Seit zwei Jahren ist Privatdozent Dr. Harald Scherk Chefarzt der Asklepios Psychiatrie Langen. Den Wechsel dorthin hat er nicht bereut.
Manchmal muss auch ein Chefarzt eine Schrecksekunde überwinden. Privatdozent Dr. Harald Scherk, dem Chefarzt der Asklepios Psychiatrie Langen, ging es so, als er an einem Sonntagmorgen Anfang Mai erfuhr, dass es in der Klinik brannte. Ein technischer Defekt hatte Feuer in einer Patientenküche in der geschlossenen Akutstation verursacht. Sofort eilte Scherk zum Ort des Geschehens und überzeugte sich davon, dass niemand verletzt worden war. Für das Vorgehen des Personals findet er anerkennende Worte: Die Mitarbeiter hätten „gut reagiert“; die Evakuierung des betroffenen Gebäudebereichs habe „gut geklappt“, wie es die Alarmpläne der Psychiatrie vorsähen. Die Patienten der Akutstation seien sofort in eine ungefährdete Nachbarstation gebracht worden; andere Patienten hätten das Gebäude erst einmal verlassen. Auch die Feuerwehr habe die Reaktion des Personals der Psychiatrie gelobt.
Seit ziemlich genau zwei Jahren ist Scherk Chefarzt der Langener Psychiatrie. Zuvor war der 54 Jahre alte Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie als Ärztlicher Direktor des Vitos Klinikums Riedstadt und Klinikdirektor des Vitos Philippshospitals, der dortigen Erwachsenenpsychiatrie, tätig. Den Wechsel hat er nicht bereut: In den vergangenen beiden Jahren sei es gelungen, gemeinsam mit seinen Kollegen das psychotherapeutische Angebot der Asklepios Psychiatrie Langen zu verfeinern, macht Scherk deutlich. So biete die Klinik für stationär aufgenommene Patienten spezielle Gruppentherapien an, die es vorher dort nicht gegeben habe. Dies betreffe etwa die Behandlung von Depressionen und Schizophrenien. Zusätzlich wurden andere therapeutische Gruppen mit den Schwerpunkten Schlafstörungen, Angst und Achtsamkeit aufgebaut. Für stationäre ebenso wie für ambulante Patienten biete man zudem Online-Therapie-Module mit der Plattform „Minddistrict“ an. Patienten können sich dabei zusätzliches Wissen zu ihrer Krankheit und dem Umgang damit selbst erarbeiten, aber auch Zwischenschritte mit ihrem Therapeuten besprechen. Diese Module kämen jetzt verstärkt zum Einsatz, sagt Scherk.
Personelle Veränderungen
Auch personell gab es an der Klinik Veränderungen: Die frühere leitende Oberärztin Angelika Bauer wurde in einer anderen Klinik Chefärztin. Neuer leitender Oberarzt ist Stefan Koob, der zuvor schon viele Jahre als Oberarzt in Langen tätig war. Er leitet die Akutstation und die Station mit dem Schwerpunkt Psychosen. Mit Liudmila Hannemann kam eine neue Oberärztin, die für die Station für Abhängigkeitserkrankungen zuständig ist. Scherk sprach von einer „normalen Fluktuation“.
Das Projekt der „stationsäquivalenten Behandlung“ wurde im November vergangenen Jahres gestartet, musste im März aber wegen Personalausfalls unterbrochen werden. Bis zu sieben Patienten wurden damals zuhause betreut. Das Konzept sieht vor, dass ein Team aus Ärzten, Psychologen, Sozialarbeitern und Pflegekräften der Asklepios Psychiatrie Langen Patienten in ihrer Wohnung aufsucht, so dass diese in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können. In Frage kommt die stationsäquivalente Behandlung etwa für Menschen mit Depressionen, Demenz, leichten Verhaltensauffälligkeiten und chronifizierter Schizophrenie. Sobald es die personelle Situation zulasse, solle das Projekt einen Neustart erleben, kündigt Scherk an.
Ein neues Gerät zur Magnetstimulation, das in wenigen Tagen geliefert wird, soll künftig die Behandlung therapieresistenter Depressionen ermöglichen. Eine Spule erzeugt dabei ein Magnetfeld am Kopf des Patienten, wodurch die Nervenzellen im Gehirn angeregt werden.
Breiteres Spektrum bei Suchterkrankungen
An anderer Stelle, bei den Suchterkrankungen, will die Klinik künftig ebenfalls ein breiteres Spektrum abdecken: War die Suchtstation in der Vergangenheit vor allem darauf ausgerichtet, Alkoholabhängigkeit zu behandeln, so rücken künftig Patienten stärker in den Fokus, die von illegalen Drogen, vor allem Heroin und Kokain, abhängig sind. Die Patienten werden in einer offenen Station behandelt. Zwei bis sechs Wochen bleiben sie zur Entgiftung in der Psychiatrie. Wer „Nachschub“ in die Klinik mitbringt, muss mit Konsequenzen rechnen: In diesen Fällen müsse man die Entgiftung sofort beenden, macht Scherk deutlich.
Nach den Einschränkungen, die die Corona-Zeit für die Krankenhäuser mit sich brachte, hat sich der Betrieb überall wieder normalisiert – so auch in der Asklepios Psychiatrie Langen. „Wir arbeiten eher an der Belegungsgrenze“, sagt Scherk. Die Schwierigkeit bestehe heute darin, alle Patienten rechtzeitig aufnehmen zu können. Die Klinik könnte nach Ansicht des Chefarztes noch einige zusätzliche Räume gebrauchen. Eine Erweiterung des bestehenden Gebäudes ist nicht möglich, jedoch gibt es bereits Ideen, wie eine Ausweitung gestaltet werden könnte. Wie und wann sich diese realisieren lassen, ist noch nicht absehbar.
(Text: PM LPR)
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