläranlage, können von Marlies, Joline, Josie, Raphaelo und Milky Way beweidet werden. Ein leicht zu versetzender Elektrozaun sorgt dafür, dass sie nicht übers ganze Betriebsgelände laufen. Aber die Tiere bleiben sowieso am Liebsten dort, wo es leckeres Gras für sie gibt.

Aktuell sind die fünf Alpakas von einer Züchterin ausgeliehen, aber mit der Option, sie dauerhaft zu kaufen. „Und es zeichnet sich schon ab, dass wir das auch tun werden“, sagt Eva-Maria Frei. „Der Aufwand ist sehr gering, das Ergebnis überzeugend. Und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das Zusammensein mit den zutraulichen Tieren stressreduzierend.“

Personal kümmert sich im Wechsel um die tierischen Kollegen

Das Personal kümmert sich im Wechsel um die tierischen Kollegen, morgens und abends jeweils etwa zehn Minuten. „Zweimal am Tag Kraftfutter geben, mehr ist es nicht“, sagt die Geschäftsführerin. „Da am Wochenende ebenfalls Kollegen auf der Anlage sind, ist auch das kein Problem.“ Dass sich die fünf flauschigen Alpakas beim Füttern nebenbei Streicheleinheiten abholen, versteht sich von selbst.

Eingewöhnt haben sie sich gut, mit Ausnahme von Raphaelo. „Der Hengst vermisst seine Züchterin doch sehr und kränkelt“, berichtet Eva-Maria Frei. „Sollte sich das nicht bessern, wird er wohl dorthin zurückkehren.“ Doch so oder so wird sich die kleine Herde noch vergrößern: Zwei der Weibchen sind trächtig und werden jeweils ein Jungtier zur Welt bringen.

Untergebracht sind die Alpakas im Schwalbenhaus auf der Kläranlage. Dessen Bau wurde vom Paul-Ehrlich-Institut bezahlt als Ersatzmaßnahme für den Abriss des Kronenhofs im Wirtschaftszentrum Neurott, wo der Ersatzneubau des PEI entsteht. „Die Vogelschützer vom NABU begrüßen es sehr, dass wir die Tiere dort haben“, weiß die Geschäftsführerin. Schwalben sind bisher noch keine eingezogen, aber die Fachleute sind zuversichtlich, dass sich das bald ändert.

Kot als hochwertiger Dünger

Im Vergleich zu Schafen, die ebenfalls zur Grünflächenpflege genutzt werden können, haben Alpakas einen großen Vorteil, erläutert Eva-Maria Frei. Sie hinterlassen ihren Kot nur auf ganz wenigen, kleinen und immer gleichen Stellen. Somit können die Mitarbeiter diesen problemlos zusammenrechen und entfernen.

„Der Kot kann getrocknet als hochwertiger Dünger vermarktet werden“, schildert die Geschäftsführerin einen weiteren Aspekt. „Ebenso wie durch die Wolle könnten wir somit Erträge erzielen.“ Denn vor dem Sommer müssen die Tiere geschoren werden, damit ihnen nicht zu heiß wird. Im Winter schützt sie das dichte Fell dann vor der Kälte, sodass sie ganzjährig einsetzbar sind. Was, wenn nichts mehr Unvorhergesehenes dazwischenkommt, wohl auch so eintreten wird.

(Text: PM Abwasserverband Langen/Egelsbach/Erzhausen)