Offenbach: Ausstellung “Der Weg der Sinti und Roma” eröffnet

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Innenminister Roman Poseck unter anderem mit dem stellvertretenden Geschäftsführer des Landesverbades Hessen Deutscher Sinti und Roma Rinaldo Strauß, der Vizepräsidentin des Polizeipräsidiums Südosthessen und weiteren Bediensteten des Polizeipräsidiums Südosthessen (Foto: PP Südosthessen)

Innenminister Roman Poseck: “Es ist eine große Bereicherung, dass Sinti und Roma in unserem Land leben und sich in der Gesellschaft und für das Gemeinwesen engagieren. Die Ausstellung im Polizeipräsidium Südosthessen leistet einen wichtigen Beitrag, die Erinnerungen an die schrecklichen Verbrechen an den Sinti und Roma im Nationalsozialismus wachzuhalten und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.”

Die hessische Polizei arbeitet mit dem Hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma in unterschiedlichen Formaten zusammen. Aktuell wird im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Polizeipräsidium Südosthessen und dem Hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma die Ausstellung “Der Weg der Sinti und Roma” gezeigt. Die vierwöchige Ausstellung dient der Sensibilisierung und Aufklärung über Antiziganismus als spezifische Form des Rassismus. Sie skizziert unter anderem die Geschichte der Sinti und Roma im deutschsprachigen Raum, klärt über den nationalsozialistischen Völkermord auf und beleuchtet die Kontinuitäten von antiziganistischer Diskriminierung nach 1945.

Innenminister Roman Poseck hat heute die Ausstellung eröffnet und in seinem Grußwort erklärt: “Ich bin dem Polizeipräsidium Südosthessen sehr dankbar, dass es sich mit der Ausstellung “Der Weg der Sinti und Roma” eines wichtigen Themas annimmt. Es sind vor allem die Geschehnisse der letzten Tage und Wochen, die uns fassungslos zurücklassen und die uns die aktuellen Gefahren für unsere Demokratie deutlich vor Augen führen. Wir müssen die Erinnerung nicht nur wachhalten, sondern auch daraus lernen. “Nie wieder” ist jetzt!

Sinti und Roma wurden während der NS-Zeit ausgegrenzt, entrechtet, verfolgt und getötet. Viele haben ihre Heimat und ihre Angehörigen verloren. Hessen ist sich seiner historischen und politischen Verantwortung bewusst. Heute haben wir die Grundlagen für ein gutes Zusammenleben, das für Kultur, Sprache und Tradition nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Dies wird in dem Staatsvertrag zwischen dem Land Hessen und dem Hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma noch einmal besonders deutlich. Vor zwei Jahren wurde dieser erneuert und um weitere zehn Jahre verlängert. Damit einher geht eine Förderung in Höhe von 300.000 Euro, die ab dem kommenden Jahr um 200.000 Euro erhöht wird. Die Hessische Landesregierung setzt mit dem Staatsvertrag ein klares Zeichen für eine vielfältige und humane Gesellschaft. Es ist eine große Bereicherung, dass Sinti und Roma in unserem Land leben und sich in der Gesellschaft und für das Gemeinwesen engagieren. Leider werden noch immer viele Sinti und Roma mit Vorurteilen, Diskriminierung und Ausgrenzung konfrontiert. Diesen müssen wir entschieden entgegentreten und unsere demokratischen Werte verteidigen.

Die Ausstellung im Polizeipräsidium Südosthessen leistet einen wichtigen Beitrag, die Erinnerungen an die schrecklichen Verbrechen an den Sinti und Roma im Nationalsozialismus wachzuhalten und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Ich danke dem Hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma für seine wertvolle Arbeit gegen das Vergessen und für ein friedliches Miteinander.”

Auf 37 Aufstellern wird in den nächsten Wochen die Historie der Sinti und Roma seit ihrer Ankunft im deutschsprachigen Raum aufgezeigt – darunter die Verfolgung und Diskriminierung bis zum Völkermord während des Nationalsozialismus, ihr Leben in der Nachkriegszeit und nicht zuletzt der Kampf gegen den Antiziganismus durch die Selbstorganisationen der deutschen Sinti und Roma seit 1980.

Die Bediensteten der Behörde haben den gesamten Mai die Möglichkeit, die Ausstellung im Atrium des Hauses zu besuchen und sich über die Geschichte der nationalen Minderheit zu informieren. In dem Zusammenhang werden auch interne Führungen und Workshops stattfinden.

Polizeivizepräsidentin Anja Wetz machte in einer kurzen Eröffnungsrede darauf aufmerksam, dass die Geschichte und die damit verbundenen Bilder zum Nachdenken, zum Diskutieren und einer thematischen Öffnung dienen sollen, um das geschichtliche Bewusstsein der Mitarbeitenden weiter zu schärfen. “Das Berufsbild der Polizei hat sich in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt. Für eine professionelle und bürgerorientierte Polizeiarbeit sind interkulturelle Kompetenz und das Wissen um gesellschaftliche Hintergründe besonders wichtig”, so die Vizepräsidentin.

Weitere Projekte mit dem Hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma

In den Jahren 2022 und 2023 führte der Hessische Landesverband Deutscher Sinti und Roma zusammen mit dem Bildungsforum Antiziganismus (Berlin) und dem Förderverein Roma e. V. (Frankfurt am Main) eine Fortbildung zum Thema Antiziganismus bei der Frankfurter Polizei durch. Die Beamtinnen und Beamten setzten sich hier in einem ganztägigen Workshop mit antiziganistischer Diskriminierung auseinander. Dabei wurden unterschiedliche Fragestellungen erörtert. Auch die Reflexion der eigenen polizeilichen Praxis und der Rolle der Institution Polizei wurde im Rahmen der Fortbildung angestoßen. Zudem wurde die mobile Ausstellung “HinterFragen. Sinti und Roma – eine Minderheit zwischen Verfolgung und Selbstbestimmung” des Bildungsforums Antiziganismus im Zuge der Fortbildung eröffnet. Sie war in verschiedenen Polizeidienststellen zu sehen.

Das Polizeipräsidium Osthessen hat im November 2022 gemeinsam mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Hersfeld-Rotenburg und der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS Hessen) zu einer Veranstaltung mit dem Titel “Sinti*zze und Rom*nja – Leben und Alltag und grassierender Antiziganismus in Deutschland” eingeladen. Ziel der öffentlichen Veranstaltung war die Diskussion und der Austausch über Erfahrungen, Wünsche und Forderungen der Sinti*zze und Rom*nja an die Mehrheitsgesellschaft.

(Text: PM Hessisches Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz)