Keine Himbeeren im Winter: Nachhaltige Ernährung ist saisonal und fleischarm

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(Symbolfoto: Pixabay)

Eine gesunde, ausgewogene Ernährung ist heute vielen Menschen wichtig. Doch wie sie auch klimafreundlich gestaltet werden kann, ist einer Mehrheit immer noch unklar. Dabei kann das eigene Konsumverhalten die eigene Gesundheit und den Planeten schützen. Es gibt vier zentrale Punkte, auf die man achten sollte, meint Claudia Böhler, Ernährungsexpertin bei der AOK Hessen.

Rund 68 Prozent der Bevölkerung in Deutschland würden sich gerne nachhaltiger ernähren. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbandes. Die Frage ist nur: Wie geht das? Der größte Hebel, so Böhler, sei ein deutlich reduzierter Konsum von tierischen Erzeugnissen: „Dazu zählen auch Milchprodukte, nicht nur Fleisch. Denn der Verdauungsprozess zum Beispiel bei Rindern führt zu hohen Emissionen.“ Wenn dadurch die Massentierhaltung deutlich reduziert werden könnte, wäre dies aus Nachhaltigkeitsgründen von großem Vorteil. Wer nicht nur ausnahmsweise, sondern regelmäßig auf regionale und saisonale Lebensmittel setzt, verkürzt Transportwege beträchtlich. „Das bedeutet natürlich auch, auf Himbeeren im Winter eher zu verzichten“, meint sie.

Siegel nur für Insider

Wer dann noch auf ökologischen Anbau ohne Pestizide und Düngemittel achtet, macht alles richtig – allerdings gilt auch: Diese Waren sind häufig teurer. Der vierte Punkt ist die Bevorzugung von nährstoffreichen Produkten statt Monokulturen, die vor allem für die Tierfutterproduktion gebraucht werden. Wobei das für die Verbraucherinnen und Verbraucher mitunter schwer zu durchblicken sei, wo und unter welchen Bedingungen etwas angebaut wurde. Siegel wie der EcoScore und der Planet-Score sind noch weitgehend unbekannt. Ohnehin gäbe es, so Böhler, viel zu viele Kennzeichnungen, die für die breite Masse keine Aussagekraft besitzen.

Wenn Fleisch zum Gemüse wird

Ihrer Erfahrung nach bestätigt sich folgendes Bild: Der Irrglaube, dass nur Fleisch den Körper mit ausreichend Eiweiß versorge, hält sich immer noch in weiten Teilen der Bevölkerung. „Richtig ist, das tierische Lebensmittel wichtige Nährstoffe wie Vitamin B12 enthalten, die in pflanzlichen nur in Spuren vorkommen. Aber das kann man ausgleichen.“ Immerhin 38 Prozent der Deutschen essen laut Forsa Fleischprodukte mindestens vier Mal wöchentlich. Jedoch will Böhler das nicht so verstanden wissen, dass sich möglichst alle vegan ernähren sollen. Fleisch sollte vielmehr nicht mehr das Hauptgericht sein, sondern Beilage. 300 bis 600 Gramm wöchentlich würden ausreichen. Das ist in etwa die Hälfte von dem, was hierzulande durchschnittlich konsumiert wird. „Den eigenen Eiweißbedarf kann man auch sehr gut durch Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen und Erbsen decken.“ Passend zum Thema gibt es seit einigen Jahren einen Gesundheitskurs namens ‚Future Meal‘ bei der AOK Hessen. Hierbei geht es auch um die Einordnung von Siegeln und Labels sowie um klimafreundliches Einkaufen.

(Text:PM AOK Hessen)