SPD Eppertshausen berichtet von verbaler Entgleisung beim Aufhängen eines Wahlplakats

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Stein des Anstoßes: Als Eppertshäuser SPD-Vertreter dieses Europa-Wahlplakat mit Olaf Scholz und Katarina Barley vor dem Rathaus an einer Bank auf dem Franz-Gruber-Platz anbrachten, ernteten sie aus einer Gruppe, die sich montags dort trifft, den Spruch: „Hängt ihn auf, den Scholz!“ An anderer Stelle im Ort wurden SPD- (und Grünen-)Plakate zerstört. (Foto: jedö)

Den Europa-Wahlkampf haben die Eppertshäuser Gemeindevertreter aller Couleur in den vergangenen Monaten stets draußen gelassen, wenn sie sich im kleinen Saal der Bürgerhalle versammelten. In der jüngsten Sitzung – der letzten vor der Wahl am 9. Juni – kam er dann doch zur Sprache: Weil zwei seiner Fraktionskollegen ein unerfreuliches Erlebnis auf dem Franz-Gruber-Platz hatten und Plakate seiner Partei an anderer Stelle im Ort zerstört wurden, gab SPD-Fraktionschef Günter Schmitt eine persönliche Erklärung ab. „Auch in Eppertshausen sind wir nicht mehr auf einer Insel der Glückseligen“, stellte er fest. Was war passiert?

Die Geschehnisse riss Schmitt in der Sitzung an und führte sie in einem späteren Gespräch aus. Neun Tage vor der Sitzung, an einem Montag im Mai, hatten zwei seiner SPD-Fraktionskollegen für die Europawahl plakatiert. Auf dem Franz-Gruber-Platz brachten sie ein Plakat mit dem Konterfei von Bundeskanzler Olaf Scholz und Katarina Barley an, das dort neben einer Bank direkt vor dem Rathaus auch jetzt noch unbeschädigt wirbt. Alles wie demokratisch vorgesehen, könnte man meinen – doch flankierte ein Vorfall die ehrenamtliche Politarbeit der Eppertshäuser Genossen: Aus einer Gruppe heraus, die sich montags regelmäßig auf dem Franz-Gruber-Platz trifft, sei gerufen worden: „Hängt ihn auf, den Scholz!“

Für Schmitt und auch nach den Eindrücken seiner zwei Fraktionskollegen, die ihm davon berichteten, alles andere als ein witziges Wortspiel. Die lokale SPD wertet es vielmehr als Gewaltaufruf und den Versuch der Einschüchterung von Mitstreitern ihrer Parteien. Körperlich angegriffen wurden die zwei Männer nicht. Dennoch taten die Sozialdemokraten die Sache gegenüber der Gemeindeverwaltung kund. Bürgermeister Carsten Helfmann (CDU) meldete den Vorfall daraufhin der Polizei.

Vor wenigen Tagen kam die dann auch noch mal auf Schmitt zu. Der hält eine Strafanzeige für wenig erfolgversprechend, „unsere Leute können nicht sagen, von wem aus der Gruppe der Ruf kam“. Mit seiner persönlichen Erklärung habe er vor allem wachrütteln wollen: Auch im beschaulichen Eppertshausen gerate der demokratische Wettbewerb zunehmend unter Beschuss.

Helfmann etwa berichtet, mindestens Teile der Gruppe vom Franz-Gruber-Platz hätten zur Corona-Zeit nicht nur „Montags-Spaziergänge“ im Ort durchgeführt, sondern auch auf ihn persönlich Druck ausgeübt. „Über mehrere Wochen sind die Personen zu meinem Haus gezogen, sangen Lieder und unterhielten sich laut. Der Höhepunkt war in der Fastnachtszeit, als die gesamte Gruppe mit 30 bis 40 Personen mit lauter Polonaise-Musik durch unseren Vorgarten getrampelt ist.“ Diese Bilder stellte Helfmann damals online.
Die Spaziergänge fänden inzwischen nicht mehr statt, die „lose Gruppe“ vom Franz-Gruber-Platz melde auch keine Demonstrationen an. Seine CDU habe seit Mitte Mai ebenfalls Plakate zur Europa-Wahl aufgehängt, „aktuell weiß ich nur von zerstörten Plakaten der SPD und den Grünen“.

Günter Schmitt ist derweil „erschrocken, was sich in Eppertshausen tut. Es ist der Grad erreicht, an dem wir Demokraten aufstehen müssen, damit das gar nicht erst einsackt.“ Verballe Attacken wie auf dem Franz-Gruber-Platz und die Zerstörung von Wahlplakaten sieht der Sozialdemokrat als „Gefahr für unser gesamtes Gesellschaftssystem“. Womöglich werde die SPD demnächst noch mal zusammen mit CDU und FDP Stellung beziehen.

(Text: jedö)