Eine schöne Nachricht aus dem Zoo Frankfurt: Bei den als „stark gefährdet“ eingestuften Okapis gab es Nachwuchs. In der Nacht von Donnerstag, 11., auf Freitag, 12. Juli, brachte die vierjährige Imani ein Jungtier zur Welt – vermutlich ein Weibchen.
Okapis sind Ablieger, das heißt, sie halten sich in ihren ersten Lebenswochen in einem Versteck auf. Im Zoo befindet sich das Nest, das hinter einem Laubvorhang verborgen ist, im Stall und wird vom Jungtier nur verlassen, um bei der Mutter zu trinken. Normalerweise. Denn ganz offenbar hält sich auch Okapi-Nachwuchs nicht immer an die Regeln und so kam es, dass die drei Tage alte Waldgiraffe bereits am Wochenende ihrer Mutter Imani auf die Anlage folgte und beim Zoopublikum für Entzücken sorgte.
Die vierjährige Imani kam im Februar bereits trächtig aus dem Kölner Zoo nach Frankfurt. Obwohl es für sie das erste Jungtier ist, macht sie alles richtig und kümmert sich sicher um das Kleine.
Die schokoladenbraunen Waldgiraffen mit ihrer markanten, hellen Fellzeichnung an den Hinterbeinen sind vielen nicht so geläufig wie ihre in der Savanne lebenden Verwandten. Im Frankfurter Zoo haben Haltung und Zucht von Okapis allerdings eine lange Tradition. Der ehemalige Direktor Bernhard Grzimek brachte 1954 zum ersten Mal ein Okapi nach Deutschland und in den Frankfurter Zoo. 1960 gelang dort die deutsche Erstzucht bei den Waldgiraffen. Bis heute wurden 28 Okapis im Frankfurter Zoo geboren. Seit 1985 koordiniert der Zoo in Antwerpen das Europäische Erhaltungszucht-Programm (EEP). Auch heute ist die Art in Zoos nicht häufig. Aktuell werden nur 83 Individuen in 27 Europäischen Zoos gehalten.
Überlebensnotwendig: Artenschutz vor Ort
Über das Verhalten von Okapis in ihrem natürlichen Lebensraum weiß man wenig und verlässliche Bestandszahlen gibt es nicht, denn ihre Heimat ist einer der unzugänglichsten und gefährlichsten Orte der Welt: Seit Jahren ist die Region politisch instabil und immer wieder Schauplatz für gewaltsame Konflikte, in denen bewaffnete Gruppen unter anderem um Bodenschätze kämpfen. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die Okapi-Population seit Mitte der 1990er Jahre kontinuierlich abnimmt. Man geht derzeit davon aus, dass es nur noch einige tausend Individuen gibt. Seit 2013 wird das Okapi auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als stark gefährdet (endangered) geführt. Hauptursachen für den Bestandsrückgang sind der Verlust des Lebensraums durch menschliche Nutzung, der zunehmende Bevölkerungsdruck sowie die lokale Nachfrage nach „Bushmeat“.
Zoodirektorin Christina Geiger freut sich über die Nachzucht, betont aber zugleich den dringend notwendigen Schutz der Freilandpopulation: „Wir unterstützen das Okapi Conservation Project in der Demokratischen Republik Kongo. In Zusammenarbeit mit der lokalen Naturschutzbehörde geht das Projekt unter anderem gegen Wilderei und illegale Rodung vor. Bildungsprogramme helfen der Bevölkerung vor Ort, alternative Einkommensmöglichkeiten zu erschließen, nachhaltigere Landwirtschaft zu betreiben und die Rolle von Frauen zu stärken. Das Ziel ist es, den Druck auf die Schutzgebiete zu reduzieren und damit die Überlebenschancen der Okapis zu erhöhen.“
Bewahren und lernen: Arterhaltung im Zoo
Doch so dringend der Schutz der Tiere in ihrem ursprünglichen Lebensraum ist, so wichtig ist es auch, vor allem in Anbetracht der wenig stabilen politischen Lage, dass Zoos diese Tierart ex-situ, also außerhalb ihres Lebensraums, halten, züchten und möglichst viel über sie lernen. So weiß man aus Beobachtungen, die nur in Zoos möglich sind, dass offenbar die Fellzeichnung bei Jungtieren einen Hinweis auf das Geschlecht gibt: Blinzelt zwischen Schwanz und der Streifenzeichnung der Beine noch ein weißer Fellbereich hervor, so kann man davon ausgehen, dass es sich um ein Weibchen handelt – so, wie bei dem Jungtier von Imani.
Wissenswertes über Okapis
Das Okapi (Okapia Johnstoni) – auch Kurzhals- oder Waldgiraffe genannt – ist mit einer Gesamthöhe von 1,80 Metern, im Vergleich zu seinen bis zu sechs Meter hohen Verwandten, der kleinste Vertreter der Giraffenfamilie (Giraffidae). Ihr natürlicher Lebensraum ist der tropische Regenwald der Demokratischen Republik Kongo. Okapis bevorzugen dichtes Unterholz in Gewässernähe. Sie sind tagaktive Einzelgänger, die im schummrigen Licht des Waldes nach Blättern und jungen Trieben suchen. Ein besonderes Erkennungsmerkmal sind die zebraartig gestreiften Hinterläufe. Sie bieten im Wechsel von Licht und Schatten zwischen den Bäumen eine perfekte Tarnung. Das Okapi wurde erst 1901 als letzte afrikanische Großtierart entdeckt.
Folge 12 des Naturschutz-Podcasts „Hinter dem Zoo geht’s weiter“ von Zoo und Zoologischer Gesellschaft Frankfurt widmet sich den charismatischen Waldgiraffen. Der Podcast findet sich unter Okapis: Fabelwesen im Krisengebiet / Podcast (fzs.org).
(Text: PM Zoo Frankfurt)
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