Innovation aus Dieburg: Bauhof Münster heizt jetzt energiesparend mit „Heizungskraft“

252
Bürgermeister Joachim Schledt mit den PERKON-Geschäftsführern, Maurice Fleck und Ireneusz John (von links) bei der Befüllung der Bauhof-Heizung mit „Heizungskraft“. (Foto: GM/Meike Mittmeyer-Riehl)

Die Energiewende ist in vollem Gange: Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Vor allem in den Bereichen Wohnen und Heizen bringt die Umstellung auf erneuerbare Energien und sparsame Technologien große Herausforderungen mit sich. Bis zu 85 Prozent des Energieverbrauchs in Gebäuden entfallen auf Raumwärme und Warmwasser – ein großer Hebel, um Energie zu sparen und den CO2-Ausstoß zu senken. Genau an dieser Stelle setzt das Dieburger Unternehmen PERKON Technologies GmbH mit einer bahnbrechenden Erfindung an: „Heizungskraft“ nennt sich die auf Nanotechnologie basierende, schwarze Wärmeträgerflüssigkeit, die in allen wassergeführten Heizungen unabhängig von Art und Hersteller (Öl, Gas, Wärmepumpe, Nah- und Fernwärme) zum Einsatz kommen kann. Einfach anstelle von gewöhnlichem Wasser im bestehenden Heizkreislauf eingesetzt, entfaltet sie laut Hersteller sofort ihre energiesparende Wirkung um bis zu 30 Prozent und mehr.

In Privathaushalten und einigen Firmen habe sich „Heizungskraft“ während der vergangenen Heizperioden bereits bewährt, betonen die beiden Geschäftsführer Ireneusz John und der Münsterer Maurice Fleck anhand von Kundenrückmeldungen. Die Klimakommune Münster ist nun die erste Gemeinde überhaupt, die in einer ihrer Liegenschaften auf die Innovation von PERKON setzt: Die 19 Jahre alte Holzpellet-Heizung im Bauhof in der Lise-Meitner-Straße läuft seit 19. Juni mit „Heizungskraft“ statt herkömmlichem Wasser. Wie groß der Einspareffekt in der Praxis sein wird, wird sich nach dem nächsten Winter zeigen. „Wir sind sehr gespannt auf erste Ergebnisse und freuen uns, als Pioniere einer innovativen Technologie den Weg zu ebnen“, betont Bürgermeister Joachim Schledt. „Fortschritt lebt von solchen Erfindungen. Es braucht schnelle, einfache und kostengünstige Lösungen. Sollten die Einsparungen wirklich so werden wie vom Hersteller versprochen, hat Heizungskraft riesiges Potenzial, die Energiewende voranzubringen – hier bei uns in Münster und weit darüber hinaus.“

Kohlenstoff und Wasser gehen stabile Verbindung ein

Aber was macht „Heizungskraft“ nun so besonders? Die wichtigste Info gleich vorweg: Es handelt sich trotz seiner pechschwarzen Farbe um reines Wasser, keine Chemikalie. „Die Flüssigkeit gehört keiner Wassergefährdungsklasse an und ist völlig unbedenklich für Mensch und Natur“, versichert John und kann dies durch unabhängige Laboruntersuchungen belegen. Die schwarze Farbe stammt von einem natürlichen Inhaltsstoff: Kohlenstoff. Kohlenstoffverbindungen bilden eine der Grundlagen des Lebens, die auch im menschlichen Körper und allem Lebenden in der Natur vorkommen. „Diamant – komprimierter Kohlenstoff – ist der beste natürliche Wärmeleiter“, erläutert John. In „Heizungskraft“ ist der Kohlenstoff in Form von winzig kleinen „Röhrchen“ enthalten, den sogenannten Kohlenstoffnanoröhrchen (Englisch CNT von carbon nanotubes). Die kann man nicht sehen oder fühlen, das Wasser ist genauso flüssig wie klassisches aus dem Hahn. Doch auf molekularer Ebene entfalten die CNTs eine Wirkung, die wir dann indirekt spüren können: Eine erheblich bessere Wärmeübertragung. Einfach zusammengefasst, muss der Heizkessel weniger feuern, um die gleichen Raumtemperaturen zu erreichen. Außerdem hält sich die Wärme länger. „Diese Wirkung konnte in unabhängigen Tests eindeutig nachgewiesen werden“, schildert John.

Wasser und Kohlenstoff für eine bessere Wärmeleitung miteinander zu vermischen, klingt erst einmal simpel, doch normalerweise verbinden sich diese beiden Stoffe gar nicht so einfach. Sie setzen sich ähnlich wie Öl und Wasser voneinander ab. Die eigentliche Innovation geschieht also schon einen Arbeitsschritt vorher: In Produktionsanlagen nahe Bremen nutzt PERKON eigens entwickelte Technologien und Verfahren, um gewöhnliches Leitungswasser auf einen nach eigenen Angaben bislang unerreichten Reinheitsgrad zu bringen. Dieses dient als Basis für die permanente Dispergierung (Verbindung) von Nanopartikeln im Wasser. Laut John erfüllt „Heizungskraft“ die von Herstellern vorgeschriebene Richtlinie VDI 2035 zur Wasseraufbereitung. So trage die Flüssigkeit nicht nur zur Reduzierung von Heizkosten und CO2 bei, sondern könne Verkalkung und Korrosion (bekannt als Lochfraß) minimieren und die Zuverlässigkeit und Lebensdauer der Heizungsanlage positiv beeinflussen.

Bereits vor mehreren Jahrzehnten erkannte Jan Schmidt aus Norddeutschland das Potenzial von Wasser. Basierend auf seinem Wissen und 50 Jahren Forschungs- und Entwicklungstätigkeit entstand die Grundlage für „Heizungskraft“. Parallel zu dieser Pionierarbeit verfolgte Maurice Fleck, Geschäftsführer der Dieburger Haustechnik Fleck GmbH, ähnliche Ziele und errichtete in Dieburg ein TÜV-geprüftes Heizlabor für thermodynamische Analysen von Flüssigkeiten. Als sich die Wege der beiden kreuzten, war die gemeinsame Ausrichtung schnell klar. Über Fleck, der Münsterer und im Ort bestens vernetzt ist, landete die Idee bei Bürgermeister Joachim Schledt, der für innovative Ideen immer offen ist. Nun richten sich alle Augen auf den Bauhof, in dessen unterirdischen Adern und Leitungen seit dem 19. Juni die schwarze „Heizungskraft“ fließt. Alle warten nun gespannt auf den nächsten Winter und welches Einsparpotenzial die Wärmeträgerflüssigkeit dort entfaltet.

(Text: PM Gemeinde Münster/Hessen)